Die Fahrzeugbauer stehen vor einer anspruchsvollen Aufgabe – vielleicht der spannendsten seit Jahrzehnten. Ihre Ingenieure können ihrer Kreativität freien Lauf lassen, nachdem die EU-Kommission ihnen die Chance gibt, völlig neue Lkw-Konzepte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das EU-Parlament hatte im März den Weg dafür freigemacht, indem es sich für die Konstruktion und den Einsatz von längeren Fahrerhäusern ausgesprochen hatte. Ebenfalls möglich werden höhere Lkw-Gesamtgewichte, sofern alternative Antriebe verbaut werden. Nun hat auch der Europäische Rat förmlich zugestimmt.
Die Hersteller sehen in der Revision der EU-Richtlinie 96/53 zu Maßen und Gewichten vor allem Potenziale mit Blick auf die Kraftstoffeffizienz und die Verkehrssicherheit. Sie warnen den Gesetzgeber aber gleichzeitig vor zu großer Eile bei der Umsetzung und fordern über ihren europäischen Interessenverband ACEA (European Automobile Manufactures Association) eine ausreichend lange Entwicklungs- und Vorbereitungszeit.
"Eine Zeitspanne von drei Jahren nach Veröffentlichung der technischen Anforderungen könnte für die europäischen Nutzfahrzeughersteller zu anspruchsvoll sein", erklärt Christine Buck, Leiterin der ACEA-Nutzfahrzeug-sparte, gegenüber trans aktuell. "Lkw werden schließlich nicht über Nacht entwickelt, sondern sind das Ergebnis einer langjährigen Forschung und Entwicklung."
Genaue Ausgestaltung lässt auf sich warten
Noch wissen die Fahrzeugbauer gar nicht, worauf sie sich überhaupt einstellen sollen. Die genaue Ausgestaltung hinsichtlich Aerodynamik oder Sicherheit lässt nämlich noch auf sich warten. Der Verband ACEA will möglichst früh im Bilde sein und bietet seine Mithilfe beim Dialog mit den unterschiedlichen Interessengruppen an. Ziel für die Branche müsse ein berechenbarer und unterstützender Gesetzesrahmen sein, heißt es.
ACEA-Repräsentantin Buck sagt, dass die Veränderungen beim Bau und Design der Fahrzeuge tiefgreifend sein könnten. "Wir reden nicht über ein gewöhnliches Facelift, sondern über ein komplett neues Lkw-Konzept beziehungsweise eine neue Lkw-Generation", ergänzt sie. Buck rechnet damit, dass die längeren Kabinen nicht vor 2021 oder 2022 auf den Markt kommen werden.
Was den konkreten Zeitplan angeht, kann die Definition der technischen Spezifikationen ab sofort beginnen, nachdem der EU-Rat die Pläne zu den Veränderungen an Maßen und Gewichten abgesegnet hat. Dem Gesetzestext zufolge hat die EU-Kommission maximal zwei Jahre Zeit, den konkreten Vorschlägen für die Bauartgenehmigungen von längeren Fahrerhäusern zuzustimmen beziehungsweise noch Änderungen vorzunehmen.
Da die technischen Anforderungen noch nicht definiert sind, tun sich auch die Hersteller in einer Prognose schwer, wie die Lkw von morgen konkret aussehen werden. Beim Design sei das schon deshalb schwer zu sagen, weil das vom jeweiligen Einsatz abhänge. Es gebe keinesfalls ein Aerodynamikkonzept, das für alle Lösungen passe und dann für eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten gelte.
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