Deutschlands größter Paketdienstleister DHL hat einen weiteren Schritt bei der Elektrifizierung seines Schwerlastverkehrs vollzogen. In Nordrhein-Westfalen und Hamburg sind die ersten batterieelektrischen Mercedes-Benz eActros 600 in den regulären Betrieb gegangen. Die Fahrzeuge stammen aus einer Kooperation mit dem Nutzfahrzeugvermieter Hylane und dem Hersteller Daimler Truck. Sechs der neuen E-Lkw werden vom DHL-Paketzentrum Dorsten aus eingesetzt, zwei weitere Fahrzeuge starten am Standort Hamburg. Sie übernehmen Linienverkehre zwischen Paketzentren und kommen damit im innerdeutschen Fernverkehr zum Einsatz – einem Segment, das bislang als besonders schwierig für die Elektrifizierung galt.
Transportleistung statt Fahrzeugkauf
DHL nutzt für die neuen Fahrzeuge das sogenannte „Transport-as-a-Service“-Modell von Hylane. Dabei kauft der Logistiker die Lkw nicht selbst, sondern zahlt eine nutzungsabhängige Gebühr pro gefahrenem Kilometer. Das reduziert Investitionsrisiken und erleichtert den Markthochlauf neuer Antriebstechnologien. Ursprünglich hatte DHL 30 eActros 600 bestellt. Inzwischen wurde der Auftrag auf 42 Fahrzeuge erweitert. Die verbleibenden 34 E-Lkw sollen bis Ende des zweiten Quartals 2026 ausgeliefert werden.
Elektrischer Fernverkehr gewinnt an Bedeutung
Der Mercedes-Benz eActros 600 ist auf den schweren Langstreckeneinsatz ausgelegt. Mit einer Batteriekapazität von über 600 kWh und einer Reichweite von rund 500 Kilometern adressiert er genau jenes Marktsegment, das für den Großteil der CO₂-Emissionen im Straßengüterverkehr verantwortlich ist. Durch Zwischenladen während gesetzlicher Pausen lassen sich im Tagesbetrieb deutlich höhere Distanzen realisieren. Für DHL ist der Einsatz der Fahrzeuge ein weiterer Baustein beim Umbau der Transportflotte. Bereits heute betreibt das Unternehmen in Deutschland 17 elektrische Lkw, rund 450 CNG-Fahrzeuge sowie etwa 35.000 Elektrotransporter in der Zustellung. Parallel entsteht eine eigene Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge.
Dekarbonisierung mit System
Die Einführung der eActros-Flotte fällt in eine Phase hoher Sendungsmengen im Paketgeschäft. Gleichzeitig unterstreicht sie die langfristige Strategie des Konzerns, den Schwerlastverkehr schrittweise zu elektrifizieren. Bis 2030 soll der Anteil alternativ angetriebener Fahrzeuge im Transportbereich auf rund 30 Prozent steigen, bis 2050 will DHL netto klimaneutral arbeiten. Der Praxiseinsatz der neuen E-Lkw zeigt, dass batterieelektrische Antriebe zunehmend auch im hochbelasteten Paketfernverkehr ankommen – vorausgesetzt, Fahrzeugtechnik, Betriebsmodelle und Ladeinfrastruktur greifen ineinander.
Mercedes-Benz eActros 600 – Einsatz in der Logistikpraxis
Fahrzeugtyp: Batterieelektrischer Fernverkehrs-Lkw (Sattelzugmaschine, 40 t)
Antrieb & Energiesystem
- Batteriekapazität: > 600 kWh (LFP-Technologie)
- Reichweite: ca. 500 km ohne Zwischenladen
- Ladefähigkeit: Zwischenladen während gesetzlicher Ruhepausen möglich
- Tagesleistung: > 1.000 km bei planbarem Zwischenladen
- Vorteil LFP: hohe Zyklenfestigkeit, geringer Leistungsverlust, stabilere Restwerte
Betrieb & Einsatzprofile
- Typische Einsätze:– Hub-to-Hub-Verkehre zwischen Paket- und Logistikzentren– planbare Fernverkehre mit festen Relationen– Nacht- und Linienverkehre mit Depotanbindung
- Besonders geeignet für:– Verkehre mit definierten Ladefenstern– Unternehmen mit eigener Ladeinfrastruktur
Lade- & Depotkonzept
- Depotladung: zentrale Rolle für Wirtschaftlichkeit
- Ladefenster: optimal in Standzeiten zwischen Touren oder Pausen
- Netzanschluss: hoher Leistungsbedarf, Lastmanagement entscheidend
- Skalierung: gut geeignet für Flottenbetrieb mit standardisierten Routen
Total Cost of Ownership (TCO)
- Investitionsmodell bei DHL: Transport-as-a-Service (kilometerbasierte Abrechnung)
- Kostenvorteile:– geringere Energie- und Wartungskosten– reduzierte CO₂-Kosten und regulatorische Risiken– Planbarkeit durch feste km-Kosten
- TCO-Hebel: Auslastung, Strompreis, Ladeinfrastruktur, Förderkulisse
Nachhaltigkeit & Regulierung
- CO₂-Reduktion: emissionsfreier Betrieb im Fahrbetrieb
- Relevanz: adressiert das emissionsintensivste Segment des Straßengüterverkehrs
- Politischer Kontext: geeignet für Mautbefreiungen, Förderprogramme, ESG-Reporting






