Die Digitalisierung im Straßengüterverkehr, ob in den Büros oder den Lkw-Kabinen, schreitet zügig voran. Doch speziell im Segment der Sondertransporte, die wegen der Überschreitung von Maßen und Gewichten eine individuelle Einzelgenehmigung samt darin vorgegebener Streckenführung benötigen, scheint die Zeit eher stehen geblieben zu sein. Noch immer müssen sich Schwertransportfahrer, Begleiter und Polizisten durch Stapel von Papier kämpfen. Der letzte große Fortschritt war vor gut zehn Jahren die Einführung von Vemags, einer Plattform zur Übermittlung der Genehmigung per E-Mail, was zuvor noch per Fax geschehen war.

Die Entlastung für die Spezialisten ist enorm
Es sind zwei junge Franken, die endlich eine nahezu marktreife Lösung erschaffen haben und diese nach einer letzten Testphase ab Sommer nächsten Jahres für jedermann anbieten wollen: Thomas Wolf kennt die Thematik von seiner Arbeit in einer Genehmigungsbehörde. Sein ehemaliger Klassenkamerad Maximilian Stoll wiederum ist von Beruf Programmierer. Die beiden haben seit Frühjahr 2016 an der Idee gearbeitet und letztes Jahr ihr Unternehmen intelliRoad GmbH gegründet. Es geht im Wesentlichen darum, die komplizierten und vielfältigen Vorgaben einer Fahrtgenehmigung in ein Navigationssystem zu integrieren, das dem Fahrer und seinen Begleitern klare Anweisungen an der jeweils richtigen Stelle der Transportroute liefert. Bislang ist für diese Aufgabe extra ein zweiter Fahrer vorgeschrieben. Dass das oft schiefgeht, zeigen zwei exemplarische Nachrichten der letzten Wochen: Bei Hof hatte der Transport eines überbreiten Pools die falsche Ausfahrt eines Autobahndreiecks erwischt – auf der fehlgeleiteten Tour rasierte der Fahrer auf drei Kilometern die Warnbaken einer Baustelle ab. Und bei Villingen klemmte sich ein verfahrener Transport unter einer Brücke fest, wobei die Maschine auf dem Tieflader beschädigt wurde.
Derzeit läuft das neue System bei ausgewählten Kunden in einer letzten Testphase. Die beiden Entwickler wollen ein absolut ausgereiftes System verkaufen und überarbeiten gerade nochmals die grafische Oberfläche. Horst Wallek von Wallek und Geser aus München, einem Unternehmen der Big-Move-Gruppe, ist dem technischen Fortschritt gegenüber sehr aufgeschlossen. So ist es kein Zufall, dass er zu den ersten Anwendern gehört. Sein Fahrer Michi Mitrovic, ein Spezialist für die schwierigsten Aufgaben mit Jahrzehnten an Erfahrung, hatte eine solche Erleichterung schon seit Langem herbeigesehnt. Der enorme Nutzen zeigt sich beim Transport eines Bohrgeräts von Stuttgart zum Starnberger See: 127 Tonnen, zwölf Achsen und rund 250 Kilometer genau definierte Fahrtstrecke, dazu 32 Meter Länge und 4,3 Meter Höhe. Für die gesamte Strecke liegen 46 Einzelanweisungen vor, 20 davon allein auf den ersten 60 Kilometern über verschiedene Landstraßen. Mal sagt das System dem Fahrer, dass er in der Mitte einer Brücke mit 5 km/h und 100 Metern Abstand zum vorausfahrenden wie auch nachfolgenden Verkehr zu fahren hat, mal fordert es ihn zum Absenken des Tiefladers für eine Unterführung auf. Die Warnungen ergehen hierbei optisch und akustisch. "Eine super Erfindung", lobt Mitrovic, "so etwas war eigentlich längst überfällig! Ich bin echt begeistert." Die Entlastung für die Spezialisten ist enorm, diese Technik wird ihren Alltag deutlich einfacher und leichter machen.