Der Berliner Wasserstoff-Tankstellenbetreiber H2 Mobility arbeitet genau wie andere Marktteilnehmer an einem verlässlichen Netz für Wasserstoff-Lkw. Denn damit steht und fällt deren Einsatz. H2 Mobility baut Wasserstofftankstellen für Pkw und Lkw neu oder rüstet bereits bestehende auf.
Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben in Deutschland 78 von 85 Wasserstoff-Tankstellen der Druckstufe 700 bar und 31 von 41 Wasserstoff-Tankstellen der Druckstufe 350 bar. Auch außerhalb Deutschlands betreibt das Unternehmen Tankstellen, fünf davon aktuell in Österreich. „Ursprünglich wurde H2 Mobility gegründet, um ein Basisnetz an H2-Tankstellen für Pkw bereitzustellen“, sagt eine Sprecherin von H2 Mobility gegenüber trans aktuell.
Doch der Fokus habe sich geändert. Ein Mehrwert ergebe sich mittlerweile vor allem für Lkw und Busse, die bei H2 Mobility überwiegend bei 350 bar tanken. Denn mit einer Betankung seien hohe Reichweiten bis zu 500 Kilometern möglich, es gebe keine Einschränkung der Nutzlast und die Betankungszeit liege bei zehn bis 15 Minuten.
100 Kilometer kosten 50 bis 70 Euro
Der Nettopreis für grünen Wasserstoff liegt bei H2 Mobility derzeit bei 8,40 Euro/Kilogramm. Bei Verbräuchen zwischen 6 bis 8 Kilogramm/100 Kilometer ergeben sich Treibstoffkosten von 50 bis 70 Euro auf 100 Kilometer. Bis mindestens Ende 2025 entfällt die Maut für H2-Fahrzeuge. Damit würden sich die operativen Kosten bereits heute angleichen.
Den Tankvorgang beschreibt Stefan Schirm, Safety & Quality Control Manager bei H2 Mobility, als selbsterklärend und ungefährlich. Schirm, der regelmäßig mit seinem Team alle H2 Mobility-Tankstellen begeht und kontinuierlich überwacht, hält den Umgang mit Wasserstoff für „nicht gefährlich, aber herausfordernd“. Es gebe für den Bereich Wasserstoff noch keinen konkreten Ausbildungsberuf, daher müssen Beschäftigte wie er erst einmal in das Thema hineinwachsen. „Wir lernen jeden Tag etwas Neues über Wasserstoff“, sagt Schirm.

Das Wasserstoff-Tankstellennetz von H2 Mobility in Deutschland.
Zu großen Explosionen könne es an herkömmlichen Tankstellen aufgrund der minimierten Brandlasten und der strikten Sicherheitsregeln nicht kommen. Selbst für eine lokale Verpuffung müssten mehrere Faktoren zusammenkommen. „Wasserstoff ist ein wirklich zukunftsfähiges Modell und birgt keine größeren Gefahren als herkömmliche Kraftstoffe“, sagt Schirm.
Dieses Potenzial hätten auch die Gesellschafter des Unternehmens erkannt. Gegründet wurde H2 Mobility im Jahr 2015 als eine Projektgesellschaft mit Ablaufdatum. Doch dieses Datum ist längst überschritten. 2022 folgte die Umwandlung in ein Unternehmen, dessen Gesellschafter unter anderem der Wasserstoff-Investor Hy24, Daimler Truck sowie die Mineralölkonzerne Shell und Total Energies sind.
Einige Tankstellen mussten schließen
Momentan rüstet H2 Mobility die Tankstellen der ersten Generation um, damit auch Lkw und Busse dort tanken können. Neue Tankstellen der zweiten Generation mit einer zehnmal höheren Kapazität baut das Unternehmen ebenfalls. Damit einher geht nach Angaben von H2 Mobility auch die Schließung einiger Tankstellen. Die Anforderungen hätten sich geändert, sie seien technisch in die Jahre gekommen und für schwere Nutzfahrzeuge nicht zugänglich. „Wir wollen das Netz zukunftsfähig machen“, so die Sprecherin des Unternehmens. Weitere Schließungen von Tankstellen, die den gestiegenen Anforderungen langfristig keine Rechnung mehr tragen können, könnten daher folgen.
