GPS Tempomaten: Automatiksysteme im Vergleichstest

GPS Tempomaten
Automatiksysteme im Vergleichstest

Prädiktive Tempomaten sind beim Lkw die vielleicht wichtigste Neuerung unserer Zeit. Was die aktuellen Automatiksysteme von MAN, Scania und Volvo draufhaben, klärt ein direkter Vergleich.

GPS-Tempomaten Automatisierung 2018 Getriebevergleich
Foto: Karl-Heinz Augustin

Späte Erkenntnis bei Volvo, zwiespältige Brüderlichkeit bei MAN und Scania: So könnte kurz zusammengefasst lauten, was diesem Automatikvergleich eine besonders pikante Note verleiht. Tat sich I-See von Volvo bei bisherigen Vergleichen dieser Art durch gewisse Eigenwilligkeiten nicht immer rühmlich hervor, soll es diesmal eine ganz neue Konfiguration des Systems richten. Wichtigstes Merkmal ist, dass der vorausschauende Tempomat jetzt nicht mehr nur auf Daten setzt, die ausschließlich die im Feld befindlichen Fahrzeuge generieren und sich per Cloud teilen. Er spickt jetzt auch, wie es all die anderen schon immer und fast ausschließlich praktizieren, in 3-D-Kartenmaterial.

GPS-Tempomaten Automatisierung 2018 Getriebevergleich
Karl-Heinz Augustin
EfficientCruise von MAN fährt Spitzenwerte bei Verbrauch und Fahrleistung ein.

Premiere bei einem Automatiktest feiert hier die "EfficientCruise"

Pikant an der Paarung MAN–Scania ist: Nun mal mehr, mal weniger einmütig unter dem Dach von Traton (vormals VW Nutzfahrzeuge) versammelt, teilen sich die beiden Test-Lkw brüderlich die Getriebe-Hardware. Vor allem für die gängigen Sattelzugmaschinen mit 12,4-Liter-Motor sagte MAN dem Lieferanten ZF Adieu und bezieht die Schaltboxen nun von Konzern-Kompagnon Scania. Nennt diese Aggregate aber jetzt 14-Gang-Getriebe und nummeriert die vorhandenen Vorwärtsgänge von 1 bis 14 durch. Scania wiederum bleibt der Bezeichnung Zwölfganggetriebe treu und weist die zwei traditionell unsynchronisierten Kriechgänge gesondert als Crawler aus. Sonst aber sind bei dieser Schaltbox die Vorwärtsgänge alle noch synchronisiert, obwohl das bei einem automatisierten Getriebe nicht sein müsste. Die Folge sind ein paar Pfunde extra, die ebenfalls nicht sein müssten. Konkret: 335 Kilogramm bringt solch ein synchronisiertes Getriebe à la MAN und Scania unbefüllt gleich einmal auf die Waage, während die unsynchronisierte I-Shift-Schaltbox des Volvo FH schon einen knappen Zentner leichter daherkommt. Der Software ist es schließlich aber herzlich egal, welchen Zähnen und Klauen, Wellen und Ringen sie da Beine macht. Und genau bei der Software gehen wiederum Scania und MAN jeweils ganz eigene Wege. Von der Anpassung an die unterschiedlichen Motoren bis hin zum Bedienkonzept oder den Einstellmöglichkeiten sind das jeweils eigene Welten.

Premiere bei einem Automatiktest feiert hier die "EfficientCruise" genannte Variante des prädiktiven Tempomaten, wie MAN sie entwickelt hat. Dritter im Bunde der Kandidaten ist kein Geringerer als ein Scania mit CCAP (Cruise Control Active Prediction): Damit fing die Geschichte der vorausschauenden Tempomaten im Jahr 2012 überhaupt erst an. Doch unterscheidet sich die heutige Version gewaltig von diesem Anfang, der dennoch zweifellos ein mutiger war. Dieses dritte Auge, das ein prädiktiver Tempomat darstellt: Drei Dinge braucht es dafür. Zum Ersten ein automatisiertes Getriebe. Zum Zweiten einen Tempomaten. Und zum Dritten eine Software, die die Beschaffenheit der Strecke ebenso kennt wie die der aktuell bewegten Fuhre. Dann lässt sich damit zaubern. Rund drei Kilometer nach vorn tasten die hier getesteten Systeme jeweils die unter die Räder zu nehmende Strecke ab. So weit in die unmittelbare Zukunft blicken kann bei Tag der Fahrer höchstens dann, wenn es so arg viel nicht nützt: bei ebener Strecke. Und bei Nacht reicht der Horizont in der Regel nur so weit, wie eben der Scheinwerfer Licht ins Dunkel bringt. Da kann sich ein Fahrtrainer noch so anstrengen. Eine solche Voraussicht bringt er einfach nicht an den Mann. Solch ein die Strecke lesender Röntgenblick ist aber die unabdingbare Voraussetzung dafür, um gekonnt mit der Masse des Lkw zu spielen. Rechtzeitig vom Gas gehen, um im Gefälle per Schwerkraft kostenlos an Schwung zu holen, was sonst Diesel gekostet hätte – und an eingesetzter Energie hinterher womöglich wieder wegzubremsen gewesen wäre: Das mag ein guter Fahrer, zumal auf ihm wohlbekannter Strecke, schon auch leisten.

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