McKinsey-Studie zu alternativen Antrieben: Fahrzeugkosten müssen sinken

McKinsey-Studie zu alternativen Antrieben
Fahrzeugkosten müssen sinken

Die Unternehmensberatung McKinsey hat zur IAA Transportation eine Studie veröffentlicht, in der sie die Faktoren für einen schnelleren Hochlauf von Nullemissionsfahrzeugen beleuchtet. Demnach müssen die Preise für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben um bis zu 50 Prozent sinken. Die weiteren Faktoren.

Scania BEV-Fahrevent Großglockner-Hochalpenstraße, E-Lkw, Scania 40 R, Scania 45 R, Batterie, E-Motor, FF 10/2024, erste serienmäßige batterieelektr. Sattelzugmaschine von Scania
Foto: Johannes Roller

Um die europäischen Klimaziele zu erfüllen, muss der Anteil neu zugelassener Elektro- und Brennstoffzellen-Lkw, der aktuell bei unter zwei Prozent liegt, auf 40 Prozent im Jahr 2030 ansteigen. Das geht aus der zur IAA Transportation veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor. Wenn der Hochlauf gelingt, könnte laut McKinsey in einem bestmöglichen Szenario 2035 jeder zweite neue Lkw emissionsfrei fahren. Das Geschäft mit Neufahrzeugen werde 2035 nur noch sieben Prozent des Gewinns ausmachen, der Aftermarket dagegen 38 Prozent und neue datenbasierte Mobilitätangebote wie Ladelösungen oder Versicherungen 34 Prozent.

Damit der Hochlauf erfolgreich ist und die Gesamtbetriebskosten ähnlich denen bei Diesel-Lkw sind, müssen die Anschaffungskosten gemäß den Studienergebnisse um bis zu 50 Prozent und die Ladekosten um 25 Prozent im Vergleich zu heute sinken. „Batterieelektrische Trucks dürfen unter den aktuellen Rahmenbedingungen in der Anschaffung höchstens 30 Prozent teurer sein, um für Kunden in den Gesamtbetriebskosten attraktiv zu sein“, sagt Philipp Radtke, Senior Partner von McKinsey.

250 Flottenbetreiber befragt

McKinsey hat für die Studie rund 250 Flottenbetreiber nach ihrer Haltung zu Nullemissionsfahrzeugen befragt. Viele insbesondere kleinere Logistikunternehmen seien nicht in der Lage, die um 50 bis 250 Prozent höheren Anschaffungskosten für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu stemmen. 34 Prozent der Befragten äußerten Unsicherheiten über die Batterielebensdauer, 31 Prozent beklagten die lange Ladedauer und 30 Prozent die mangelnde Reichweite bei BEV.

900.000 private Ladepunkte bis 2035 notwendig

In Bezug auf die Ladeinfrastruktur müssten bis 2035 bis zu 900.000 private Ladepunkte in Europa installiert werden – dafür seien 20 Milliarden US-Dollar an Investitionen nötig. „Aktuell ist nur ein Bruchteil dieser Summe fest zugesagt“, sagt Anna Herlt, Senior Partner im Münchner Büro von McKinsey und weltweite Leiterin der Nutzfahrzeugberatung. Gründe dafür seien unter anderem die schleppenden Genehmigungsverfahren und Anschlüsse von Lkw-Ladeparks an das Stromnetz.

Neue, datenbasierte Angebote aus einer Hand wie Leasing und Finanzierung, Ersatzteile, Ladelösungen, digitale Services und Versicherungen unter dem Stichwort „Truck-as-a-service“ (TaaS) könnten helfen, mögliche Risiken im Übergang zu einer Nullemissions-Nutzfahrzeugindustrie zu reduzieren. „Fast drei Viertel des Gewinns der Branche im Jahr 2035 entsteht aus diesen wiederkehrenden Services“, sagt Tobias Schneiderbauer, Co-Autor der Studie. 90 Prozent der befragten Logistiker stehen TaaS interessiert gegenüber. „Für Hersteller und Zulieferer aus der Truckbranche werden neue Kompetenzen, beispielsweise im Softwarebereich, aber auch Kooperationen und Partnerschaften mit Tech-Playern zunehmend wichtig, um an den zukünftigen Wertsteigerungen der Branche zu partizipieren.“