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Truck Racing Championship: Hitzeschlacht in Most

Truck Racing Championship
Hitzeschlacht in Most

Die Sommerpause ist vorbei, doch der Sommer machte in diesem Jahr beim ersten Lauf in der zweiten Saisonhälfte keine Pause. Bei ungewöhnlich gutem Wetter und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke nahmen die Truck-Rennfahrer auf dem Autodrom Most ihr Restprogramm für 2024 in Angriff.

Hitzeschlacht in Most
Foto: foto.text/richard kienberger

Der Zeitplan war etwas ungewöhnlich, das erste Qualifying stand bereits am Freitag nach den beiden freien Trainingseinheiten im Programm. Wie nicht anders zu erwarten, markierte Dauersieger Norbert Kiss auch auf der schnellen Rennstrecke im tschechischen Industrierevier die Bestzeit und durfte damit am nächsten Tag im Race 1 von der Pole-Position aus starten.

Von außen sind im Zeittraining die Unterschiede, die im Bruchteil von Sekunden liegen, natürlich nicht auszumachen. Umso interessanter ist es daher, gelegentlich die ausführlichen Ergebnislisten zu studieren, die nach jeder Ausfahrt erstellt werden.

Dem aktuellen Champion Kiss oder auch Jochen Hahn gelingt es fast immer, sich in den drei angesetzten Runden eines Qualifyings kontinuierlich zu steigern. Im Vergleich zu den beiden Konkurrenten fuhren beispielsweise Sascha Lenz, André Kursim und José Eduardo Rodrigues am Sonntag ihre beste Rundenzeit jeweils im zweiten Auf-galopp und vermochten sich im finalen Qualifying der besten Sechs nicht mehr zu steigern.

Nur das Trio Kiss, Hahn und Antonio Albacete (der Drittplatzierte am Sonntag) blieb dabei unter der Marke von 2:02 Minuten. Was in der Welt der Zehntel- und Hundertstelsekunden wiederum eine deutliche Steigerung zum Vortag bedeutete. Da war Kiss‘ Bestzeit rund eine halbe Sekunde langsamer. Noch ein Vergleich: Das Durchschnittstempo im Qualifying liegt auf dem Autodrom Most rund 10 km/h über dem Rundenschnitt, den die Fahrer auf dem Nürburgring erreichen.

In den Rennen ging es durchweg munter zur Sache, so dass die Mechaniker nach allen Rennen gut zu tun hatten. Aber die Protagonisten schafften es trotzdem, ohne rote Flaggen bzw. Rennabbruch auszukommen.

Schon im ersten Championshiprace gerieten Sascha Lenz und André Kursim aneinander, dessen gelber Racetruck nach einem kurzen Hüpfer durchs Kiesbett pflügte. Kiss war da wie üblich schon enteilt und ließ Jochen Hahn keine Chance auf eine Verfolgung mit Sichtkontakt. Am Ende kam der Truck mit der Startnummer 1 rund neun Sekunden vor dem Iveco mit der Startnummer 2 ins Ziel. Sascha Lenz durfte sich über den Bronzeplatz freuen, nachdem die Regelhüter den Zwischenfall mit Kursim als „normalen Rennunfall“ eingestuft hatten.

Das zweite Rennen endete für den Briten John Newell schon nach kurzer Distanz, er blieb im Kiesbett neben der ersten Schikane stecken. Weil in dem Bereich während der gesamten restlichen Renndistanz die gelben Flaggen geschwenkt wurden, konnten die ambitionierten Fahrer die beliebte Stelle am Ende der Start- und Zielgeraden nicht zum Überholen nutzen.

Macht nichts, es gibt ja auch noch andere Ecken, die passable Möglichkeiten zum Überholen bieten. Nach dem Start im reverse grid arbeitete sich Jochen Hahn auf Platz zwei vor und setzte den führenden Albacete unter Druck, auch Kiss stach wie üblich einige Konkurrenten aus und beendete den Lauf als Dritter.

Hahn lässt sich nicht abhängen

Am Sonntag bot sich dann an der Spitze ein deutlich verändertes Bild: Diesmal konnte Hahn gut mit Kiss mithalten, die beiden lieferten sich einen Fight auf Augenhöhe und donnerten mit nur gut einer halben Sekunde Abstand über die Ziellinie. Für Kiss war es der 15. Sieg in der laufenden Saison. Hahn war sich hinterher nicht sicher, was der Grund für das enge Rennen war: „Entweder hatte Norbi ein technisches Problem, oder er hat mit mir gespielt. Ich weiß es nicht.“ Jedenfalls entstand diesmal der Eindruck, dass das Team in der Sommerpause gut gearbeitet und die Lücke zum Ungarn weiter verkleinert hat.

Im letzten Rennen des Wochenendes schrieb der junge Portugiese Jose Eduardo Rodrigues ein weiteres Erfolgskapitel in seiner Karriere. Er setzte sich in der Anfangsphase gegen den Briten Mark Taylor durch, der im Reverse Grid von der Pole gestartet war. Weil Taylor im Anschluss seine Position zäh verteidigte, konnte sich der deutlich schnellere Rodrigues mit einer makellosen Leistung einen genügend großen Vorsprung erarbeiten, um auch in den letzten Runden den roten MAN mit der Startnummer 1 nicht formatfüllend im Rückspiegel zu haben. Der talentierte Nachwuchsfahrer freute sich über den ersten Sieg in einem Championshiprace und wurde von Kiss und Hahn ausgiebig mit Champagner getauft.

Hahn musste den Pokal für den dritten Platz allerdings später an Mark Taylor weiterreichen – die Kommissare brummten ihm wegen einer Rangelei mit Antonio Albacete eine Fünf-Sekunden-Strafe auf, die ihn auf Platz sieben zurückwarf.