Oldtimer-Lkw: ADAC-Geschäftsstelle auf Rädern

Oldtimer-Lkw
ADAC-Geschäftsstelle auf Rädern

Die Karriere des kanariengelben Oldie-Sattelzugs ist weltweit einzigartig. Als mobile ADAC-Geschäftsstelle 1962 vom Band gelaufen, endete er 2001 als verrostete Ruine. Doch heute strahlt er wieder wie am ersten Tag.

ADAC-Geschäftsstelle auf Rädern
Foto: © foto.text/Richard Kienberger

Geschichten gibt’s, die kann nur das Leben schreiben. Eine blühende Schönheit kommt in die Jahre, verfällt langsam, wird gerettet und mit wohl einzigartigem Aufwand wieder auf die Beine gestellt – schöner denn je.

Sprichwörtlich der Mythos vom Phönix aus der Asche – wie die Lebensgeschichte des historischen Betreuungswagens des ADAC. Einst mit unendlich viel Detailliebe und Hightech der frühen 60er-Jahre auf die dünnen Diagonalreifen gestellt, arbeitet der Daimler-Staufen-Sattelzug mit dem einzigartigen Innenleben zehn Jahre für Europas größten Automobilclub.

Den "Club" zu den Kunden in der Region zu bringen, ist das vornehmste Ziel der multifunktionalen Geschäftsstelle auf Rädern. Der Exklusivservice mit dem vollen Leistungsprogramm kommt gut an – auf dem Land genauso wie bei großen Sportveranstaltungen bis hin zur Winterolympiade 1964 in Innsbruck. Überall macht der ADAC-Zug eine gute Figur und sorgt mit seinem zeitlos eleganten Design der 60er-Jahre für Aufsehen. Die Karosserie bringt der Eislinger Karosseriespezialist Staufen mit ins Spiel. Aufwendig produzierte Panoramafenster aus Plexiglas, sanfte Rundungen am schönen Hinterteil des Einachsaufliegers oder die verkleideten Trailerachsen spiegeln die Haute Couture des Zeitgeists wider.

Gediegenes Innenleben im Büro-Trailer

Auch das Innenleben des gerade mal 7,1 Tonnen schweren Büro-Trailers hat es in sich. Gediegene Sitzmöglichkeiten im Kundenbereich, ein rundum verglastes Konferenzzimmer über dem Schwanenhals, Miniküche und ein veritabler Kundenschalter mit Nierentisch-verdächtigem Design-Schwung adeln den mobilsten ADAC-Arbeitsplatz zur Edelfiliale auf Rädern. Man hat damals nur verbaut, was gut und entsprechend teuer war. Ein Philips-Tonband liefert Musik oder Werbetrailer mit stattlichen 120 Watt Lautsprecherleistung – damit war man sich damals sicher, einen ganzen Fußballplatz zu beschallen. Eine Webasto-Standheizung sorgt für wohliges Klima, und in den riesigen Fenstern kann man mit nächtlicher Beleuchtung optimal Werbung betreiben. Bis 1971 war der überall Aufsehen erregende Sattelzug im Dienst des ADAC europaweit auf Tour – gelungenes Marketing schon vor 60 Jahren.

© foto.text/Richard Kienberger
Steuermann aus Leidenschaft: Cheffahrer Gerhard Verlaan und sein ADAC-HBW-Sattelzug – fast eine Liebesbeziehung.

Gezogen wurde die mobile Filiale von einem Mercedes-LPS 328/36 mit satten 110 PS – mit aufpreispflichtigen 10 PS extra gegenüber dem normalen 5,1-Liter-Sechszylinder –, schon synchronisiertem Fünfganggetriebe und veritablen 75,5 km/h Topspeed. Den Aufbau auf den Gaggenauer Lkw mit Doppelkabinen-Fahrerhaus besorgte auch Staufen, die sich im Laufe ihrer Firmenkarriere bis zum Ende 1995 einen Namen als Leichtbauexperten gemacht hatten. Schwingsitz, edle Hölzer als Verkleidung und ein nobel abgesteppter Polsterüberzug auf dem Motortunnel versprühen auch im Cockpit des Seniors den diskreten Charme der späten Wirtschaftswunderzeit.

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