Die Ausrichtung der Vorschläge der EU-Kommission zu diesem Thema bringt schon zum jetzigen Zeitpunkt eines klar ans Licht: Das Denken und die Debatte über Lenk- und Ruhezeiten werden stark von der Betrachtung des Lkw-Verkehrs dominiert. Das wirkt sich für den Busverkehr negativ auf alle Ausarbeitungen aus und kann eigentlich so nicht stehen bleiben. Es käme schließlich auch niemand auf die Idee, Arbeitsvorschriften für Fleischer mal eben auf die Bäcker anzuwenden, bloß weil beide Gewerke irgendwie mit Lebensmitteln zu tun haben. Wir brauchen also eine gesonderte Betrachtung, die den Bedürfnissen der Busfahrer und ihrer Fahrgäste gerecht wird. Eine solche genauere Unterscheidung der Arbeiten ist vor allem ein Beitrag zur notwendigen Versachlichung der Debatte und zur Anerkennung der tatsächlichen Lebensumstände der Arbeitnehmer in Europa.
Aktuell werden dramatische Beschreibungen der Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrern herangezogen, um im gleichen Atemzug auch im Namen der Busfahrer Forderungen zu stellen. Das ist aus meiner Sicht weder zielführend noch ehrlich. Ich habe den Eindruck, Busfahrer sollen hier als ein zusätzliches Druckmittel quasi missbraucht werden, ohne dass man wirklich auf sie eingeht. Und am Ende kommen dann die Männer und Frauen hinter dem Steuer in die Bredouille, weil sie für kuriose Regelungen vor Fahrgästen einstehen müssen. Ich bin der festen Überzeugung, das geht besser. Busfahrer sitzen eben gerade nicht über lange Zeiträume am Steuer und schrubben Kilometer, sondern wollen ihren Fahrgästen ein schönes Reiseerlebnis ermöglichen. Da geht es um Qualität, eine gute Zeit und Entspannung. Um das den Fahrgästen bieten zu können, n braucht es einen Hauch Flexibilität. Ich betone aber ganz bewusst: Wir reden über Flexibilität in einer Form, die die Verkehrssicherheit in keiner Weise in Frage stellt. Diese ist die Grundlage für die Busbranche.
Rein formal müssen wir bei Ansicht der bisherigen Kommissionsvorschläge klar festhalten: Das Mobility Package ist die größte derartige Initiative aller Zeiten. Dieses Paket wird quasi alle Busunternehmen betreffen – und stellt nach jetzigem Stand auch eine Bedrohung für viele dar. Insofern muss und will ich mich ganz persönlich hier gewaltig engagieren – und damit auch der bdo als Interessenvertretung der privaten Busbranche. Die Aufgabe ist, ein differenziertes Bild der Arbeit der Fahrerinnen und Fahrer zu zeigen und auch auf die wirtschaftliche Bedeutung des Busverkehrs hinzuweisen. Das können wir am besten mit unseren internationalen Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen hier mit einer Stimme sprechen, um unserer wichtigen Botschaft Gehör zu verschaffen. Über unsere Einflussmöglichkeiten und meine persönliche Rolle dabei möchte ich gar nicht spekulieren. Ich finde es eitel und vermessen, wenn Interessenvertreter glauben, an Gesetzen und Initiativen herumschreiben zu können. Politiker fällen ihre Entscheidungen ganz alleine. Ich möchte einfach nur diejenige sein, die unsere guten Argumente bestmöglich vorbringt. Deshalb lege ich mir hier ins Zeug. Ich hoffe natürlich, dass das ankommt. Das wäre wichtig für Busunternehmen und Reisende in ganz Europa.
Fahrverbote stehen offenbar bevor. Entweder geschieht das ausgehend von einer bundesweit gültigen blauen Plakette oder basierend auf regionalen Regelungen, die auf juristischem Wege forciert wurden. Letztlich ist das im Grundsatz auch richtig so. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben schließlich das Recht, dass bestehende Grenzwerte für Schadstoffe in der Luft gefälligst auch eingehalten werden. Und genau an diesem Punkt kommt die private Busbranche ins Spiel. Wir brauchen mit Blick auf schlechte Luftwerte, Staus und Klimaziele vor allem eine grundlegende Stärkung des öffentlichen Verkehrs mit Bus und Bahn. Wir brauchen mehr Bus, nicht weniger. Es ist ja in Deutschland immer etwas heikel, sich gegen den Autoverkehr zu stellen, aber schauen wir uns doch mal die Fakten an: Pkw-Abgase sind für den absolut größten Teil der Verkehrsemissionen verantwortlich. Und auch der Betrug bei den Abgaswerten betrifft die Autobranche und ausdrücklich nicht Busse. Unsere Fahrzeuge müssen deshalb von Einfahrverboten ausgenommen werden, weil sie eben massiv dazu beitragen, Emissionen zu senken.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf




