Lkw-Fahrer brauchen von Natur aus Geduld, im Raum Lüdenscheid zurzeit jedoch besonders. Dort hat die Autobahn GmbH des Bundes am 2. Dezember 2021 einen Teil der A 45 gesperrt. Die Gründe: Korrosionsschäden und Risse am Stahltragwerk der Talbrücke Rahmede, die 53 Jahre alt ist. „Das deutlich gestiegene Verkehrsaufkommen und die höheren Nutzlasten im Schwerverkehr haben die Konstruktion stark beansprucht“, teilt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf Anfrage von trans aktuell mit. Experten kamen zu dem Ergebnis, dass die Brücke abgerissen und neu gebaut werden muss. Im Raum steht eine Bauzeit von fünf Jahren. Betroffen von der Sperrung ist der Verkehr in beide Fahrtrichtungen. Aktuell heißt das konkret: Der Verkehr wird an der Anschlussstelle Lüdenscheid von der A 45 abgeleitet und über die Bedarfsumleitung U 39/U 16 an der Anschlussstelle Lüdenscheid-Nord wieder auf die A 45 geführt.
Auch der Schwerlastverkehr ist davon betroffen. Und damit auch die Winner Spedition (siehe unten), die ihren Sitz in der Nähe der maroden Brücke hat. „Unser gesamter Verkehr nach Süden läuft über die A 45. Etwa 100 unserer Fahrzeuge überqueren normalerweise täglich die Talbrücke Rahmede. Nun müssen wir erhebliche Umwege in Kauf nehmen“, erklärt Bereichsleiter Sven Groos gegenüber trans aktuell. „Jede dieser Alternativrouten kostet uns momentan auf einem Weg 60 bis 90 Minuten mehr.“
Diese Situation verschärft Groos zufolge den ohnehin schon ständig steigenden Fahrermangel. Und auch die Lieferketten seien extrem gestört und verlangsamten sich. Das Resultat sind demnach höhere Transportkosten und damit teurere Produkte. Die Mehrkosten habe letztlich der Verbraucher zu tragen, führt Groos aus. Wie begegnet die Winner Spedition diesen Herausforderungen? „Wir suchen proaktiv das Gespräch mit unseren Kunden, um Ladezeiten zu flexibilisieren. Darüber hinaus versuchen wir, unsere eigenen Kapazitäten zu erhöhen und uns der Situation anzupassen“, schildert der Bereichsleiter. „Wir benötigen dringend eine pragmatische Lösung, um den Brückenneubau kurzfristig zu realisieren“, fordert er. Ob dies möglich ist, ist derzeit fraglich. „Eine verlässliche Aussage, wann die A 45 wieder durchgängig für den Verkehr freigegeben werden kann, ist derzeit noch nicht möglich“, teilt das BMDV mit. Immerhin: „Ziel ist es, die bestehende Lücke im Netz der Bundesautobahnen wieder zügig zu schließen. Die Planungen dazu sind bereits eingeleitet“, so das Ministerium weiter.

Währenddessen machen Verbände, Gewerkschaften und Kammern der Region Druck, darunter der DGB Südwestfalen und die IHK Siegen. Im Januar gab es eine Resolution, in der ein zügiger Neubau der Autobahntalbrücke Rahmede gefordert wird. Schon heute sei ersichtlich, dass die Vollsperrung der A 45 bei der Talbrücke Rahmede zu einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden führen werde, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Es drohten Produktionsverlagerungen oder Betriebsschließungen.
Schnelles Handeln nötig
Auch Gudrun Winner-Athens, geschäftsführende Gesellschafterin der Winner Spedition, fordert schnelles Handeln. „Südwestfalen als größte Wirtschaftsregion in NRW verliert durch die Sperrung die einzige Nord-Süd-Verbindung. Die gesamte Supply-Chain für alle Unternehmen gerät aus den Fugen. Wir brauchen verkürzte Planungsverfahren ohne langwierige Umweltverträglichkeitsprüfungen. Es sollten alle Kräfte gebündelt werden, um die Brücke in zwei Jahren fertigzustellen.“

Zu Szenarien wie in der Region Lüdenscheid könnte es in den nächsten Jahren auch anderenorts kommen. Wie das BMDV mitteilt, sind bundesweit viele Brücken deutlich älter als 50 Jahre. „Deshalb müssen viele Brückenbauwerke im deutschen Autobahnnetz verstärkt oder erneuert werden“, erklärt ein Sprecher gegenüber trans aktuell.
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