Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die alte Volksweisheit kommt einem auch beim Blick auf die jüngsten Verbrauchs- und Kostendaten der sieben Fehrenkötter-Testwagen in den Sinn. Denn da gibt es einerseits völlig unauffälliges und erwartbares zu berichten, andererseits auch einige echte Überraschungen.
Doch der Reihe nach. Unter den Punkt "erwartbar" fallen zunächst einmal höhere Durchschnittsverbräuche gegenüber der Auswertung Ende 2022, da im erweiterten Zeitraum die Wintermonate Januar bis März und einige fällige Neubereifungen ins Kontor schlagen (wobei sich der Einfluss der Reifen im Testverlauf ausgleicht: wer später drankommt, hat eben "hintenraus" mehr Profil). Einzige Ausnahme von der Verbrauchsregel: Der Iveco S-Way, bei dem nach langwieriger Fehlersuche die optimale Einstellung von Motorsteuerung und Einspritzung scheinbar wahre Wunder bewirkt hat. "Das hat sich mal echt prima entwickelt", lobt Stammfahrer Thomas Nickel.
Ob der S-Way bis zum Testende im Sommer 2024 eine spektakuläre Aufholjagd hinlegen kann, bleibt zwar fraglich, aber nicht unmöglich: Spart sich der Iveco auch weiterhin Ausfalltage abseits der Wartungstermine, pendelt sich bei einem akzeptablen Verbrauch ein und bleibt von den Werkstattkosten her günstig, dürfte noch Potential vorhanden sein. Wobei in der Momentaufnahme ebenfalls zu berücksichtigen ist: Im Gegensatz zu den sechs anderen Testkandidaten steht beim S-Way die zweite großer Wartung nach rund 300.000 Kilometern zum Jahresende hin erst noch an.
Renault schiebt sich leise nach vorn
Als Blaupause könnte dem Iveco einstweilen der T 480 aus dem Hause Renault Trucks dienen: Mit seinem neuen Stammfahrer Andreas Rose segelt der Franzose heimlich, still und leise auf die vorderen Plätze. Zwar reißt auch der T 480 beim Diesel- und Adblue-Verbrauch keine Bäume aus, aber dafür läuft der altbewährte Volvo D13-Motor bislang wie am Schnürchen.
So ganz nebenbei zeigt sich an diesem Beispiel, wie sorgsam Anschaffungs- und Betriebskosten kalkuliert sein wollen. Denn mittlerweile (nicht aber zum Bestellzeitpunkt der Fehrenkötter-Testwagen) gibt es auch für den Renault T den moderneren D13 Turbocompound-Motor, mit dem der Volvo FH zusammen mit dem Scania S die Verbrauchswertung anführt. Nach Auskunft eines Renault-Händlers beträgt der Listenaufpreis für einen Fernverkehrs-T mit D13 Turbocompound gegenüber einem T mit Basis-D13 allerdings locker 5.000 bis 6.000 Euro. Wie sich das wieder reinholen lässt, sei es über Einsparungen bei Diesel und Adblue und/oder den Restwert, will bei der Bestellung sorgfältig überlegt sein.
Wie der Renault, dem mit Abstand günstigsten Fahrzeug, zehrt in der Zwischenrechnung auch der DAF XF (kurz vor Einführung des XG quasi ein "Auslaufmodell") von seinen niedrigen Einstandskosten. Wobei der XF 480 zusätzlich einen unauffälligen Diesel- mit dem niedrigsten Adblue-Verbrauch im Feld kombiniert. Damit kann der Niederländer sogar einen ersten Ausfalltag verkraften, den eine Rückruf-Aktion in Sachen Getriebe (mögliche Probleme mit dem Planetenradträger der Nachschaltgruppe) im Frühjahr mit sich brachte. Ansonsten blieb der DAF mit nun zwei regelmäßigen Wartungsterminen im normalen Rahmen, was in den bislang niedrigsten Gesamtkosten in Cent pro Kilometer gipfelt: Der Niederländer verteidigt somit vorerst sein gelbes Trikot.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf