Der Sommer ist ein merkwürdiges Ding. Sofern nicht vorhanden, wird er sehnlichst herbeigewünscht. Kaum legt er richtig los, ächzt aber der Mensch prompt unter der Hitze. Abhilfe schafft in der Freizeit das Schwimmbad, bei der Arbeit die Klimaanlage. Und es ist gut so, dass heute kaum einer mehr mit Handtuch um den Hals durch die Lande zu brausen hat, um dem Rinnen des Schweißes Herr zu werden. Denn ein Übermaß an Hitze in der Kabine schlaucht nicht nur den Fahrer, sondern kann auch ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellen, wie viele Studien gezeigt haben. Zu viel Hitze, das steht fest, macht unkonzentriert auf eine Art und Weise, die alkoholbedingter Fahrigkeit nicht nachsteht. Ist es dem Menschen zu heiß, kann zudem die Frustrationsschwelle gehörig sinken, bricht sich Aggression schneller Bahn als sonst. So kommt es, dass Forscher vor gut einem Jahrzehnt noch feststellen konnten, dass hohe Temperaturen die Unfallhäufigkeit tatsächlich stärker in die Höhe trieben als schlechtes Wetter.
Ob das heute auch noch gilt? Wahrscheinlich eher nicht. Denn die Klimatisierung ist ja auch beim Pkw inzwischen weitgehend Standard – und aus dem Lkw von heute erst recht nicht mehr wegzudenken. Um zu ermitteln, wo nun jeder Hersteller mit seinem System jeweils steht, dafür braucht es allerdings einen besonderen Test.
Verschiedene Testbedingungen im Klimawindkanal
Der Klimawindkanal in Wien als weltweit einzigartiges Labor für Versuche dieser Art ist die Bühne, auf der die Redaktion alle sieben Lkw-Hersteller zu genau diesem Zweck versammelt hat: die Güte der Klimaanlagen einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Zu bestehen hatten die Kandidaten in insgesamt vier Disziplinen: Vorkonditioniert auf 35 Grad Celsius, brennt beim ersten Test "Isolation der Kabine gegen Sonnenglut" Sonnensimulation mit 700 W/m2 den Probanden auf den Pelz. Beim "Powerkühlen" der solchermaßen durchgeglühten Kabine, dem zweiten Test, haben die Klimaanlagen zu zeigen, wie schnell sie die Hitze aus der Kabine schaffen und bis auf welche Temperatur sie maximal hinabzukühlen imstande sind. Die "Regelgüte bei 35 Grad Celsius Außentemperatur" als dritte Prüfung zeigt, wie schnell und exakt die Kandidaten auf die Setpoints 24 Grad und 20 Grad Celsius bei dieser Außentemperatur regeln. Die Prüfung ist einmal ohne und dann mit Besonnung zu absolvieren. Im vierten Test "Resistenz gegen größte Hitze" fährt die Außentemperatur auf 45 Grad hinauf, der Setpoint beträgt 24 Grad, Besonnung obendrein. Das bringt ans Licht, wie gut die Anlagen unter solch extremen Bedingungen den Setpoint 24 Grad halten können.
Unterzogen haben sich diesen Torturen die Probanden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Zuerst traten MAN, Volvo, DAF und Iveco im Klimawindkanal an, tags drauf folgten die Kandidaten Renault, Scania und Mercedes unter exakt den gleichen Bedingungen, zu denen auch gehörte: stets eine ziemlich knackige Luftfeuchtigkeit.
Verglichen mit ähnlichen Tests, die die Redaktion sieben und acht Jahre zuvor an gleicher Stelle unternommen hat, ist das Ergebnis durchweg: Echte Blößen – wie seinerzeit hier und da feststellbar – gibt sich bei der Klimatisierung heute kein Hersteller mehr. Interessante Unterschiede bei Konzeption der Klimatisierung und ihrer Bedienung bestehen aber durchaus im Einzelnen.
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