Fahrerhotel, Rückkehrpflicht, Betriebsrat: Hegelmann und das Mobilitätspaket

Fahrerhotel, Rückkehrpflicht, Betriebsrat
Hegelmann und das Mobilitätspaket

Wie reagiert Großspediteur Siegfried Hegelmann auf Auffälligkeiten bei Kontrollen, was unternimmt er mit Blick auf das EU-Mobilitätspaket? Hier die Antworten.

Hegelmann und das Mobilitätspaket
Foto: Thomas Küppers

Auffälligkeiten bei Kontrollen, Kritik am Entlohnungsmodell: Siegfried Hegelmann, Geschäftsführer der Hegelmann Group, betont: „Wir nehmen die manchmal von außen an uns herangetragene Kritik ernst. Sofern Probleme da sind, werden sie behoben.“ Das Unternehmen habe seine Strukturen einem externen Audit unterzogen, das auch stichprobenartige Prüfungen der Entlohnungsmodelle vorsah. Der Unternehmer kündigt ferner an, eine Compliance-Stelle einzurichten. „Fahrer haben damit einen zusätzlichen Kanal, um zum Beispiel Beschwerden zu platzieren.“ Auch die Gründung eines Betriebsrats sei im Aufbau.

Hegelmann betont: „Wir vergüten marktentsprechend und Compliance-konform.“ Mehr sei angesichts des harten Wettbewerbs im FTL-Bereich kaum möglich. Klar sei für ihn aber: „Wir müssen uns nicht nur an KPIs orientieren, sondern uns in der Branche auch fragen: Wie gut bezahlst du deine Leute?“ Die Subunternehmer müssten ihre Preismodelle ebenfalls offen­legen. Sie arbeiteten auch nicht ausschließlich für Hegelmann. Etwa ein Fünftel der 4.000 Hegelmann-Lkw in Europa sind bei Partnern im Einsatz. Die Dispo der eigenen Fahrzeuge erfolge durch die Landesgesellschaften, der Sitz der deutschen Holding Hegelmann Express ist Bruchsal.

Was das Frachtniveau angeht, gelte der Grundsatz: „Die Fixkosten müssen gedeckt sein.“ Unternehmer Hegelmann räumt aber ein, wie viele Akteure am Markt im April und Mai vorigen Jahres auch zu Dumpingpreisen Transporte angenommen zu haben. Das sei der besonderen Marktsituation geschuldet gewesen.

Rückkehrpflicht, EU-Mobilitätspaket und Fahrerhotels

Die Hegelmann Group baut weitere Hotelkapazitäten auf, um Fahrern unterwegs Möglichkeiten zur Übernachtung zu bieten. Geplant sind je ein Zukauf in Frankreich und in Deutschland. Hierzulande sind zurzeit sechs Herbergen im Besitz des Unternehmens. Jede Unterkunft fasst Firmenangaben zufolge rund 60 Betten in Doppelzimmern. Im Fokus stehen auch Hotels, die infolge der Coronakrise in Schwierigkeiten geraten sind. Mit dem Vorhalten von Betten reagiert das Unternehmen auf das Verbot, die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit im Fahrerhaus zu verbringen.

Thomas Küppers
Disposition in Bruchsal: Rund 4.000 Fahrzeuge umfasst die Flotte der Hegelmann Group inzwischen.

„Der Lkw muss aber auch sicher schlafen können“, sagt Firmenchef Hegelmann und spielt darauf an, dass auch die Fahrzeuge nachts in Sicherheit sein müssen, wenn die Fahrer nicht an Bord sind. Hegelmann setzt hier auch auf geeignete Stellflächen bei Truck Parking Europe sowie Esporg, einem Anbieter von Sicherheits-Parkplätzen. Ebenfalls interessant für Hegelmann ist das Angebot Kravag Truck Parking, bei dem die Versicherung Flotten Parkmöglichkeiten auf den Flächen ihrer Mitglieder vermittelt. Die europäische Gesetzgebung sei weitreichend und in der Praxis nur schwer umsetzbar, weil geeignete Flächen fehlten, kritisiert Hegelmann.

Für wenig zielführend hält er auch die Regelung, wonach ab Februar nächsten Jahres ausländische Lkw alle acht Wochen zurück in ihre Heimatländer müssen. Dieses Ziel werde durch Tausende Leerfahrten erkauft, so Hegelmanns Prognose. Er hält das für ökologisch wie ökonomisch zweifelhaft und nicht für vereinbar mit den Klimazielen des Green Deal. Standortgründungen osteuropäischer Flotten und Übernahmen deutscher Firmen seien eine Reaktion darauf.

Thomas Küppers
Blick vom Hegelmann-Standort Bruchsal auf die A5: Fast im Minutentakt rollen die Fahrzeuge dort vorbei.