Dreierspitze bei Online Systemlogistik: An einem Strang ziehen

Dreierspitze bei Online Systemlogistik
An einem Strang ziehen

Mit einer neuen Führungsmannschaft und neuen Prozessen im B2C-Geschäft sieht sich Online Systemlogistik gerüstet für die Zukunft.

An einem Strang ziehen
Foto: Online Systemlogistik
trans aktuell: Frau Welling, Frau Käuper, Herr Wüllner, wie waren die vergangenen Sommermonate für die Stückgutkooperation Online Systemlogistik?

Welling: Insgesamt lief das Geschäft weiter auf einem hohen Niveau, höher als im vergangenen Jahr. Das Online-Systemlogistik-Hub in Schlitz war in Folge sehr ausgelastet. Wir hätten unseren Mitarbeitern und auch den Partnern durchaus ein schwächeres Aufkommen gewünscht, damit diese nach der Sendungsschwemme im Frühjahr und auch in den Monaten davor ein bisschen durchatmen können und Platz auf der Halle bekommen.

Käuper: Ein Stück weit haben wir unsere Partner geschützt, indem wir zeitweise eine Mengenbeschränkung auf drei Tonnen hatten. Das haben wir vor allem bei jenen Partnern gespürt, die auch noch in anderen Netzwerken tätig sind und dann zusätzliche Sendungen über unser Netzwerk verladen haben. Unser Netzwerk war die ganze Zeit stabil – in allen Postleitzahlbereichen. Unsere Partner wissen, dass wir feste Kontingente haben und dass nicht an einem Tag ein Lkw und am nächsten Tag fünf auf dem Hof stehen können.

Und wie sind die Aussichten für das laufende Jahr?

Welling: Ob sich das hohe Aufkommen im Herbst noch so weiter durchzieht, kann ich noch nicht einschätzen. Viele Marktteilnehmer gehen etwa davon aus, dass der B2C-Markt inzwischen gesättigt ist und da nicht mehr allzu viel nachkommt. Andere Stückgutakteure berichten von vollen Auftragsbüchern der Industrie und erwarten weitere Mengensteigerungen.

Wüllner: Wir haben aber auch aus der Situation im Frühjahr unsere Lehren gezogen und einige Prozesse angepasst, sodass unsere Partner, falls wir ein exorbitantes Herbstgeschäft bekommen, auch entsprechend aufgestellt sind.

Online Systemlogistik
Geschäftsführung von Online Systemlogistik: Mike Wüllner, Petra Welling und Verena Käuper.
Welche?

Wüllner: Etwa haben wir zum 1. September den Avis-Prozess umgekehrt, sodass jetzt der Versandspediteur die Avis-Abfrage bei B2C-Sendungen übernimmt. Das hat den Partnern im Sammelguteingang eine enorme Erleichterung gebracht, weil sie nicht mehr so viel Personalressourcen bereitstellen müssen, um die Empfänger zu kontaktieren. Zudem beanspruchen weniger Sendungen in der Umschlaghalle Lagerfläche, die eigentlich für die tägliche Produktion benötigt wird.

Welling: Stattdessen sind jetzt wieder Terminsendungen Standard, die entsprechend bezahlt werden – und genau das wollten wir erreichen. Die Versandspediteure mussten hingegen ihre Prozesse so organisieren, dass sie die Ware erst auf ihre Halle bekommen, wenn der Empfänger zur Abnahme bereit ist.

War das ein großer Aufwand?

Welling: Wir haben uns natürlich im Vorfeld die Avis-Mengen angeschaut und festgestellt, dass nur wenige Partner einen deutlichen Überhang an Avis-Sendungen im Ausgang und damit jetzt einen größeren Aufwand haben. Die haben ihre Prozesse aber angepasst und bieten inzwischen ein technisches Avis an.

Wie ist aktuell der B2C-Anteil?

Welling: Wir haben noch nicht wirklich ein Kennzeichen für B2C. Aber die Zahl der Sendungen, die wir als B2C identifizieren, hat sich vom ersten Halbjahr 2020 von 8 Prozent auf 13 Prozent in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gesteigert.

Käuper: Das Thema B2C wollen wir in der Zukunft besser auswerten können. Schwerpunkt ist für uns aber sicher weiter das B2B-Geschäft.

Im Juni hat sich die Führung von Online Systemlogistik neu aufgestellt.

Welling: Ich bin als Geschäftsführerin eher kaufmännisch orientiert. In meinen 30 Jahren beim Logwin-Konzern habe ich aber immer ein bisschen operativ gearbeitet und auch Niederlassungen geführt, allerdings im Bereich Kontraktlogistik. Der Verwaltungsrat fand es daher wichtig, dass auch Personen im Führungsteam mit dabei sind, die das Stückgutgeschäft von der Pike auf gelernt haben. Und so fiel die Wahl recht schnell auf Frau Käuper und Herrn Wüllner als Assistenten der Geschäftsleitung.

Wüllner: Wir kommen beide aus dem Sammelgutbereich und wissen auch, wie man in einem netzwerkgebundenen Unternehmen arbeitet – damit kennen wir beide Seiten. Diese Erfahrung können wir gewinnbringend einbringen.

