70 Jahre Unimog S: Der meistgebaute Unimog

70 Jahre Unimog S
Der meistgebaute Unimog

Viele Lkw-Fahrer haben während ihrer Bundeswehrzeit oder bei der Feuerwehr Kontakt zu einem ganz besonderen Unimog gehabt – dem Unimog S, dem Exportschlager aus Gaggenau, der dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert.

Der meistgebaute Unimog
Foto: Daimler Truck

Im Mai 1955 begann in Gaggenau mit der Anfangsserie die Serienproduktion des Unimog S ("S" für "Sondertyp") der Baureihe 404.1. Er wurde in der leichten Klasse für allradgetriebene Lkw wohl das weltweit erfolgreichste Modell – sogar 70 Jahre später sind einige davon immer noch rund um den Globus im Einsatz. Offiziell wurde der Unimog S in über 100 Länder geliefert, in viele weitere kam er als Gebrauchtwagen.

Mit insgesamt 64.242 Fahrzeugen in zwei Baureihen, ist die Reihe 404 bis heute der meistgebaute Unimog. Die Masse davon, in Summe 62.451 Einheiten, entfällt auf die Baureihe 404.1.

Ein leichter Lkw für die französische Armee

Wie kam es zu diesem Allrad-Könner? Der Unimog S entstand Anfang der 50er-Jahre auf Wunsch der französischen Streitkräfte, die mit ihren bis dato 450 eingesetzten Unimog der Baureihen 2010, 401 und 402 sehr zufrieden waren. Gewünscht wurde nun zusätzlich ein schneller und geländegängiger leichter Lkw zum Transport von 12 Mann bzw. 1,5 Tonnen Nutzlast im Gelände, der die geschätzten Unimog-Eigenschaften der kleineren Modelle besitzen sollte.

Im Jahr 1952 begannen die Entwicklungsarbeiten am damals noch Sonderfahrzeug genannten neuen Unimog. Neben dem Gaggenauer Entwicklungsteam arbeitete auch die Unimog-Versuchsabteilung an der Umsetzung des Projektes. Es entstand der MU-80/0 (Militär-Unimog mit 80 PS Leistung, Serie 0), dessen erste Prototypen ab Sommer 1953 umfangreiche Testprogramme durchliefen. In mehreren Entwicklungsschritten änderte sich das Aussehen des Fahrzeuges. Der Antrieb erfolgte durch den leistungsstarken 6-Zylinder-Benzinmotor M180 mit 2,2 Liter Hubraum, der aus dem Pkw-Programm (Typ 220/W187) von Mercedes-Benz stammte.

Zum Serienanlauf erhielt der Unimog S die Baureihenbezeichnung 404. Als erster Kunde bekam die französische Armee ab 1955 1.500 Fahrzeuge. Die ersten 1.100 davon hatten noch eine Holzpritsche und einen Radstand von 2.670 mm (Baumuster 404.111), deren Auslieferung begann im Mai 1955.

Hauptserie wird bis 1977 gebaut

Die Hauptserie, intern als S404B bezeichnet, mit Stahlpritsche und einem Radstand von 2.900 mm, ging ab Oktober 1956 in die Produktion und lief fast unverändert bis zum Juni 1977 in sechs Baumustern. Ab 1956 war eine bei Westfalia im Lohnauftrag gefertigte Ganzstahlkabine lieferbar, ab 1958 kam eine offene Doppelkabine hinzu, diese wurde von Glas in Dingolfing gefertigt.

Von April 1971 bis Dezember 1980 wurde die modernisierte Baureihe 404.0 angeboten. In diesem Zeitraum entstanden 1.791 Fahrzeuge in vier Baumustern. Als Antrieb dienten auch hier 6-Zylinder-Benzinmotoren aus dem Pkw-Bereich, darunter nun auch serienmäßig 110 PS starke Versionen mit dem 2,8 Liter-Motor M130. Das kipp-bare Fahrerhaus wurde von der Baureihe 406/416 übernommen und war geschlossen oder mit Faltverdeck erhältlich. Der Radstand blieb bei 2.900 mm.

Wahl zwischen Diesel- und Benzinmotor

Die von Dieselmotoren angetriebene Baureihe 416 gewann ab 1965 zunehmend Marktanteil, viele Kunden bevorzugten inzwischen den sparsameren Diesel. Der Radstand der Baureihe 416 war mit 2.900 mm identisch zum Unimog S. Somit konnten Kunden zwischen Benzin- und Dieselmotor wählen.

Ab Oktober 1975 erwuchs dem Unimog S jedoch interne Konkurrenz durch den neuen, 130 PS starken Unimog U 1300 L der Baureihe 435 (Radstand 3.250 mm). Eine solch große Verbreitung wie die Baureihe 404.1 fand die Baureihe 404.0 daher nicht mehr – und lief 1980 aus. Der Unimog S war sicher nicht perfekt, aber in Summe seiner Eigenschaften über lange Jahre konkurrenzlos. Happy Birthday, Unimog S!