Mit jetzt sieben Titeln überflügelte Norbert Kiss seinen Rivalen Jochen Hahn, der im Ziel dem alten und neuen Champion mit einer kurzen Verneigung gratulierte. Üblicherweise versteckt Hahn bei solchen Gelegenheiten seine Emotionen recht gut, doch für einen kurzen Moment war dem Altensteiger anzumerken, wie bitter der Erfolg seines Antipoden für ihn gewesen sein muss. An Kiss und seinem roten MAN gibt es seit Jahren kein Vorbeikommen für den Rest des Feldes. Einerseits ist das eine imposante Siegesserie, für das Team ist der sprichwörtliche Vergleich mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks durchaus angebracht. Andererseits fehlt dem Kampf um die Spitze inzwischen die Spannung.
Jochen Hahn hat den Vizetitel sicher
Nach dem vorletzten Rennwochenende auf dem Circuit Bugatti in Le Mans steht auch fest, dass Hahn in der kommenden Saison erneut mit der Startnummer 2 antreten darf. Sein Vorsprung auf Platz 3 in der Gesamtwertung beträgt 84 Punkte, die sind auch rein rechnerisch beim Finale in Jarama nicht mehr einzuholen. Im spannenden Kampf um den Bronzepokal hat sich Sascha Lenz jetzt einen kleinen Vorteil erarbeitet und Steffi Halm überholt, er rangiert nach dem Wochenende in Le Mans mit einem Punkt Vorsprung vor der Fahrerin des Teams Schwabentruck. Beide standen zweimal auf dem Podium, Lenz setzte sich allerdings in den höher bewerteten Rennen 1 und 3 als Zweit- bzw. Drittplatzierter durch und sammelte damit in der Wochenendbilanz mehr Punkte als Halm. Für sie stellten sich im ersten Rennen der starke Portugiese José Eduardo Rodrigues und im dritten Lauf René Reinert als unüberwindbare Hindernisse heraus.
Spannung bis zum Schluss in der Chrome Class
Interessant bleibt der Blick auf die Ergebnislisten der Rennen 2 und 4 sowie der Chrome Class. An den beiden letzten Wochenenden hat sich René Reinert zum Spezialisten für die Wertungsläufe mit reverse grid gemausert, auch in Le Mans gingen zwei Siege auf sein Konto. Und in der Chrome Class geht es unverändert munter zur Sache, hier hat sich Clemens Hecker mit seinem immer noch exotischen Scania nach einem Ausfall im ersten Lauf in der Spitze festgebissen. Zwei Siege am Sonntag sorgten für viele Punkte, so dass sich der Scania-Fan aus Westfalen vor dem finalen Aufeinandertreffen den Spitzenplatz in der Gesamtwertung mit dem Briten Bradley Smith teilt, der wiederum den gelben Iveco von Don’t Touch Racing pilotiert.
Die Organisatoren hatten für das Wochenende wieder einen extrem dicht gepackten Zeitplan unter dem Motto „Truckrace total“ gepackt. Neben der FIA-Europameisterschaft wurden auch Rennen im Rahmen der nationalen Meisterschaften von Frankreich und Großbritannien ausgetragen. Die 24 heures Camion zogen auch bei ihrer 40. Auflage jede Menge Publikum an, vor allem am Samstag war das Paddock dicht gepackt mit gezählten 80.100 Besuchern.
Das Finale der FIA-EM 2025 findet am übernächsten Wochenende in Jarama (Spanien statt).