Der südliche Zipfel der Südinsel Neuseelands ist berühmt-berüchtigt für sein wechselhaftes Wetter, auch im Sommer auf der Südhalbkugel. Der Regen prasselt entsprechend selbst Mitte Februar auf die Flotte von Selfmade-Transportunternehmer Phil, der Wind peitscht die Tropfen über seine Truck-Planen. Disponent und Aushilfsfahrer Colin zuckt mit Blick auf die durchbrechende Sonne mit den Schultern: "Neuseeland ist das schönste Land der Welt – wenn es nicht gerade regnet." Colin hat die Ruhe weg, antwortet entspannt auf jede Frage, die uns am Empfangstresen der kleinen Speditionshalle durch den Kopf geistert. Dass er uns bis eben nie gesehen hat, eigentlich noch Papierkram zu erledigen hätte und sein Chef Phil den Besuch der Journalisten aus dem fernen Deutschland gar nicht angekündigt hat? Kein Problem – "no worries".
Ungefähr jeder Kiwi, wie sich die Neuseeländer selbst nennen, trägt diese Gelassenheit in sich. Kein einziger Fahrer wimmelt uns auf unserer Reise bis zur Nordspitze der Nordinsel ab, alle nehmen sie sich die Zeit, uns teilhaben zu lassen am Transport-Geschäft am anderen Ende der Welt. Die Uhren ticken hier anders, und das auf so ziemlich allen Ebenen. Das wird schon an der Flotte von Phil deutlich: Mit Eden Haulage ist er erst 2005 durchgestartet, als selbständiger Fahrer. Mittlerweile ist er Herr über 13 Trucks, zwei weitere Fahrzeuge sind im Zulauf. Phil fährt Karotten, Kartoffeln und Meeresfrüchte von Kunden im Umkreis seines Standorts im Städtchen Invercargill über Christchurch und Wellington bis zur 1,5-Millionen-Einwohner-Metropole Auckland. Er vertraut dabei auf einen DAF (gesprochen: "Däf") CF und fast ein Dutzend Kenworth K200 Frontlenker. Aber auch eine International-Flachnase mit 2,2 Millionen Kilometern auf der Uhr und ein 1985er Kenworth mit stolzer Haube müssen sich weiter beweisen. Unsere Frage nach der üblichen Laufzeit von Lkw in Neuseeland versteht Phil erst gar nicht. Die Trucks laufen, so lange sie eben laufen. Und die Kenworth aus Australien laufen lange.
Moderne Assistenzsysteme nutzt kein Mensch
"Die Dinger sind so robust wie Panzer", sagt Phil. Gleichzeitig seien sie europäischen Lkw wie dem DAF technologisch um Welten unterlegen. Und das schon bei so grundsätzlichen Dingen wie dem Federungskomfort oder der Lenkung. Moderne Assistenzsysteme nutzt auf den neuseeländischen Landstraßen eh kein Mensch, maximal der Tempomat wird eingeschaltet. Bisher ist nahezu jeder Lkw im Land und tatsächlich jeder in Phils Flotte mit einer Fuller-Handschaltung aus dem Hause Eaton ausgestattet. Automatisierte Getriebe gewinnen nur langsam Marktanteile, hauptsächlich im von UD Trucks, Fuso und Isuzu dominierten mittelschweren Segment – und in den schweren deutschen Modellen wie dem MAN TGS/TGX und dem Mercedes Actros.
Lkw aus Europa, Asien, den USA und Australien tummeln sich im insgesamt nur rund fünf Millionen Einwohner zählenden Neuseeland. Die Fahrzeug-Vielfalt ist schlicht umwerfend. Für Phil und die Mehrheit der Unternehmer sind die Kenworth-Frontlenker aus Australien die Nummer eins, wegen ihrer Robustheit und ihrer Beliebtheit bei den Fahrern, die das unverfälschte Schalten und Walten schätzen. Einen Kenworth kann dazu jeder reparieren, der einen Schraubschlüssel in der Hand halten kann, erzählt Phil. Die Ersatzteilversorgung sei über das nahe Australien problemlos. Anders als bei vielen Europäern.
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