Freud und Leid bei DB Schenker: Der Logistikdienstleister erzielt ein Rekordergebnis und ermöglicht der Deutschen Bahn die Rückkehr in die Gewinnzone. Gleichzeitig muss die Firmenmutter Abschied von ihrer Perle nehmen, da der Aufsichtsrat einen Verkauf von DB Schenker oder von Teilen des Unternehmens vorbereiten lässt. Wann dies der Fall sein wird, ließ Bahn-Vorstandschef Dr. Richard Lutz bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Donnerstag aber offen.

Zurzeit würden die Zahlen aufbereitet und geprüft, welche Bereiche für Investoren besonders interessant seien. „Wir haben den Aufsichtsrat dazu am Mittwoch informiert, aber da stand keine Entscheidung an“, erläuterte Lutz. Er wollte auch keine Prognose abgeben, ob der Logistikdienstleister mit seinen weltweit etwa 77.000 Mitarbeitern nächstes Jahr noch Teil des DB-Konzerns sein wird.
Was die Performance angeht, ist für die Bahn-Verantwortlichen klar: „DB Schenker ist eine Erfolgsgeschichte“, sagte Finanzvorstand Dr. Levin Holle. Das Unternehmen sei in allen Marktbereichen gut aufgestellt. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte der Logistikdienstleister 27,6 Milliarden Euro um, zu Grunde liegt ein Zuwachs um ein Fünftel. Das Ergebnis stieg sogar um fast 50 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro. Das ist der höchste operative Gewinn in der Unternehmensgeschichte. Die Zahl der Sendungen im Landverkehr beziehungsweise die Volumina in der Luft- und Seefracht waren jedoch leicht rückläufig, sodass die Zuwächse offensichtlich auf das insgesamt hohe Frachtniveau zurückzuführen sind. Ein leichtes Plus gab es dagegen in der Kontraktlogistik: Die bewirtschaftete Lagerfläche stieg um 2,4 Prozent auf 8,6 Millionen Quadratmeter.
DB Cargo fährt noch tiefer in die roten Zahlen
DB Schenker macht fast die Hälfte des Konzernumsatzes aus, und nur dank der Logistiktochter gelang der Bahn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Die Konzernerlöse stiegen – analog zu DB Schenker – auch um rund ein Fünftel auf 56,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis belief sich auf 1,3 Milliarden Euro, im Jahr zuvor hatte die Bahn aufgrund der Corona-Folgen noch ein Minus von 1,6 Milliarden Euro eingefahren.
Weiter Grund zur Sorge besteht bei der Güterbahn DB Cargo, die ihr Defizit erheblich vergrößerte sowie weiter Tonnage und Verkehrsleistung verlor. Das Ergebnis sank auf minus 665 Millionen Euro, das sind 198 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Das Transportaufkommen ging um zwei Prozent auf 222 Millionen Tonnen zurück, die Transportleistung um ein Prozent auf 84,5 Milliarden Tonnenkilometer. Die Pünktlichkeit ließ ebenfalls weiter zu wünschen übrig und lag nur noch bei 66,3 Prozent – nach 69,5 Prozent im Jahr 2021. Nur beim Umsatz legte DB Cargo zu und schloss mit 5,2 Milliarden Euro um fünf Prozent besser ab als im Vorjahr.
Dass DB Cargo hinter den Erwartungen zurück blieb, führen Konzernchef Lutz, aber auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der bei der Bahn-Medienkonferenz mit von der Partie war, auf den schlechten Zustand des Schienennetzes zurück. „Wir haben im Güterverkehr viel Nachfrage nicht unterbringen können, weil die Infrastruktur zu alt und zu störungsanfällig ist“, sagte der Konzernchef. Ein weiteres Umsatzwachstum sei ressourcenseitig schlichtweg nicht möglich gewesen. Ziel sei es weiterhin, die Güterbahn auf Kurs zu bringen. „DB Cargo muss wirtschaftlich nachhaltig agieren.“
Allen Beteiligten sei angesichts der Engpässe im vergangenen Jahr klar geworden: „Wir müssen umsteuern und die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur gänzlich anders angehen“, betonte Lutz. Wissing und er setzen beide auf die Effekte des Ausbau- und Modernisierungsprogramms, das im Sommer 2024 mit der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt beginnt. Bis 2030 wollen der Bund als Eigentümer und die Bahn alle acht definierten Hauptkorridore ertüchtigt haben.
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