Elektro-Lkw startet bei Logistik Schmitt: Erster mit dem neuen eActros

Elektro-Lkw startet bei Logistik Schmitt
Erster mit dem neuen eActros

EXKLUSIV: Logistik Schmitt bricht mit dem ersten seriennahen Elektro-Verteiler von Daimler Truck in ein neues Mobilitätszeitalter auf – über die bisherigen Erfahrungen und die weiteren Erwartungen.

Erster mit dem neuen eActros
Foto: Karl-Heinz Augustin

Didier Dischkewitz würde ihn nicht mehr hergeben wollen. Liebevoll spricht er von „seinem Baby“. Der Fahrerbetreuer bei Logistik Schmitt aus Bietigheim (Landkreis Rastatt) hat in den vergangenen zwei Jahren zu dem batterieelektrisch angetriebenen eActros von Daimler Truck eine ganz besondere Beziehung aufgebaut. „Diese Innovation zu fahren, ist fantastisch“, sagt der 65-Jährige, der seine langjährige Fahrerlaufbahn mit der Elektro-Erfahrung gleichzeitig krönt und beendet – wenngleich er vorhat, seinem Arbeitgeber auch im Ruhestand noch zur Verfügung zu stehen.

Spediteur Schmitt: für uns eine besondere Auszeichnung

Logistik Schmitt war im Februar 2019 eines der ersten Unternehmen, das einen eActros aus der Daimler Truck-Innovationsflotte zur Praxiserprobung übernommen hatte. Und nun erhält der in dritter Generation von Rainer Schmitt und Volker Klemm geführte Mittelständler erneut einen Innovations-Vorsprung. Er darf den ersten seriennahen eActros in seine 80 Lkw starke Flotte integrieren. „Das ist für uns eine besondere Auszeichnung“, sagt Geschäftsführer Schmitt.

In dem Kontext heißt es aber auch Abschied nehmen vom eActros der ersten Generation aus der Innovationsflotte. Schweren Herzens muss sich also auch Fahrer Dischkewitz von seinem Arbeitsgerät trennen, an dem er vor allem das ruhige Fahren und die bei Bedarf sofort verfügbare hohe Motorleistung schätzte. Da die vollelektrische Fahrt mit dem eActros der zweiten Generation tendenziell noch angenehmer wird, dürfte ihm die Trennung aber nicht allzu schwer fallen. Für einen Zeitraum von wenigen Tagen konnte Logistik Schmitt sogar beide Fahrzeuge für hochfrequente Shuttleverkehre zu den Daimler-Werken Rastatt und Gaggenau einsetzen – der richtige Zeitpunkt auch für den ETM Verlag mit seinen Publikationen lastauto omnibus, trans aktuell und FERNFAHRER, die Fahrzeuge im Praxiseinsatz unter die Lupe zu nehmen.

Die eine oder andere Tour im neuen eActros hat seitdem auch Firmenchef Rainer Schmitt absolviert. Die besondere Ruhe im Fahrzeug überzeugt auch ihn. „Das Lauteste ist der Blinker“, sagt er – und sieht sich auf dem eigenen Betriebshof am Standort Ötigheim gleich bestätigt. Gäste und Mitarbeiter, die in Gespräche vertieft sind und sich in der Nähe des Lkw aufhalten, registrieren nicht, dass sich der Stromer lautlos und unauffällig in Bewegung setzt – für Firmenchef Schmitt ein deutlicher Hinweis darauf, dass der serienmäßige Piepston – das Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS) – nach vorne hin noch lauter eingestellt werden könnte.

Was den 45-Jährigen besonders am neuen eActros beeindruckt, ist ferner das Sicherheits- und Technikpaket, das der alternativ angetriebene Daimler von seinen Diesel-Geschwistern übernommen hat: Anders als die Lkw der Innovationsflotte haben die Serien-Lkw MirrorCams verbaut, und Schmitt kann – als er selbst Probe fährt – ein modernes Multimedia-Cockpit nutzen und das Smartphone zum induktiven Laden auflegen. Beeindruckt ist er weiterhin vom Rekuperieren. Im seriennahen eActros stehen dafür an einem Schalter rechts neben dem Lenkrad fünf Stufen zur Verfügung – Schmitt bremst das Fahrzeug an der Ampel vorausschauend bis zum Stillstand. Das Ganze hat er bereits so verinnerlicht, dass er prophezeit, dass das Bremspedal eines Tages überflüssig wird. Und natürlich verbindet Schmitt damit die Hoffnung, dass er durch konsequentes Rekuperieren die Reichweite erhöhen und damit auch Energie sparen kann.

