Er untersucht seit Längerem die Geschäftsführungsformen in langlebigen industriellen Familienunternehmen. Da auch zahlreiche Speditionen familiengeführt und mittelständisch geprägt sind, können die Ergebnisse übertragen werden. „Es gibt drei Modelle, wie das Management von Speditionen ausgestaltet werden kann: die familiengeführte Spedition, die fremdgeführte und die gemischt geführte“, erklärt der Hochschullehrer.
Was sind die Spezifika der jeweiligen Geschäftsführungsmodelle? Beispiel familiengeführte Spedition: Die Führungskräfte arbeiten mit großem Engagement, oft 24/7. Da keine zeitintensiven Abstimmungen mit Externen erforderlich sind, sind hier zudem schnelle Entscheidungen möglich.
Diese Geschäftsführungsform hat allerdings auch Nachteile. Es besteht die Gefahr, dass Unternehmensentscheidungen nicht immer objektiv getroffen werden. „Familieninteressen überlagern oft die Unternehmensinteressen. Und es kommt vor, dass interfamiliäre Streitereien im Unternehmen ausgetragen werden“, weiß Cravotta aus der Praxis. Beides führt demnach oft zu Problemen und Fehlentscheidungen.
Familie vom Unternehmen trennen
Um dieses Szenario in familiengeführten Speditionen zu vermeiden, empfiehlt der Hochschullehrer eine Familiencharta, „um ein Stück weit die Familie vom Unternehmen zu trennen“. Neben Werten und Leitlinien können dort beispielsweise Regelungen dafür geschaffen werden, wer die Nachfolge im Unternehmen antreten darf oder unter welchen Bedingungen Familienmitglieder das operative Geschäft leiten können. Und auch, wie der Familieneinfluss auf das Unternehmen grundsätzlich gestaltet sein soll. Dies könnte aus einer Art „Familiengremium“ heraus erfolgen, wo die Interessen der Familienmitglieder gebündelt und über die geschäftsführenden Familienmitglieder anschließend ins Unternehmen getragen werden. So ist es möglich, für das Unternehmen objektive Entscheidungen zu treffen, ohne dass Partikularinteressen einzelner Familienmitglieder zu stark ins Gewicht fallen.

Ungünstig kann sich auswirken, wenn für Entscheidungen Mehrheitsbeschlüsse notwendig sind und wenn die Anteile ungünstig verteilt sind. Beispiel: vier Mitglieder in der Geschäftsführung, Anteile jeweils 25 Prozent. „Wenn zwei immer Nein und zwei immer Ja sagen, geht nichts voran“, erklärt Cravotta.
Ganz andere Herausforderungen gibt es bei fremdgeführten mittelständischen Speditionen. Bei diesen Unternehmen werden ausschließlich externe Manager mit der Geschäftsführung betraut, sogenannte Fremdmanager. Hier hat die Eigentümerfamilie nur über ein Kontrollgremium Einfluss, falls denn eines installiert wurde. Über einen Beirat oder Aufsichtsrat kann die Eigentümerfamilie über vorher definierte zustimmungspflichtige Geschäfte noch ein Stück weit steuern.
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