Güterverkehr-Prognose: schwache Erholung bis 2027

Mittelfristprognose Güterverkehr 2026–2027
Güterverkehr erholt sich langsamer als erwartet

Die Mittelfristprognose Sommer 2025 zeigt eine anhaltende Schwäche im deutschen Güterverkehr. Zumindest wird ab 2026 eine leichte Erholung erwartet. Wie sich die einzelnen Verkehrsträger entwickeln.

Lieferketten
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Die neue Mittelfristprognose Sommer 2025 zur Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland zeichnet ein ernüchterndes Bild. Erstellt von Intraplan Consult im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr (BMV) und vertreten durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM), bewertet die Studie den Zeitraum von 2025 bis 2027 und bezieht zugleich die inzwischen weitgehend vorliegenden Ist-Daten des Jahres 2024 ein. Das zentrale Ergebnis: Die Logistikbranche muss sich auf ein dauerhaft niedrigeres Konjunkturplateau einstellen – eine schnelle Rückkehr zum Vorkrisenniveau bleibt aus.

Wirtschaftliche Schwäche wirkt strukturell auf den Güterverkehr

Bereits 2024 verlief die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schwächer als zu Jahresbeginn erwartet. Sowohl das Bruttoinlandsprodukt als auch der Außenhandel gingen das zweite Jahr in Folge leicht zurück. Belastend wirkten eine schwache Binnenkonjunktur, eine stagnierende Weltwirtschaft, geopolitische Unsicherheiten sowie stark rückläufige Mengen im Bau- und Grundstoffsektor. Auffällig ist laut Prognose, dass mehrere Einflussfaktoren inzwischen strukturellen Charakter angenommen haben. Dazu zählen der anhaltende Rückgang der Kohletransporte, die dauerhaft gedämpfte Baukonjunktur sowie zunehmende handelspolitische Unsicherheiten. Diese Entwicklungen wirken nicht mehr nur kurzfristig, sondern verändern die Rahmenbedingungen für den Güterverkehr nachhaltig.

Transportmengen sinken weiter – nur schwache Erholung 2026

Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass das Transportaufkommen 2024 um 1,7 Prozent und die Transportleistung um 0,3 Prozent zurückgingen. Auch 2025 setzt sich diese Entwicklung fort: Die Prognose erwartet einen weiteren Rückgang des Aufkommens um 1,3 Prozent sowie der Transportleistung um 1,5 Prozent. Erst ab 2026 wird eine langsame Erholung erwartet. Diese fällt jedoch zu schwach aus, um die Verluste der vergangenen Jahre vollständig auszugleichen. Selbst bis zum Ende des Prognosezeitraums 2027 bleibt das Güterverkehrsniveau unter dem Stand von 2019.

Entwicklung nach Verkehrsträgern: Straßengüterverkehr bleibt besonders unter Druck

Der Straßengüterverkehr spiegelt 2025 weiterhin die konjunkturelle Schwäche wider. Besonders die anhaltende Krise der Bauindustrie, traditionell der volumenstärkste Nachfragetreiber für schwere Lkw-Transporte, wirkt dämpfend. Nach einem Rückgang von 2,3 Prozent beim Transportaufkommen und 1,3 Prozent bei der Transportleistung im Jahr 2024 wird auch für 2025 ein weiteres Minus erwartet. Zwar deutet sich ab 2026 eine gewisse Normalisierung an, dennoch wird der Straßengüterverkehr 2027 noch immer rund 10 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019 liegen.

Schienengüterverkehr: Kombinierter Verkehr stabilisiert

Der Schienengüterverkehr konnte 2024 kurzfristig zulegen, kehrt jedoch 2025 wieder in negatives Terrain zurück. Sinkende Metallerzeugung, rückläufige Baustoffverkehre und der anhaltende Rückgang bei Kohletransporten führen laut Prognose zu einem Minus von 1,5 Prozent beim Aufkommen und 1,1 Prozent bei der Transportleistung. Ab 2026 wird jedoch ein moderates Wachstum erwartet. Besonders der Kombinierte Verkehr gewinnt weiter an Bedeutung und entwickelt sich zunehmend zum stabilisierenden Faktor innerhalb des Systems Schiene.

Binnenschifffahrt am stärksten vom Strukturwandel betroffen

Die Binnenschifffahrt verzeichnete 2024 zwar ein überraschend starkes Plus, getragen vor allem von chemischen Grundstoffen. Langfristig bleibt sie jedoch der am stärksten belastete Verkehrsträger. Rückgänge bei Erzen, Steinen und Erden sowie der strukturelle Kohleausstieg wiegen schwer. Für 2025 wird erneut ein Rückgang erwartet. Bis 2027 dürfte die Binnenschifffahrt mit rund 19 Prozent unter dem Niveau von 2019 am weitesten vom Vorkrisenstand entfernt sein.

Luftfracht wächst – aber unter Potenzial

Die Luftfracht legte 2024 um 2,1 Prozent zu und soll 2025 um weitere 1 Prozent wachsen. Im europäischen Vergleich bleibt Deutschland damit unterdurchschnittlich. Hohe Gebühren, regulatorische Belastungen und Standortnachteile begrenzen die Dynamik. Bis 2027 wird ein jährliches Wachstum von maximal 1,7 Prozent prognostiziert.

Seeverkehr profitiert von Energieimporten

Der Seeverkehr verzeichnete 2024 ein kräftiges Plus im Containerverkehr sowie einen moderaten Anstieg des Gesamtumschlags. Für 2025 wird weiteres Wachstum erwartet, vor allem getragen durch hohe Erdgasimporte. Langfristig begrenzen jedoch rückläufige Massengütertransporte das Wachstumspotenzial.

Strategische Konsequenzen für Logistik und Infrastruktur

Die Prognose zeigt deutlich: Die Kapazitäten in Straße, Schiene und Wasserstraße passen sich an ein dauerhaft niedrigeres Nachfrage-Niveau an. Damit bei einer später einsetzenden wirtschaftlichen Erholung keine Engpässe entstehen, müssen Investitionsfähigkeit und robuste Infrastrukturkapazitäten gesichert bleiben. Für die Logistikbranche bedeutet dies eine strategische Neuausrichtung: mehr Flexibilität, stärkere multimodale Netzwerke und eine präzisere Kapazitätssteuerung. Die Sensibilität des Güterverkehrs gegenüber geopolitischen und wirtschaftlichen Faktoren nimmt weiter zu, Volatilität wird zur neuen Normalität.

Quelle und Download

Die Mittelfristprognose Sommer 2025 steht kostenfrei zum Download bereit beim Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM).

Die wichtigsten Prognosezahlen im Überblick

  • Gesamtmarkt: Transportaufkommen 2024: –1,7 %Transportleistung 2024: –0,3 %
  • Ausblick 2025:Transportaufkommen: –1,3 %Transportleistung: –1,5 %
  • Erholung: Leichte Zuwächse erst ab 2026, Vorkrisenniveau von 2019 wird bis 2027 nicht erreicht
  • Straßengüterverkehr: 2027 noch –10,2 % unter dem Niveau von 2019
  • Schienengüterverkehr: Rückgang 2025, moderates Wachstum ab 2026Kombinierter Verkehr stabilisiert das System
  • Binnenschifffahrt: 2027 rund –19 % unter dem Vorkrisenniveau
  • Luftfracht: Wachstum bis 2027 bei maximal 1,7 % pro Jahr
  • Seeverkehr: Kurzfristige Impulse durch Energieimporte, langfristig nur moderates Wachstum