E-Lkw Bax und E-Trailer: Wie BPW Flotten elektrifiziert

E-Lkw Bax und E-Trailer
Wie BPW Flotten elektrifiziert

BPW liefert die ersten elektrisch angetriebenen Bax-Lkw an Kunden aus. Im nächsten Schritt will das Unternehmen auch Kühltrailer elektrifizieren.

Wie BPW Flotten elektrifiziert
Foto: BPW

Bax – der erste elektrische Lkw, der es wirklich packt. Der Slogan klingt vielversprechend und macht Flottenbetreiber neugierig. Bax – das hat sich in der Branche inzwischen herumgesprochen – ist die neue Fahrzeugmarke von BPW und Paul Nutzfahrzeuge. Der Achsenhersteller aus Wiehl (Oberbergischer Kreis) und der Fahrzeugbauer aus Passau haben sie im Herbst 2021 auf den Markt gebracht. Ein Jahr später nun rollen die ersten Fahrzeuge zu den Kunden. Mehr als 100 Interessierte wollten nach BPW-Angaben das Fahrzeug allein während der IAA Transportation binnen weniger Messetage Probe fahren.

Wie waren ihre Eindrücke? Wie viele Aufträge sind bisher für den batterieelektrischen 7,5-Tonner eingegangen? Wie bewähren sich die ersten Lkw in den Flotten? Und wie sehen die Pläne für die nächste Stufe der Elektrifizierung bei BPW aus – konkret für eine Generator-Achse, die in Kühlaufliegern zum Einsatz kommen soll? Fragen über Fragen, die sich die Branche stellt – und die Thore Bakker beantwortet. Er hat die Funktion des General Managers des Geschäftsbereichs Trailer Solution & Mobility Services und ist seit fünf Jahren bei BPW beschäftigt. Zuvor war er in unterschiedlichen Funktionen bei Daimler tätig – unter anderem in der Logistik und bei Fleetboard.

BPW
„Durch das kompatible Chassis kann der Bax beispielsweise als Kipper oder Abfallsammler eingesetzt werden, im Moment sind aber Fahrzeuge mit Trockenkoffer aber am stärksten gefragt“, erläutert Thore Bakker, General Managers des Geschäftsbereichs Trailer Solution & Mobility Services bei BPW.

Was ihn an der Aufgabe reizt? „Das Vertrauen, den das Unternehmen mir schenkt, und der Gestaltungsspielraum“, sagt der 46-Jährige. Ganz besonders fasziniert ihn die Herausforderung, ein Unternehmen mit 125-jähriger Industriegeschichte in ein neues, postfossiles Zeitalter zu führen – nachhaltig und erfolgreich. Und hier nehmen die Elektro-Achsen eine Schlüsselfunktion ein. Sie ermöglichen es Flottenbetreibern, ihre Fahrzeuge (sofern Ökostrom zum Einsatz kommt) oder im Fall der Generator-Achse die Kühlgeräte CO2-frei zu betreiben.

Die E-Mobilität ist für BPW kein Neuland: Der Startschuss für den Einstieg in strombasierte Transportlösungen fiel 2016 mit der elektrischen Antriebsachse eTransport, 2018 stellte das Unternehmen erstmals ein umgerüstetes Fahrzeug vor. Dazu ging BPW eine Kooperation mit Paul Nutzfahrzeuge ein. Gemeinsam nahmen sich die Partner vor, Vario-Transporter von Mercedes-Benz mit der E-Achse umzurüsten und ihnen so ein zweites, emissionsfreies Leben zu ermöglichen. Eine zweistellige Zahl an Fahrzeugen ist nach Firmenangaben inzwischen damit unterwegs, vornehmlich im Kommunalbereich, etwa bei den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln oder der Berliner Stadtreinigung. Aber auch Logistikdienstleister wie Hellmann und UPS hatten entsprechende Stromer im Einsatz. „Wir haben noch immer einige Anfragen, die wir bedienen“, berichtet Thore Bakker. „Doch der Fokus liegt auf dem Bax.“ Der elektrische 7,5 Tonner ist vor allem für Logistiker interessant, während der elektrifizierte Großraumtransporter Vario, den Mercedes-Benz schon seit 2013 nicht mehr produziert, vor allem noch bei Kommunen beliebt ist.

Der Schritt vom umgerüsteten Vario zum Bax kommt einem Sprung gleich – innerhalb von fünf Jahren hat die Technik rasante Fortschritte gemacht. BPW kann mit dem neuen Fahrzeug deutlich mehr Reichweite und Nutzlast als zuvor bieten. „Eine Nutzlast von drei Tonnen ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, sagt der BPW-Verantwortliche für den Vertrieb, das Produktmanagement und Controlling in der Business Unit Trailer Solutions und Mobility Services. Fahrzeuge, bei denen 45 Prozent des Gesamtgewichts der Ladung vorbehalten sei, finde man in dieser Klasse nicht so häufig. Und die angegebene Reichweite von 200 Kilometern sei in der Praxis ohne weiteres zu erzielen – „das ist ein realistischer Wert“. Möglich machen es Batteriekapazitäten von 126 kWh (alternativ 84 kWh und 130 Kilometer Reichweite). Der Elektro-Vario brachte es mit einer Akkuladung auf die Hälfte der Kilometer. Auch die große Kabine am Bax, die der japanische Fahrzeugbauer Isuzu liefert, komme bei der Kundschaft gut an. „Wir haben bislang nur positives Feedback bekommen“, betont Bakker.

