Mercedes SLT: So entsteht der Schwerlast-Profi

Mercedes SLT
So entsteht der Schwerlast-Profi

Die drei Buchstaben S, L und T stehen für das Mächtigste, was Mercedes im Lkw-Bereich zu bieten hat. 2003 hat unser ehemaliger Chefredakteur Andreas Techel in die heiligen Hallen von Titan geblickt.

So entsteht der Schwerlast-Profi
Foto: Andreas Techel

Satte 609 PS entlocken die Spezialisten von Titan in Sulzbach an der Murr dem V8-getriebenen Actros MP2. Basis ist, so erklärt Andreas Techel, die Serienzugmaschine mit 537 PS und 2.400 Newtonmeter Drehmoment. Letzteres bleibt zwar an sich erhalten. Doch dank Titan fällt es nicht mehr nur als Spitze an, sondern treibt den SLT kontinuierlich vorwärts. "Er hält seine Kurve flach wie einen Billiardtisch bis zur Nennleistung. So kann er am Berg souverän davonziehen, ohne dass irgendwo ein Drehmoment- maximum zu spüren ist", schreibt Andreas. "Er gibt einfach über das ganze Drehzahlband Vollgas." Mächtig Power braucht er aber auch. Schließlich schafft der Actros bis zu 250 Tonnen Gesamtzuggewicht. Dazu bekommt er im Werk Wörth immerhin schon die Wandlerschaltkupplung mit auf den Weg.

Titan lässt, so führt Andreas weiter aus, fast alle zusätzlichen Anbauteile in kleinen Zulieferbetrieben in der Region fertigen. Bevor sie das Titan-Team einbauen kann, nimmt es den Truck allerdings erst einmal wieder auseinander. Mercedes liefert den dreiachsigen Actros 3360 oder 3354 mit Kipperfahrgestell als 6x6 oder 6x4 direkt vom Band. Zum Rangieren hängt nur ein winziger 20-Liter-Tank am Rahmen. Er verschwindet vor dem Ritterschlag zum SLT ebenso wie die Druckluftbehälter der Bremsanlage und der Batteriekasten.

Bei Titan wird der Standard-Actros umfassend aufgehübscht

Bei Titan durchläuft der Standard-Actros auf dem Weg zum Schwerlastprofi dann erst einmal ein fein getaktetes Bodybuilding-Programm. Jürgen Knöller, damals einer der drei Geschäftsführer, erklärt: "Als Erstes bauen wir dem Fahrzeug eine zweite Lenkachse ein. Den hochgelegten Auspuff verlängern wir ein Stück und setzen eine Regenklappe drauf. Dann folgt der Turm mit dem 900-Liter-Tank, den Luftkesseln, Batterien und dem WSK-Kühler mit hydrostatischem Lüfterantrieb. Wir sehen Vorteile darin, dass Motor und Getriebe jeweils eigene Kühlkreisläufe haben."

Wahlweise setzen die Schwaben eine Ballastbrücke oder eine allseitig neigbare Sattelkupplung auf den Rahmen. Je nach Wunsch gibt es begehbare Alukotflügel oder die originalen Kunststoffteile. Vorne dockt die typische gestreifte Stoßstange an. Nach Anschluss der Leitungen programmieren die Techniker die Fahrzeugelektronik. "Wir sagen dem Computer, dass wir eine WSK eingebaut haben, und das Bremssystem muss wissen, dass es eine Achse mehr gibt."Zum Schluss geht es für den SLT dann wieder per Tieflader zurück zu Mercedes-Benz zur finalen Abnahme. "Erst dann darf der neue Besitzer die mächtige Maschine zum Leben erwecken."