Schumacher: Das fängt schon beim neuen, sogenannten Multimode-Radar an, bisher hat man ja eher von Short range- und Long range-Radar gesprochen. Der Vorgängersensor war im Grunde genommen ähnlich konstruiert beziehungsweise hatte ähnliche Eigenschaften, aber er musste die Umstellung von weitem Winkel bei kurzer Distanz und kleinem Winkel bei langer Distanz noch mechanisch bewerkstelligen. Der neue Sensor, der auf dem Pkw Bauteil basiert, schafft das jetzt ohne jede Beteiligung von mechanisch bewegten Baugruppen. Durch die höhere Auflösung des Sensors erreichen wir eine höhere auswertbare Reichweite, waren es bisher rund 200 Meter, so sind wir heute bei rund 250 Metern. Auch die valide Signalauswertung wird verbessert über das reine „weitere Sehen“ hinaus. Das bringt Vorteile vor allem für höhere Geschwindigkeiten – was das System früher erkennt, darauf kann es auch schneller reagieren. Natürlich spielen auch immer die Reflexionseigenschaften der Objekte eine große Rolle.
Schumacher: Ja, dabei geht es um den gleichen High-end Multimode-Radar, der auch für ABA und ART zuständig ist, und nur mit diesen beiden Systemen zum Einsatz kommt. Dabei nutzt er den Öffnungswinkel im Nahbereich von 120 Grad, im Fernbereich sind es nur 18 Grad, also deutlich weniger. Die Umschaltung zwischen beiden Bereichen erfolgt ja elektronisch und damit viel schneller, als sich viele Objekte bewegen können. Fußgänger und ähnlich große Objekte können so bis auf eine Entfernung von rund 80 Meter erkannt werden. Ein Radarsystem hat gegenüber einem Videosystem den Vorteil, dass es sehr genau Richtung und Geschwindigkeit eines Objektes messen kann, aber nicht dessen Identität. Zudem erkennt der Radar den sogenannten Dopplereffekt, d.h. wenn die Laufzeitveränderung der Reflexion eines bewegten Objektes gemessen wird, kann das System Rückschlüsse auf dessen Geschwindigkeit ziehen. Wenn jetzt innerhalb eines bewegten Objektes nochmal unterschiedliche Bewegungen zu messen sind, zum Beispiel von Armen und Beinen gegenüber dem Rumpf, dann spricht der Radartechniker von "Mikrodopplern". Die Detektion funktioniert sowohl ins Längs- als auch in Querrichtung. Ein stehender Mensch wird daher vom System weniger oder gar nicht erkannt, weil dieser Effekt nicht vorhanden ist.
Schumacher: Die Anpassungen beschränkten sich hauptsächlich auf die an die Bus-Bedürfnisse angepasste Warnkaskade, die wir hier wiederum geringfügig verändert haben. Bisher haben wir eine Warnbremsung nach der optischen und akustischen Warnung eingeleitet und die Verzögerung dabei von Null auf rund 30 Prozent der Bremsleistung gesteigert. Jetzt warnen wir später, aber wir verlieren keine Zeit, da wir gleich mit einer Teilbremsung einsteigen und auf mittlere Verzögerung hochfahren, also etwas mehr als bisher – durch den leichten Ruck gleich zu Beginn motivieren wir den Fahrgast, sich festzuhalten falls er im Fahrzeug stehen sollte. Neu ist bei ABA4 auch die automatische Wiedereinschaltung, über die wir im Vorfeld viel diskutiert haben.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf




