Bei Myflexbox, einer Plattform für anbieteroffene Paketstationen, zählt vor allem das Netzwerk. Denn damit das Geschäftsmodell, das Jonathan Grothaus, Peter Klima und Lukas Wieser vor rund sechs Jahren entwickelt haben, funktioniert, müssen einige Parameter stimmen. Das sind zum einen die Standortpartner, denen Myflexbox Miete zahlt, damit auf deren Grundstücke Paketstationen stehen dürfen. Zu den Standortpartnern zählen Wohnungsbaugesellschaften wie LEG Immobilien, Tankstellen, Infrastrukturunternehmen, Städte und Kommunen sowie Handelsunternehmen. Seit Oktober 2024 ist zum Beispiel Aldi Süd Standortpartner in Deutschland. Bei Lidl Österreich stehen bereits seit 2020 Myflexbox-Paketstationen.
Nicht die Standortpartner, sondern die Logistikpartner – die eigentlichen Nutzer von Myflexbox – zahlen, um das Angebot nutzen zu können. Bis die „großen“ Namen wie DHL Express, DPD, UPS, GLS, Fedex und die Österreichische Post dazugekommen sind, war es allerdings ein längerer Weg. „Es dauert, bis die technischen Integrationen und Prozesse laufen. Das war jahrelange harte Arbeit“, sagt Jonathan Grothaus, Gründer und Co-CEO bei Myflexbox im Gespräch mit trans aktuell.
Online-Versandhändler wie Amazon-Pendant Alza dabei
Je mehr Partner jedoch hinzukommen, desto besser laufe es: „Das bedingt sich gegenseitig.“ Auch kleinere Logistiker, die nur wenige Standorte nutzen, machen mit. Genauso Online-Versandhändler wie das tschechische Amazon-Pendant Alza oder Online-Apotheken, die ihre Logistik selbst abwickeln. Mittlerweile seien „über hundert“ Online-Shops aufgeschaltet.

KEP-Dienstleister wie DHL Express, DPD, UPS, GLS, Fedex und die Österreichische Post nutzen die Paketstationen von Myflexbox mit.
Die Logistikdienstleister bieten Myflexbox automatisch als Option bei der Online-Bestellung an. Deshalb ist die offene Lösung in Online-Shops wie die von Zara oder H&M integriert. Myflexbox muss sich um die Integration nicht kümmern, das übernehmen die Partner.
Die Pakete können auf verschiedenen Wegen in den Paketstationen landen. Entweder wählen die Privatkunden, für die das gesamte Prozedere kostenlos ist, die Option Myflexbox direkt aus. Sie können die Paketstation aber auch als Alternative auswählen, falls sie zum Zeitpunkt der Lieferung nicht zuhause sind. Oder als dritte Option, die es laut Grothaus aber zu vermeiden gilt: Der Empfänger ist nicht zuhause und der KEP-Dienstleister liefert die Ware letztlich an die Paketstation. Darüber hinaus lassen sich über Myflexbox auch Retouren sämtlicher Paketdienstleister und der Versand von Paketen abwickeln.
In Deutschland und Österreich verfügbar
Die anbieteroffenen Paketstationen von Myflexbox sind in Deutschland und Österreich verfügbar. „4.000 bis 5.000 Standorte in Deutschland sind unser mittelfristiges Ziel“, sagt Grothaus, der bei seinem Unternehmen für die Logistik zuständig ist. Sein Co-Gründer Peter Klima kümmert sich als Chief Technology Officer (CTO) vor allem um die Softwareentwicklung. Lukas Wieser, ebenfalls Co-Gründer und CEO, baut das Netzwerk weiter aus. In Berlin gibt es bereits mehr als 100 Standorte, der süddeutsche Raum hinkt dagegen hinterher.

„4.000 bis 5.000 Standorte in Deutschland sind unser mittelfristiges Ziel“, sagt Jonathan Grothaus, Gründer und Co-CEO bei Myflexbox.
Begonnen hat alles 2018 in Salzburg, als Corporate-Start-up des Energie- und Infrastrukturdienstleisters Salzburg AG. „Mit der Smart-Locker-Lösung wollen wir die Lebensqualität erhöhen und gegen Staus vorgehen“, sagt Grothaus. Das war schon damals die Motivation und sie gilt bis heute. Vor ein paar Jahren sei eine gemeinsame Lösung für Paketdienstleister allerdings noch undenkbar gewesen. Die drei Gründer glaubten aber an ihr „sehr komfortables All-in-one-Paket“, wie Grothaus es nennt.
Der Start auf dem österreichischen Markt war laut Grothaus anfangs schwierig. DPD Österreich sagte aber schnell zu und half bei der Integration. Bis heute ist der österreichische KEP-Dienstleister der Partner mit der besten Integration. Mittlerweile verfügt das Nachbarland über rund 600 Paketstationen, 1.000 sind das nächste Ziel. „Wir sind in Österreich schnell gewachsen und die Nachfrage nach dem deutschen Markt war schnell da“, sagt Grothaus, der selbst in Deutschland wohnt.
Star Capital investierte 75 Millionen Euro
Seit 2022 ist Myflexbox auch auf dem deutschen Markt. „Deutschland hinkt im Bereich Smart Locker im Vergleich zu Ländern wie Tschechien oder Polen hinterher.“ Auch deshalb ist Myflexbox in Deutschland schnell gewachsen – von 0 auf knapp 500 Stationen in zwei Jahren. Möglich war das auch durch einen zweiten Investor. Star Capital investierte 75 Millionen Euro, damit Myflexbox sich auf dem deutschen Markt etablieren kann.
DPD und GLS gründen Partnernetzwerk
Der Ansatz von Myflexbox kommt mittlerweile sogar so gut an, dass die Logistikdienstleister eigene offene Netzwerke planen. DPD und GLS gaben Ende Oktober ihre Zusammenarbeit bekannt. Sie wollen in den nächsten drei Jahren ein Partnernetzwerk aus Paketshops und -stationen aufbauen. Die DHL-Tochter OneStopBox bringt, ergänzend zum bestehenden DHL-Packstationsnetz, ein anbieteroffenes Automatensystem auf den Markt. Bis Ende 2025 sollen nach DHL-Angaben mehr als 2.000 Packstationen von OneStopBox in Deutschland installiert sein.
Machen Entwicklungen wie diese Grothaus nervös? „Wir sind ein neutraler Player und kein Logistiker“, sagt der Gründer. Das sei das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens. Die Aktivitäten seiner Logistikpartner sieht er daher gelassen und als positives zusätzliches Angebot.
Dem Erfolg von Myflexbox haben diese Entwicklungen auch keinen Abbruch getan – im Gegenteil. „2024 war das bisher erfolgreichste Jahr“, so Grothaus. Wobei bisher jedes Jahr das vorherige übertroffen habe. Wichtige Leuchtturm-Partner wie Aldi Süd und DPD Deutschland seien hinzugekommen, das Team auf rund 80 Mitarbeitende angewachsen. Vor zwei Jahren arbeiteten noch 15 Menschen für das Scale-up. „Es hat natürlich gedauert, bis alle eingearbeitet und produktiv sind. Aber jetzt können wir die Schlagzahl erhöhen“, sagt Grothaus. Damit steht den für 2025 gesetzten Zielen nichts im Weg: „Wir wollen uns in Deutschland etablieren und die Zahl der Paketstationen verdoppeln. Außerdem treiben wir den Aufbau des Teams weiter voran.“
Das Unternehmen
- 2018 in Salzburg von Jonathan Grothaus (CEO), Peter Klima (CTO) und Lukas Wieser (CEO) gegründet.
- Sitz in Salzburg, bei dem Digital-First-Unternehmen arbeiten die meisten der rund 80 Mitarbeitenden remote.
- Aktuell rund 500 anbieteroffene Paketstationen in Deutschland, über 600 in Österreich.
- Seit 2022 auf dem deutschen Markt.
- Zu den Logistikpartnern gehören DHL Express, DPD, UPS, GLS, Fedex und die Österreichische Post.