Daimler will Sicherheit: Finanzieren trotz hoher Zinsen

Die Niedrigzinsphase ist vorbei und Geld teuer wie lange nicht mehr. Nicht nur Verbraucher können davon ein Lied singen, wenn sie im Supermarkt ihre Einkäufe bezahlen. Betroffen sind auch Unternehmer, bei denen etwa das Leasing eines Trucks noch einmal deutlich kostspieliger geworden ist.

Worauf müssen sich Speditionen und Werkverkehre noch einstellen? Das können auch Finanzierungsprofis nicht präzise beantworten. „Es ist schwer zu sagen, wann das Plateau erreicht sein wird“, sagt Dr. Florian Peterl im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell. Der 48-Jährige führt die Geschäfte der neu gegründeten deutschen Landesgesellschaft von Daimler Truck Financial Services. „Fakt ist, dass steigende Zinsen zu Verunsicherung führen und auch unsere Kunden umtreiben“, fügt er hinzu.

Umso wichtiger sei es, transparent und schnell zu sein. „Wir kaufen das Geld tagesaktuell ein und nehmen Anpassungen ebenso tagesaktuell vor“, berichtet Peterl. Der Kunde sei darüber stets im Bilde. Wichtig sei – gerade in diesen Zeiten – auch der persönliche Kontakt. Bei Daimler Truck Financial Services Deutschland gebe es kein Servicecenter. „Unsere Kunden und Händler haben persönliche Ansprechpartner, sie landen nicht in einer Hotline.“

Das Truck-Geschäft sei eben auch ein sehr individuelles, sagt der Geschäftsführer der hiesigen Landesgesellschaft. Das Produkt – der Lkw oder Bus – sei komplex und komme nicht von der Stange. Alles sei mit mehr Beratung verbunden als bei den Kollegen aus der Pkw-Sparte. Daher ist Peterl auch überzeugt, dass die Abspaltung von Daimler Mobility richtig war – die jeweiligen Sparten Pkw/Vans sowie Truck/Bus könnten nun fokussierter vorgehen und ihre Zielgruppen betreuen – ganz im Sinne des Projekts Fokus, das ja bei Daimler 2021 zu zwei eigenständigen, an der Börse gelisteten, Gesellschaften führte: Mercedes-Benz und Daimler Truck.

Daimler Truck Financial Services in 16 Märkten aktiv

Innerhalb der Truck-Sparte nun ist zum 1. Dezember 2021 die Finanzierungsgesellschaft Daimler Truck Financial Services mit zunächst sieben Ländern an den Start gegangen. Seit März dieses Jahres ist das Unternehmen in insgesamt 16 Märkten aktiv, als jüngste Landesgesellschaften nahmen Frankreich und Deutschland ihre Geschäfte auf. Die deutsche Organisation unter der Leitung von Florian Peterl operiert von Berlin, wo die deutsche Vertriebsorganisation von Daimler Truck ihren Sitz hat, und von Leinfelden-Echterdingen aus, wo sich die Konzernzentrale befindet und zum Beispiel das Controlling und die IT angesiedelt sind. Aktuell sind etwas mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die deutsche Gesellschaft tätig. Einige kamen von der Mercedes-Benz-Bank, andere wurden neu eingestellt.

Die Mercedes-Benz-Bank betreut weiterhin Bestandskunden, während Neukunden ihre Verträge mit Daimler Truck Financial Services abschließen. Während die Mercedes-Benz-Bank eine Vollbank ist, versteht sich Peterls Einheit als Finanzdienstleister, der Mietkauf und Leasing anbietet. Eine reine Finanzierung gibt es bei ihm nicht. Peterl ist froh, dass Kunden nun bei seiner Gesellschaft Verträge abschließen können und das Vakuum beendet ist, in der interessierte Flottenbetreiber noch nicht zeichnen konnten, weil die Firma noch nicht operativ tätig war.

Das war zum Beispiel auf der IAA Transportation der Fall. Dort hatten die Truck-Finanzexperten ihren ersten großen Auftritt, konnten aber noch keine Unterschriften entgegennehmen. „Das Interesse war jedoch vom Start an sehr groß“, bilanziert Peterl, der seit 2002 innerhalb des früheren Daimler-Konzerns unterschiedliche Funktionen ausübte und für Financial Services zehn Jahre in führenden Funktionen im Ausland war.