Bis zu 1.000 Mal am Tag stoppt ein typischer Abfallsammel-Lkw. Immer wieder fährt er an und beschleunigt, nur um wenige Meter später wieder abzubremsen und anzuhalten. Für Patrick Hermanspann, CEO der Faun-Gruppe, im Grunde ein Unding für den Verbrennungsmotor. "Der Diesel wurde nie auf so einen Einsatz hin ausgelegt, nie dafür gebaut", sagt er. Er sei im Gegenteil erst auf langen Strecken bei konstanter Geschwindigkeit besonders effizient. Einen Abfallsammel-Lkw betreibe man also nur aus der Not heraus mit dem Diesel – einfach, weil es bisher keine Alternative gab. Das Ziel von Faun sei jetzt aber, einen Teil dazu beizutragen, den Lastverkehr in der Zukunft klimaneutral aufzustellen. "Wir kommen zwar aus der Entsorgung, sehen aber durchaus Potenzial, unser Konzept auf andere Transport- und Logistiksparten auszuweiten", erklärt Hermanspann.
Seit acht Jahren bekleidet er bereits den Chefposten in dem Unternehmen der KirchhoffGruppe, insgesamt ist er seit 20 Jahren für Faun tätig. Vor 15 Jahren – 2006 – hatte das Unternehmen den ersten teilelektrischen Abfallsammel-Lkw-Prototyp aufgestellt, weil auch die Kunden innovativ seien und schon früh die Idee aufgekommen sei, elektrisch zu bremsen, um die sonst verpuffende Energie zurückzugewinnen.
Zu Beginn hatte Faun dafür einen Dieselhybrid entwickelt, der die Bremsenergie in Supercaps nur kurz zwischenspeichert, um sie dann im nächsten Beschleunigungsvorgang wieder zu nutzen. Bis zu 40 Prozent der Energie kann man auf diese Weise laut Hermanspann schon einsparen, weil der kleinere Selbstzünder so einfach deutlich effizienter laufe und die Bremsenergie weitgehend rekuperiert werde. 20 Fahrzeuge mit dieser Technologie sind in den Werkhallen in Osterholz-Scharmbeck entstanden, eines davon ist noch heute im Einsatz. "Ohne üppige Fördergelder ist dieses Projekt umgesetzt worden und ohne gesellschaftlichen Druck durch Bewegungen wie Fridays for Future, die ich im Übrigen sehr begrüße", erklärt Hermanspann.
Erstes Brennstoffzellen-Projekt zu Beginn des Jahrzehnts
Doch schon in den späteren Nullerjahren hatte Faun das Konzept weiterentwickelt und in Richtung Brennstoffzelle gedacht. So entstand 2009/2010 ein erster mit dieser Technologie betriebener Abfallsammelaufbau auf einem herkömmlichen Dieselchassis. Das Projekt, das das Unternehmen gemeinsam mit Heliocentris und der Berliner Stadtreinigung angegangen war, war laut Hermanspann ein voller Erfolg – zwei Jahre war der Prototyp demnach ohne Probleme im Einsatz.
In den Jahren 2015/2016 dann hatte Faun über Contena-Ochsner zum ersten Mal mit Designwerk zusammengearbeitet, dem Schweizer Unternehmen hinter der Elektro-Lkw-Marke Futuricum. In Kooperation war damals der erste komplett batterieelektrische Abfallsammel-Lkw entstanden; heute sind in der Schweiz bereits 25 entsprechende Fahrzeuge unterwegs. Und auch auf diese Zusammenarbeit geht wiederum zurück, dass Faun seit Anfang 2021 europaweit exklusiv die Futuricum-Trucks vertreibt, die in Winterthur auf Basis von Mercedes-Benz Econic und Volvo FM/FH produziert werden.
Doch allein mit diesen batterieelektrischen Fahrzeugen gibt sich Faun nicht zufrieden. Das Unternehmen glaubt weiterhin an die Brennstoffzelle und hat daher mittlerweile sogar eine eigene Kreation im Programm, für die man Econic-Fahrgestelle nutzt, die der Daimler-Konzern ohne Motor-Getriebe-Einheit nackt an Faun liefert.
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