Für die Verantwortlichen beim Nutzfahrzeughersteller Traton ist klar, wohin die Reise im Güterverkehr geht: „Die Zukunft des Transports ist elektrisch“, betonte Vorstandschef Christian Levin vor Journalisten am Mittwoch. Es gebe kein Segment, das nicht elektrifiziert werden könne, sagte er und führte Beispiele aller Konzernmarken auf.
Das buchstäblich stärkste Beispiel ist eine Scania-Elektro-Zugmaschine, basierend auf dem Typ 25 P, die für den Chemiekonzern Wibax mit bis zu 64 Tonnen Gesamtgewicht in Nordschweden unterwegs ist. Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO) in Südamerika habe sich erfolgreich die letzte Meile mit dem eDelivery erschlossen. Der US-Tochter Navistar lägen mehr als 20 Aufträge für Elektro-Verteiler-Lkw der neuen Baureihe eMV und mehr als 100 für elektrifizierte Schulbusse der CE-Serie der Tochterfirma IC Bus vor. MAN wiederum rüste das Hauptwerk München für eine elektrische Zukunft um. Der eTGM wird bereits in Kleinserie hergestellt, kürzlich gewährte MAN in Nürnberg einen Ausblick auf eine 6x2-Zugmaschine, die 2024 auf den Markt kommen soll. „Das Herz von MAN wird elektrisch schlagen“, kündigte Levin an.
Traton steckt eine Milliarde mehr in die E-Mobilität
Um bei der Elektrifizierung noch schneller voranzukommen, stockt Traton seine Investitionen in den nächsten Jahren massiv auf. Bis zum Jahr 2026 sollen 2,6 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung der E-Mobilität fließen. Das ist eine Milliarde mehr als bisher in dem Zeitraum geplant war. Im Fernverkehr solle bereits 2030 jeder zweite von Traton abgesetzte Lkw ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) sein, im Verteilerverkehr strebt das Unternehmen eine BEV-Quote von 80 Prozent an. Da ein erfolgreicher Einsatz der Stromer von der Verfügbarkeit der entsprechenden Ladeinfrastruktur abhängt, hatte Traton mit den Wettbewerbern Volvo Group und Daimler Truck voriges Jahr den Startschuss für den gemeinsamen Aufbau von mindestens 1.700 Ökostrom-Ladepunkten in Europa gegeben. Dafür machen die drei Partner mehr als 500 Millionen Euro locker. Trotz der klaren Präferenz für den E-Lkw hat für Traton-Chef Levin auch der Wasserstoff-Lkw seine Berechtigung, allerdings nur in speziellen Nischen.
Dass es bei der Elektrifizierung bei Traton vorangeht, zeigen die Absatz- und Orderzahlen: Insgesamt 1.076 elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge hat das Unternehmen voriges Jahr weltweit verkauft, für weitere 1.717 liegen Aufträge vor. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den MAN-Transporter eTGE (826 verkaufte und 1.047 bestellte Einheiten). An zweiter Stelle kommen die Busse (153 abgesetzte und 363 bestellte Fahrzeuge). Bei den Trucks (97 verkaufte und 307 bestellte Lkw) hat Scania die Nase vorn (42 beziehungsweise 171 Einheiten), gefolgt von VWCO (35 und 110 Einheiten) und MAN (18 und 4 Einheiten). Schlusslicht ist Navistar (2 beziehungsweise 22 Einheiten).
Doch auch beim konventionellen Antrieb sind die Potenziale für Traton nicht ausgeschöpft – wie die neue Motorengeneration zeigt, die zunächst im Scania Einzug hielt. Traton stellt Betreibern eine Spritersparnis von acht Prozent im Fernverkehr in Aussicht. In den nächsten Jahren soll der Weltmotor dann auch bei Navistar (2023), MAN (2024) und VWCO (2028) verbaut werden, bei MAN wird derzeit die Produktion in Nürnberg entsprechend fit gemacht, ebenso bei Navistar in Huntsville. Als besondere Bestätigung sieht Traton-CEO Levin den Scania-Sieg im renommierten 1.000 Punkte-Tests des ETM Verlags an – dort kam das neue Antriebsaggregat erstmals medienwirksam zum Einsatz.
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