H2 Mobility rüste aber auch das Bestandsnetz intensiv nach. Dort wo es geht, würden an bestehenden Tankstellen 350-bar-Betankungsmöglichkeiten für Lkw und Busse geschaffen. „So gelingt es uns, bestehende Standorte nicht nur zu erhalten, sondern in ihrer Kapazität zu erweitern und in ihrer Relevanz zu stärken“, so die Sprecherin.
Als Leuchtturmprojekt unter den neuen Tankstellen bezeichnet H2 Mobility die Hochleistungstankstelle, die momentan in Düsseldorf entsteht und bis Ende des Jahres eröffnen soll. Rund 100 Lkw und Busse könnten dort künftig täglich tanken, bis zu 5.000 Kilogramm Wasserstoff stehen dafür am Tag zur Verfügung.
5.000 Kilogramm H2 am Tag
H2 Mobility kooperiert für den Betrieb der Tankstelle mit der Rheinbahn, die dort 20 Wasserstoffbusse betanken wird, und den Stadtwerken Düsseldorf. Letztere investieren in einen Elektrolyseur, um klimafreundlichen Wasserstoff vor Ort produzieren zu können. Der Elektrolyseur ist voraussichtlich ab 2026 in Betrieb und soll mit Strom aus der benachbarten Müllverbrennungsanlage betrieben werden. Dann könne die Tageskapazität von 5.000 Kilogramm Wasserstoff am Tag voll ausgeschöpft werden. Bis 2026 seien es noch 2.000 Kilogramm täglich.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert das Bauvorhaben mit rund 3,1 Millionen Euro. Dennoch wünscht sich H2 Mobility mehr Unterstützung durch Bund und Länder – vor allem im Hinblick auf die gestrichene KsNI-Förderung. Das Engagement der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sei bei der Förderung der Wasserstoff-Infrastruktur besonders hervorzuheben.
Bayern investiert 220 Millionen Euro
„Auf Landesebene ist Bayern mit dem Wasserstofftankstellen-Infrastrukturprogramm in Vorleistung gegangen“, heißt es zum Beispiel aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie auf Nachfrage von trans aktuell. Vier Wasserstoff-Tankstellen für Pkw, Nutzfahrzeuge und Busse wurden in Bayern bereits gebaut. Zuwendungsbescheide für 19 weitere Tankstellen habe das Ministerium bereits ausgestellt. Sie werden sukzessive eröffnet. In dieses Programm und in das Elektrolyseur-Förderprogramm, das dem Aufbau einer erneuerbaren Wasserstoffproduktions-Infrastruktur dient, investiere der Freistaat insgesamt 220 Millionen Euro.
In Baden-Württemberg, genauer in Heidelberg auf dem neuen Betriebshof für alternative Antriebe der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, hat H2 Mobility im April neben Zapfsäulen für 27 Wasserstoffbusse auch eine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle für Pkw und Lkw eröffnet – der jüngste Standort für Lkw, der nun am Netz ist.
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg hat den Bau des neuen Betriebshofs im Rahmen des Projekts H2Rhein-Neckar mit 16,7 Millionen Euro gefördert. Mit Mannheim, Frankenthal und Ludwigshafen sollen bis Anfang 2025 drei weitere Städte mit Tankstellen von H2 Mobility in der Region Rhein-Neckar hinzukommen. Das Netz für Wasserstoff-Lkw, es wächst.
Das Unternehmen
- H2 Mobility wurde 2015 als Projektgesellschaft gegründet. 2022 in ein Unternehmen umgewandelt, dessen Gesellschafter Hy24, Linde, Air Liquide, Daimler Truck, die EG Group, Hyundai, Shell und Total Energies sind.
- Geschäftsführung: Martin Jüngel und Frank Fronzke
- Tankstellen 700 bar (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge): 85 in Betrieb (78 betreibt H2 Mobility), 27 in der Entwicklung
- Tankstellen 350 bar (Lkw und Busse): 41 in Betrieb (31 betreibt H2 Mobility), 39 in der Entwicklung
- Messestand auf der IAA Transportation 2024: Halle 24/C451