Carbo setzt auf Habbl-App: Sofort abrechnen statt wochenlang warten

Carbo setzt auf Habbl-App
Sofort abrechnen statt wochenlang warten

Carbo Kohlensäure­werke ist mit Habbl papierlos unterwegs. Automatisierte Prozesse beschleunigen die Rechnungsstellung.

Carbo-Lkw bei der Auslieferung von Kohlensäure.
Foto: CARBO Kohlensäurewerke

Als im März die Habbl-App von Fleetboard Logistics bei den Carbo Kohlensäure­werken ihren Dienst aufgenommen hatte, ging für deren IT-Leiter Christian Dreeser ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. „Ich hatte schon vor zehn Jahren den Wunsch, vieles zu automatisieren und papierfrei abzuwickeln“, berichtet er im Gespräch mit trans aktuell. Damals sei es schlicht an den technischen Möglichkeiten gescheitert.

Mittlerweile hält die Digita­lisierung unbestreitbar Einzug in die Logistik. Und was die Carbo-Gruppe, die im rheinland-pfälzischen Bad Hönningen ihren Stammsitz hat, gemeinsam mit Fleetboard Logistics umgesetzt hat, ist nach eigenem Bekunden State of the Art – also der aktuelle Stand der Technik.

Zeitersparnis von 90 Prozent

Christian Dreeser, IT-Leiter der Garbo Gruppe
CARBO Kohlensäurewerke
Christian Dreeser, IT-Leiter der Garbo Gruppe.

Die Vorteile liegen für Dreeser auf der Hand: Rund 90 Prozent an Zeitersparnis gebe es prozessseitig. Zudem könnten die Rechnungen jetzt unmittelbar nach der Lieferung gestellt werden. „Früher hat das bis zu zwei Wochen, teilweise sogar länger, gedauert“, berichtet der IT-Leiter. Hört sich zu gut an, um wahr zu sein? Ein Blick hinter die Kulissen verdeutlicht, an welchen Stellschrauben die Carbo-Gruppe gemeinsam mit Fleetboard Logistics gedreht hat, um gleich mehrere Herausforderungen zu lösen, die in der Logistik aber häufig auftreten.

Da wäre zum einen ein dezentraler Beginn der Touren. „Unsere Lkw starten in unterschiedlichen Regionen zu den Kunden. Bis unsere Fahrer dann am Ende der Woche die bislang in Papierform gesammelten Belege abgegeben hatten, diese per Post in die Zentrale geschickt, dort geprüft und anschließend abgerechnet worden waren, gingen schnell zwei Wochen ins Land“, berichtet Dreeser. All das gehe nun vollautomatisch – inklusive einer IT-seitigen Plausibilitätskontrolle und ohne Medienbrüche. Dafür sorgt die Datendrehscheibe ­Conizi, die wie Habbl eine Lösung von Fleetboard Logistics ist. Sie leitet die Daten der Habbl-App an das Transport-Management-System (TMS) Winsped von LIS weiter, das bei Carbo zum Einsatz kommt.

Diverse Kundenbranchen

Und festzuhalten gibt es da einiges, denn die Lieferung von flüssigem Kohlendioxid ist mit einigen Dokumentationspflichten sowie historisch gewachsenen Herausforderungen verbunden. Schließlich stammen die Kunden aus gänzlich unterschiedlichen Branchen. So kommt das Kohlendioxid nicht nur bei Brauereien und Erfrischungsgetränkeherstellern zum Einsatz, auch bei technischen Anwendungen, etwa bei der Lebensmittelverarbeitung oder bei industriellen Anwendungen, wird es genutzt.

So braucht es beim Abfüllen rund 50 verschiedene Schraub­adapter, um alle Kunden bedienen zu können. „Die Adapter unterscheiden sich bisweilen so marginal, dass der Fahrer im Zweifelsfall jemanden suchen musste, der ihm sagt, welcher in diesem Fall der passende ist“, erläutert der IT-Fachmann.

Nun sind alle Prozessschritte in der Habbl-App festgehalten, von der Abfahrtskontrolle bis zur Dokumentation, denn beim Abfüllen kommt ein geeichter Zähler zum Einsatz, dessen Werte ebenfalls an den Kunden weitergegeben werden müssen. Tatsächlich sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Übertragungsfehlern gekommen, etwa beim Eintippen der Daten in der Buchhaltung. Nun gehen die Daten per Bluetooth an die Habbl-App und von dort aus direkt ins TMS. Schließlich hat mittlerweile jeder der Fahrer ein Tablet dabei, auf dem die Lösung installiert ist. „Wobei sich sogar ältere Fahrer, die wenig technikaffin sind, sofort in der App zurechtgefunden haben“, berichtet der ITler. In Einzelfällen habe in der Vergangenheit die zertifizierte Abfülldokumentation gefehlt. „Dann können Sie gar keine Rechnung stellen“, erklärt Dreeser. Auch das sei nun endgültig Geschichte.

Automatisches Avis

Lkw von Carbo Kohlensäurewerke
CARBO Kohlensäurewerke
Die Habbl-App erleichtert es den Fahrern, den Prozess zu dokumentieren.

Weitere Vorteile für Carbo: Durch die Digitalisierung der einzelnen logistischen Schritte lasse sich nun auch der Prozess in Echtzeit verfolgen. Das ermögliche unter anderem ein automatisches Avis, wenn der Lkw eine bestimmte Grenze, Stichwort Geofence, überschritten hat. Ab diesem Moment weiß der Kunde genau, wann die Lieferung eintrifft. Der Fahrer wiederum muss nicht selbst aktiv werden. „Hinzu kommt, dass wir die einzelnen Prozessschritte in verschiedenen Sprachen hinterlegt haben, sodass jeder in seiner Muttersprache arbeiten kann“, erläutert Dreeser. So könne nichts mehr vergessen werden.

Denn aufgrund der komplexen Anliefersituation sei es erforderlich, dass die Fahrer genaue Informationen zur jeweiligen Abladestelle erhielten und die entsprechenden Vorgaben befolgten. Bei einzelnen Abladestellen muss der Fahrer zudem ein Herkunftszertifikat vorweisen, das ausschließlich bei der Beladung des Lkw ausgestellt werden kann. Fehlte es, bemerkten die Fahrer dies oft erst beim Empfänger und mussten dann zunächst wieder an die Abfüllstation zurückkehren. Aufgrund der kundenspezifischen Prozessschritte in Habbl kommt das nun nicht mehr vor.

Mitarbeiter leichter einlernen

Zu guter Letzt gestaltet sich aber auch das Einlernen von neuen Mitarbeitern wesentlich einfacher. Und beim Ändern eines logistischen Prozesses sind es nur wenige Handgriffe, bis das Ganze auch in Habbl abgebildet ist. „Teure Anpassungen gibt es mit Habbl und der zugehörigen Datendrehscheibe Conizi nicht“, berichtet Dreeser.

Dem IT-Leiter der Carbo-Gruppe schwebt bereits der nächste Entwicklungsschritt vor. Auf den haben allerdings weder Fleetboard Logistics mit der Habbl-App noch LIS mit der TMS-Lösung Winsped Einfluss. „Es wäre großartig, wenn wir bei der Rechnungsstellung komplett beleglos arbeiten könnten. Statt einer Rechnung, etwa in Form eines PDFs, sollten die Daten beispielsweise über das Edifact-Format von einem ERP-System an das andere übergeben werden.“ ­Sicher werden bis dahin nicht wieder zehn Jahre ins Land gehen.

Die Unternehmen

Carbo-Gruppe

  • Das Unternehmen wurde 1910 von den Gebrüdern Becker unter dem Namen Kronprinzensprudel gegründet
  • Heute fördert Carbo die natürliche Kohlensäure in der Vulkaneifel
  • Das Kohlendioxid wird aufbereitet, abgefüllt, gelagert und per Lkw oder Bahn auf den Weg gebracht
  • Mit rund 150 Mitarbeitern bundesweit ist Carbo einer der größten deutschen Hersteller natürlicher Kohlensäure

Fleetboard Logistics

  • Mercedes-Benz Trucks hat Anfang 2019 die Habbl-App sowie die Datendrehscheibe Conizi vom IT-Dienstleister Eikona übernommen
  • Seitdem firmiert die Lösung unter Fleetboard Logistics
  • Ziel ist es, logistische Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren sowie Daten problemlos austauschen zu können
  • Unternehmenssitz ist das unterfränkische Volkach