Bis zu 400 Kilometer weit kann der neue eActros nach Daimler-Angaben mit einer Batteriefüllung rollen. Voraussetzung ist, dass er vier Batteriepacks zu rund je 105 kWh verbaut hat. Im Fall von Logistik Schmitt sind es drei – was weniger Batteriegewicht und damit mehr Nutzlast bedeutet. Der seriennahe eActros bringt es auf 27 Tonnen Gesamtgewicht, davon sind 17 der Ladung vorbehalten. Der Vorgänger hatte als Motorwagen ein zulässiges Maximalgewicht von 25 Tonnen und eine Nutzlast von etwa 14 Tonnen .

Der Wechsel vom alten auf den neuen eActros bringt Logistik Schmitt also einen Nutzlast-Vorteil von mehreren Tonnen. „Das ist für uns interessant, und diesen Vorteil werden wir auch nutzen“, kündigt Schmitt an. Statt einer Wechselbrücke wie der alt eActros schultert der Nachfolger nun einen Curtainsider-Aufbau, den der Hersteller Junge geliefert hat. Ein Hänger ist für das Fahrzeug auch schon bestellt.

Weil im Flottenneuzugang statt vier nur drei Batteriepacks verbaut sind, reduziert sich die Reichweite zwar von möglichen 400 auf etwa 300 Kilometer. Doch die Einschränkung hat bei Unternehmer Schmitt gleich einen entsprechenden Ehrgeiz ausgelöst. „Die 300 Kilometer wollen wir selbstverständlich schlagen“, sagt er. Aufgrund des idealen Einsatzprofils – kaum Höhenmeter und der Hauptstreckenanteil auf der vierspurig ausgebauten B462 – habe er ideale Voraussetzungen, um mehr Kilometer als der Hersteller in Aussicht stellt, zu realisieren. Das gilt es aber erst einmal zu testen. Im eAtros-Prototypen waren mit einer Akkufüllung Strecken von rund 200 Kilometern drin.

Doch selbst die vordergründig überschaubare Reichweite brachte in der betrieblichen Praxis bei Logistik Schmitt keine Probleme. Mehr als 150 bis 170 Kilometer am Tag hat das Null-Emissions-Fahrzeug bei dem Logistikdienstleister aus Nordbaden nie leisten müssen. Die Disposition teilte ihm hochfrequente Shuttleverkehre in die Daimler-Werke Gaggenau und Rastatt zu. Nach Gaggenau beförderte der Elektro-Lkw Achs- und nach Rastatt Getriebekomponenten. Retour war er mit Leergut bestückt – seien es KLT-Behälter, Gitterboxen oder Paletten.

Dem Nachfolger möchte Rainer Schmitt nun etwas mehr zumuten. „Wenn die Werke wieder voll arbeiten, werden wir den eActros gerne dauerhaft von Sonntagabend bis Samstagmittag im Dreischicht-Betrieb einsetzen“, kündigt er an. In dem Fall dürfte auch die Reichweite von 300 Kilometern komplett ausgeschöpft werden. Der eActros aus der Innovationsflotte war hingegen an nur zwei Schichten im Einsatz. Er absolvierte in den zwei Jahren bei Logistik Schmitt rund 70.000 Kilometer. Der durchschnittliche Verbrauch lag laut Firmenangaben bei 80 bis 90 kWh auf 100 Kilometern. „Das entspricht in etwa einem Verbrauch von 20 Litern Diesel“, sagt Schmitt – für ihn ein absolut akzeptabler Wert für ein Solo-Fahrzeug ohne Hänger.

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