Sie tragen beide den gleichen Namen und sehen sich in ihrer Kontur zum Verwechseln ähnlich. Sind aber trotz identischer Modellbezeichnung grundverschiedene Charaktere. Willkommen im Scania-Baukasten: Selbst bei gleicher Leistungsklasse lässt der Hersteller manchmal die Wahl. Jenen 450-PS-Motor, der beiden Kandidaten die treibende Kraft liefert, gibt es für Euro 6 sowohl mit Doppelpack AGR und SCR als auch in der Version mit SCR-only.
Zwei große Brüder mit unterschiedlichen Kleinigkeiten
Der komplett in Schwarz gehaltene Kandidat setzt auf das traditionelle Rezept mit beiden Zutaten. Das Bleichgesicht mit weiß lackierter Kabine nutzt SCR-only. Die Folgen beim Gewicht: SCR-only wiegt exakt 37 Kilogramm weniger. Braucht aber auch mehr Adblue. Wird wiederum beim Verbrauch den einen oder anderen Tropfen sparen.
Auch beim restlichen Fahrzeug bietet der Scania-Baukasten ein reiches Betätigungsfeld für die Kunst der Kombination all der verschiedenen möglichen Varianten. Kompromisse lassen sich nach Herzenslust schließen. Beispiel kurze G-Kabine mit niedrigem Dach: Dort ragt der Motortunnel bei Weitem nicht so hüfthoch in das Fahrerhaus hinein wie bei der niedrigen P-Kabine, erreicht die Gesamthöhe des Fahrzeugs mit insgesamt 3.160 Millimetern dennoch ein Maß, das auch mit alten Silo-Ladestellen von 3,40 Meter Höhe noch nicht kollidiert. Zu klettern gibt es trotzdem reichlich, bis der Platz hinterm Volant erreicht ist. Insgesamt vier Stufen überbrücken die Distanz von 1.625 Millimetern, die der Boden über Normalnull liegt.
Erreicht ist dann ein Gehäuse, das mit seinem 290 Millimeter hohen Motortunnel knapp 4,9 Kubikmeter umbauten Raum bietet. Drinnen in der Kabine des Scania dominiert zweierlei: vorn das in weitem Bogen geschwungene typische Cockpit, hinten eine Art Klappliege für eine kurze Siesta zwischendurch. Beides trägt nicht gerade dazu bei, die Bewegungsfreiheit zu erhöhen. Bemerkbar macht sich das weite Auskragen des Cockpit-Ausläufers dann besonders, wenn wie im Fall der kurzen G-Kabine zwischen Frontscheibe und Fahrerhaus eben nur knapp 1.800 Millimeter liegen. Dass die Schublade unter der Schwinge des Cockpits dann noch einmal ein Stückchen weiter in den Innenraum hineinragt, macht die Sache beim Durchstieg auch nicht besser. Und wenn dann rückseitig die Liege – ein- wie ausgeklappt – noch einmal etwas Raum beansprucht, dann stellt sich schon eine gewisse Enge ein. Die positiven Seiten dieser eher japanisch als schwedisch angehauchten Innenarchitektur: Beim Fahren gehört dieses klassische Scania-Cockpit nicht von ungefähr zu den großen Klassikern. Da sitzt so ziemlich alles bis hin zu dem Drehschalter für die Differenzialsperren am rechten Fleck. Macht sich aber für heutige Verhältnisse – etwa im Vergleich zum minimalistischen Arrangement eines neuen Volvo FH – eben schon etwas über Gebühr breit.
Außen gehen die Scania-Kipper definitiv eigene Wege. Mit all den neuen Streamline-Komponenten, die den Spritverbrauch beim Straßenroller noch einmal etwas drücken, haben die Scania-Kipper eh bis heute nichts am Hut. Stattdessen gibt es an der linken Flanke einen soliden Außentritt plus Reling für den optischen Check der Brücke. Und an der Front unterscheidet sich der Scania-Kipper von seinen Fernverkehrsbrüdern – für den Bau vorteilhaft – durch einen geteilten und 130 Millimeter vorstehenden Stahl-Stoßfänger, eine solide Stand-Plattform darüber sowie zwei abgesetzte Brustringe, an denen sich der Mensch bequem in Richtung Frontscheibe emporhangeln kann.
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