Zu den ersten Kunden, die den Bax in ihre Flotten aufnehmen, gehören der Textildienstleister Mewa aus Wiesbaden und die Pietsch-Gruppe aus Ahaus, ein Großhändler für Sanitär- und Heizungsbedarf. Eine dreistellige Zahl an Bestellungen stehe im Raum, berichtet BPW-Mann Bakker. Aber hierzulande steht und fällt der Kaufentscheid mit einer Förderzusage des Bundes im Rahmen des KsNI-Programms. Die lasse teilweise sehr lang auf sich warten – mit dem Ergebnis, dass weder Kunden noch Hersteller planen können. „Hier würden wir uns ein deutlich höheres Tempo und eine bessere Planbarkeit wünschen“, betont der General Manager. Wenn die Politik die Dekarbonisierung wolle, müsse sie die Branche und Industrie auch entsprechend unterstützen.

Das sind die Einsatzgebiete des Bax von BPW

Kommen die Förderzusage und der Auftrag, beträgt die aktuelle Lieferzeit von BPW und Partner Paul – die Fahrzeuge werden im Paul-Werk in Passau gefertigt – aufgrund des aktuellen Auftragsbestands und der Lieferkette vier bis sechs Monate. „Das Interesse ist riesig“, sagt Bakker. Einsatzmöglichkeiten für das Verteilerfahrzeug sieht er bei Kep-Verkehren, in der Distribution, aber auch in der Lebensmittellogistik. Den Aufbau können Kunden zusammen mit Aufbauten-Spezialisten in Eigenregie bestimmen. „Durch das kompatible Chassis kann der Bax beispielsweise als Kipper oder Abfallsammler eingesetzt werden, im Moment sind aber Fahrzeuge mit Trockenkoffer aber am stärksten gefragt.“

Wird BPW als Fahrzeuganbieter aber auch entsprechend wahr- und ernst genommen – von der Kundschaft und von der Konkurrenz? Immerhin sind nun auch die etablierten Hersteller mit batterieelektrischen Lkw lieferfähig. Erstkunde Mewa hat hier keinerlei Vorbehalte. „Die Unternehmen BPW und Paul Nutzfahrzeuge, die hinter dem Bax stehen, sind sehr renommierte Organisationen. Das schafft Vertrauen“, sagte Kay Simon, Leiter Mobilität und Strategie bei Mewa, vor einigen Wochen gegenüber trans aktuell.

Sein Arbeitgeber hat mehrere Null-Emissions-Fahrzeuge bestellt, darunter zwei Bax. „Zusätzlich haben uns die Leistungsdaten angesprochen: Eine Zuladung von mehr als drei Tonnen ist bei einem 7,5-Tonner Benchmark, die Reichweite von mehr als 200 Kilometern für die Distribution auch ausreichend“, fügt Simon hinzu. Und der Wettbewerb? Mit einem Augenzwinkern erzählt BPW-Mann Bakker eine Anekdote von der IAA Transportation: Ein Vertreter eines etablierten Herstellers sei neugierig gewesen und habe den Bax fahren wollen. „Er kam aber gar nicht dazu, weil die Schlange zu lang war.“

Kaum rollen die ersten Bax zu den Kunden, zündet BPW schon die nächste Stufe der E-Mobilität: Das Unternehmen bietet mit der Generator-Achse ePower nun auch Lösungen für den Schwerverkehr an. Die Achse ist in das AxlePower-System von Thermo King integriert, das nach Firmenangaben in den Kühlaufliegern verschiedener Hersteller – seien es Krone, Kögel oder Chereau – verbaut werden kann und dort das Thermo King-Kühlaggregat elektrisch versorgt. Eine Besonderheit ist laut BPW ein abgestimmtes System aus E-Achse, Steuerung und Telematik. „Außerdem bieten wir zwei unterschiedliche Batteriegrößen an“, sagt Bakker – auch das unterscheide das BPW-Konzept vom Wettbewerb. Kunden können zwischen Akkuleistungen von 19 und 38 kWh wählen.

Sind die Akkus zu 100 Prozent gefüllt, könne das Aggregat bis zu neun Stunden lang autark betrieben werden, berichtet Bakker. Da die Achse im Fahrbetrieb dauernd Energie zurückgewinnt, sei die Kühlung so den ganzen Tag über gewährleistet. Bedarfsweise nachladen können Frischedienstleister dann am Depot.

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