Sileo S18: Fahrleistungen können sich sehen lassen

Elektrobus Sileo S18
Fahrleistungen können sich sehen lassen

Die ersten Elektro-Gelenkbusse erobern langsam das Straßenbild in Deutschland. Wir haben uns mit dem Sileo S18 einen der spannendsten Vertreter einmal näher angesehen.

Fahrleistungen können sich sehen lassen
Foto: Thorsten Wagner

Auch wenn immer mehr elektrische Minibusse oder "People Mover" im Fokus der Berichterstattung stehen – der Trend zu größeren Gefährten ist ungebrochen, auch bei den E-Bussen. Manche Kommunen schaffen derzeit überwiegend Gelenkbusse mit drei oder sogar vier Achsen an. Sind Elektrobusse generell noch in etwa so selten auf den Straßen wie Luchs und Wolf in deutschen Wäldern, so verirren sich elektrische Gelenkbusse in etwa nur noch so oft wie Elche nach Mittelwesteuropa. Der Grund: Bisher sind sie nicht flächendeckend im Angebot – die deutschen Hersteller kommen gar erst 2020 mit den langen Fahrzeugen auf die Straße. Viele Städte werden daher auf die wenigen bisher verfügbaren Gelenkbus-Modelle zurückgreifen, die es bereits serienmäßig zu kaufen gibt: VDL, Solaris, Van Hool, Irizar und der brandneue Sileo S18. Die schöne neue Elektrowelt macht es dem Kunden nicht einfach: Eine breite Palette von Antriebs-, Speicher- und Ladetechnologie steht zur Auswahl und will effizient kombiniert und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Sileo oder Bosankaya, als erster in Deutschland ansässiger E-Bus-Bauer, zeigt sich hierbei, was die Kundenwünsche betrifft, nicht ganz so flexibel wie die Wettbewerber. Man hat sich auf ein System festgelegt und möchte dies auch so verkaufen, was durchaus legitim ist und der Serienreife zugutekommen sollte. Gelegenheitsladung bleibt dabei ein Fremdwort.

Thorsten Wagner
Das neue Cockpit wurde nochmals deutlich optimiert und geräumiger gestaltet.

Das Cockpit hat Sileo praxistauglicher gestaltet

Auch in Sachen Design geht Sileo mit einem sehr emotional gezeichneten und luftigen Buskörper eigene Wege. Statt auf ein konventionelles, kantiges Busgewand zu setzen, hat Sileo sein 2017 erstmals gezeigtes neues Tramdesign ("BHNS") ins Rennen geschickt, das zeitnah auch einen Doppelgelenkbus schmücken soll. Trotz des relativ spitz zulaufenden, aber sehr eleganten Vorderwagens schaffen es die Konstrukteure bei dem ausschließlich lieferbaren Dreitürer sogar, vorne eine veritable, elektrisch betriebene Doppeltür unterzubringen, was die Wettbewerber VDL, Irizar und Van Hool aufgrund der Konstruktion derzeit nicht bieten können. Ein echter Pluspunkt in Sachen Karosserie. Ein zweiter Pluspunkt, der noch größer sein dürfte, ist am anderen Ende des Wagens auszumachen: Der fehlende Motorturm (alle Batterien sind auf dem Dach verbaut) macht eine herrlich großzügige und luftige Gestaltung des Hinterwagens möglich, durch die im Testwagen für die Aachener ASEAG eine Rundecke realisiert wird, die an eine überdimensionale Konferenzecke im Reisebus erinnert. Eine Chance, die bisher nicht viele Busbauer nutzen. Das Cockpit, das in der ersten auf der Elekbu-Konferenz 2018 gezeigten Version noch sehr eng ausgefallen war, hat Sileo deutlich überarbeitet und praxistauglicher gestaltet und bietet kaum Anlass zum Meckern – abgesehen von den altbackenen VDO-Instrumenten, die man doch gerne digital sähe in diesem modernen Bus.

Eine ähnliche Überarbeitung hätten die Techniker einigen Bauteilen im Innenraum mit immenser Stehhöhe angedeihen lassen sollen, manche Teile führen ein doch rege vibrierendes Eigenleben. In Sachen Antrieb schöpfen die Niedersachsen wiederum aus dem Vollen: Es kommt gleich zweimal die von ZF nun in "AxTrax AVE" umbenannte Elektroachse zum Einsatz, an Achse 2 und 3. Die Leistung der beiden maximal 250 kW starken, radnahen Asynchronmotoren ist mehr als ansehnlich: 11.000 Nm maximales Drehmoment an jedem Zwillingsreifen sind ein fettes Wort. Man addiere schnell und komme auf satte 44.000 Nm! Schnell kommt dem Automobilisten der "ludicrous mode", der Teslas E-Limousinen entfesselt und wie einen Dartpfeil nach vorne schießen lässt. Und die Fahrleistungen des Sileo können sich trotz einer nutzerfreundlichen Reduzierung der Beschleunigung mehr als sehen lassen. In rund sieben Sekunden beschleunigt der nicht eben leichte Bus aus der Haltestelle auf 50 km/h – da ist man schnell mal am nächsten planmäßigen Stopp vorbeigedüst. Hügel und schwere Beladung legen dem Antrieb so keinerlei Hürden in den Weg, unsere ersten Fahreindrücke waren durchaus elektrisierend.

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