Welling: Absolut positiv ist aber auch, dass wir uns persönlich super verstehen und zusammen an einem Strang ziehen.

Wie ist die Verteilung der Aufgaben?

Käuper: Ich verantworte den Bereich Netzwerkbetreuung und -akquise und bin dafür zuständig, den Kontakt zu den Partnern zu halten und Gebietsstrukturen gegebenenfalls zu optimieren. Zudem verantworte ich das Marketing.

Wüllner: Ich bin verantwortlich für die Netzwerkstrukturen und kümmere mich um die Regionalhubs, die von zwei Partnern betrieben werden. Zudem bin ich im Rahmen der Mitgliedschaft bei Allnet auch verantwortlich für den Kontakt zu unseren internationalen Partnern.

Wie schwierig ist es denn, neue Partner zu finden? Viele Mittelständler geben doch auf, wie die Übernahmen der letzten Wochen gezeigt haben.

Käuper: Uns als Online Systemlogistik spielt meiner Meinung nach in die Hände, dass wir eine gute Qualität und eine gute Netzwerkdichte haben. Daher habe ich auch Anfragen von Unternehmen, die bereits in anderen Netzwerken sind, auf dem Tisch. Zum 1. Januar steht bei der Partneranzahl eine Neun vorne. Dabei wechseln auch Dienstleister in die Partnerstruktur. Es gibt aber natürlich Gebiete, wo auch wir uns schwertun, weil es zu wenig Sendungen im Ausgang gibt. Aber unser Netzwerk ist dicht, wir haben keine weißen Flecken.

Welling: Das bringt uns in die komfortable Situation, dass wir uns nächstes Jahr auch um solche Dinge kümmern können wie Reorganisation von Gebieten und Zonenstruktur. Auf unserer Agenda 2022 stehen auch eine Zweipartnerstrategie in den Metropolen und das Kümmern um die internationalen Bereiche.

Ist es jetzt Standard, dass Unternehmen gleich in mehreren Netzwerken tätig sind?

Welling: Ich höre bei vielen Gesprächen heraus, dass man sich in zwei Netzwerken engagiert. Im ersten Netzwerk ist man, um qualitativ hochwertiges Stückgut zu verschicken; und in einem weiteren dann, wo etwa Langgut zum Tragen kommt oder Fracht, die aufgrund ihrer Abmessungen schwieriger zu handeln ist. Diese Möglichkeit wählen also Unternehmen, die wirklich alle Transporte ihrer Kunden fahren wollen.

Wüllner: Hinzu kommt auch, dass nicht in allen Industriezweigen die Stückgutsendungen so dringlich sind wie etwa im Automobilbereich. Auch für diese Kunden macht das Ausweichen in ein weiteres System Sinn.

Die Branche drückt allerdings in anderen Punkten der Schuh – Nachhaltigkeit und Digitalisierung etwa. Was kann man da als Kooperation ausrichten?

Wüllner: Viele unserer Partner beschäftigen sich ja auch von allein mit dem Thema Nachhaltigkeit, etwa im Hinblick auf besondere Fahrzeugmaße oder alternative Antriebe. Wir haben Partner, beispielsweise die Spedition Rüdinger, die schon seit einigen Jahren unser Hub mit Lang-Lkw anfahren und damit CO2-Emissionen einsparen.

Käuper: Beim Thema Personal unterstützen wir die Partner, indem wir ihnen für ihr Marketing etwa Grafik-Templates und Ähnliches anbieten, um die Mitarbeitergewinnung zu vereinfachen.

Welling: Zum Thema Personal – aus diesem Grunde haben wir uns zu einem Neubau am Hub in Schlitz entschlossen, der nicht nur neue Büroräume für die Mitarbeiter unserer Zentrale schafft, sondern vor allem auch neue Aufenthalts- und Sanitärräume für die Fahrer. Wir haben pro Nacht bis zu 200 Fahrzeuge am Hub, und den Fahrern können wir bald moderne Duschräume und Sozialräume mit Wohlfühlfaktor anbieten. Beim Thema Digitalisierung sind wir in der Zentralorganisation ganz gut aufgestellt, hier gibt es nur noch wenige manuelle Prozesse, die man umstellen müsste. Bei manchem Partner ist jedoch sicher noch Unterstützungsarbeit gefragt. Teilweise setzt sich unsere IT direkt mit den IT-Abteilungen unserer Partner in Verbindung und gibt hier Tipps. Denn je digitaler und je weniger manuelle Eingriffe, desto besser.

Und zum Schluss: Wie ist es denn um die 2014 angeschobene strategische Kooperation mit 24 plus bestellt?

Welling: Das Thema ist vom Tisch. Gründe für das Nichtzustandekommen sind unter anderem unterschiedliche Vorstellungen in der Gestaltung der IT und der operativen Strukturen von Hub- und Direktverkehren. Da die Flächendeckung in Deutschland und Europa gesichert ist, hat Online Systemlogistik keine weiteren Kooperationspläne.

Die Kooperation

Das Netzwerk Online Systemlogistik mit Sitz in Paderborn wurde 1995 gegründet und hat aktuell 87 Mitglieder

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