Eine Diesel-Zugmaschine, die einen voll beladenen Trailer mitführt, ihn aber nicht mehr ziehen muss – lässt sich das realisieren? Durchaus! Das Technologie-Start-up Trailer Dynamics hat gemeinsam mit dem Fahrzeugbauer Krone gezeigt, dass ein mit elektrischer Antriebsachse ausgestatteter Trailer eine Sattelzugmaschine deutlich entlasten kann. Ist der Trailer dank eines eigenen elektrischen Antriebs in der Lage, sich im Gleichschritt mit der Zugmaschine zu bewegen, muss diese sich für den Transport viel weniger ins Zeug legen.
Das ist gut fürs Klima und die Firmenkasse gleichermaßen. Trailer Dynamics stellt Flottenbetreibern eine Dieselersparnis von mindestens 20 Prozent in Aussicht. „Dieser Wert ist nicht aus der Luft gegriffen“, betont Trailer-Dynamics-Geschäftsführer Michael Nimtsch. Die Dieseleinsparung wurde auf Versuchsfahrten in Begleitung einer Prüforganisation erzielt und dokumentiert.

Einen entsprechenden Prototyp auf Basis eines Lowliners stellten Krone und Trailer Dynamics gemeinsam beim Executive Logistics Summit den dort anwesenden mehr als 100 Flottenbetreibern vor. Die Veranstaltung wurde von Krone ausgerichtet und gemeinsam mit dem ETM Verlag organisiert, der Teilnehmerkreis war aufgrund der Corona-Auflagen reduziert. Veranstaltungsort war die Test- und Versuchsstrecke am neuen Krone Future Lab in Lingen. Die Logistikunternehmer konnten sich bei der fahrdynamischen Vorstellung auf der Teststrecke selbst ein Bild von der Funktionsweise des eMega Liners – so der Produktname – machen. Einige nutzten die Chance, beim Mitfahren in der Zugmaschine den eTrailer hautnah zu erleben. Besonders im Rampenlicht der Präsentation: der sonst eher unscheinbare Königszapfen. Trailer Dynamics und Krone haben ihn mit der Intelligenz zahlreicher Sensoren angereichert.
Sie bewirken, dass der Königszapfen die Sattelzugmaschine im Antrieb unterstützt, und verhindern zugleich, dass der Trailer das Zugfahrzeug schiebt. Die Signale des sensorischen Königszapfens gehen in Echtzeit zur Vehicle Control Unit – dem zentralen Steuergerät im Antriebsstrang –, die den beiden Elektromotoren vorgibt, welche Antriebsleistung für den Trailer benötigt wird, um Schritt zu halten mit dem Zugfahrzeug.
Mit der im eTrailer verbauten Batterie – sie hat eine Kapazität von 300 kWh – können Unternehmen Entfernungen im Fernverkehr von bis zu 500 Kilometern abdecken. Sollte der Strom aufgebraucht sein, kann der Fahrer bei der noch lückenhaften Ladeinfrastruktur die Vorteile eines Plug-in-Hybrids nutzen oder noch besser mithilfe eines On-Board-Chargers – also eines mitgeführten Ladegeräts – die Batterien bequem in Depot wieder aufladen. Je nach Kundenwunsch lasse sich die Kapazität der Batterien modular auch nach oben oder unten anpassen. Ihre Speicher wollen auch gefüllt werden, diesen Energieeinsatz durch (Öko-)Strom müssen Kunden bei der Gesamtbetrachtung mit der Energie- und Kostenersparnis beim Diesel verrechnen.
Trailer Dynamics: vom ersten Tag positive TCO-Effekte
Die Trailer-Dynamics-Chefs Michael Nimtsch und Abdullah Jaber sind überzeugt, dass sich der Einsatz des eTrailers schnell rechnet. „Er bringt vom Tag Null an positive TCO-Effekte“, sagt Jaber – durch den verminderten Dieselverbrauch oder eine reduzierte beziehungsweise erlassene Maut. Entfallen würde die Mautpflicht in der nächsten geplanten Technologiestufe: Im zweiten Schritt wollen Krone und Trailer Dynamics einen Auflieger mit E-Achse entwickeln, der mit batterieelektrisch angetriebenen Zugmaschinen (BEV) kombiniert werden kann.
Durch die zusätzliche Energie im eTrailer könne sich die Reichweite des BEV-Zugfahrzeugs auf rund 800 Kilometer erhöhen. Doch schon der erste Schritt ist für die Partner vielversprechend. Der eMega Liner sei mit allen gängigen Zugmaschinen kombinierbar, erläutern die Trailer-Dynamics-Gründer. Mit einem Schlag ließe sich damit der Verbrauch der Bestandsflotte drosseln. „Wir reden über rund zwei Millionen Diesel-Sattelzugmaschinen im europäischen Bestand.“ Ohne diese Lkw zu verschrotten oder umzubauen, ließen sich zum einen durch eine CO2-Reduktion positive Effekte mit Blick auf das Klima und zum anderen auf die Profitabilität des jeweiligen Flottenbetreibers erzielen.
Entsprechend schnell wollen Krone und Trailer Dynamics die nächsten Schritte gehen. Nach zwei Jahren digitaler Entwicklung und nur sechs Monaten für den Aufbau des Prototyps wollen die Unternehmen als nächstes Feldversuche mit mehreren eTrailern starten. „Wir freuen uns, unseren Kunden mit dieser strategischen Partnerschaft eine neue Perspektive für umweltfreundliche Transporte eröffnen zu können. Dabei ist uns wichtig, dass das Konzept auch aus dem Blickwinkel der Total Cost of Ownership rundum überzeugt“, sagt Dr. Stefan Binnewies, Vorsitzender des Beirats von Trailer Dynamics und Vorstandsmitglied der Bernard Krone Holding.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf