Darf‘s ein bisschen mehr sein? Für die Ingenieure des E-Lkw-Anbieters und Mobilitätsdienstleisters Designwerk aus der Schweiz ist das kein Problem. Denn Größe ist das Spezialgebiet des Unternehmens aus Winterthur bei Zürich. Es dimensioniert seine Batteriepacks so üppig wie wahrscheinlich kein anderer Lkw-Hersteller. Wer gern etwas mehr Reichweite hat, weiß das zu schätzen. Designwerk liefert ihm Akkuleistungen bis zu 900 kWh – und mehr.
900 kWh-Batteriepaket für E-Lkw bei Krummen Kerzers
Beispiel Krummen Kerzers: Der Logistikdienstleister aus der Schweiz hat einen Designwerk High Cab Semi 900T – auf Basis des Volvo FH Chassis – mit besagtem 900 kWh-Batteriepack im Einsatz. Das Fahrzeug liefert Lebensmittel für den Discounter Lidl Schweiz aus. Und selbst dieses Energiebündel markiert noch nicht das Ende der Fahnenstange: „Wir verbauen auf Wunsch auch 1.000 kWh“, erklärt Designwerk-Marketingleiter Christian Mascarenhas. Designwerk nutze als Basismodul in der Regel Batteriegrößen von 125 kWh, die je nach gewünschter Dimension hintereinander gekoppelt werden. Die Nickel-Mangan-Cobalt-Akkus (NMC) stammen überwiegend von BMW.
Designwerk ist mit dieser Akkuleistung der Reichweitenkönig: Vor einem Jahr sicherte sich das Unternehmen einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde: Ein 19-Tonner mit 500 kW E-Motor und 680 kWh Batteriekapazität schaffte mit einer Batterieladung eine Strecke von 1.099 Kilometer – wenngleich unter Laborbedingungen bei im Schnitt 50 km/h auf der Continental-Teststrecke Contidrom nördlich von Hannover. Doch zeigte der Versuch, wo die Reise bei der Reichweite hingeht. Ist er nicht gerade auf der Teststrecke, ist der Reichweiten-Champion für den Paketdienst DPD in der Schweiz unterwegs.
„Große Reichweiten durch hohe Batteriekapazitäten sind unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Designwerk-Marketingchef Mascarenhas. Er stellt jedoch klar, dass es keinen Zwang zu großen Akkupaketen gibt. Denn Totlast mitzuschleppen und auf Nutzlast zu verzichten, kann sich kein Unternehmen erlauben. „Wenn der Kunde nur 340 kWh braucht, bekommt er die auch“, betont Mascarenhas. Was sein Unternehmen in puncto Batterien zusätzlich von den anderen Lkw-Herstellern unterscheide, sei die Flexibilität bei der Integration ins Fahrzeug. Das Gros der Unternehmen montiere sie links und rechts am Rahmen, wo zuvor die Dieseltanks angebracht waren. „Wir modifizieren je nach Anwendungsfall“, sagt der Designwerk-Mann. „Bei unserem Euro Carporter-Modell liegen die Batterien quer hinter der Kabine, bei den 900 kWh quer übereinander und bei einem Löschfahrzeug zum Beispiel setzen wir sie mittig aufs Chassis auf.“
Die erwähnten Fahrzeugmodelle sind nicht gerade die Standardfahrzeuge der Flottenbetreiber. Damit umreißt Mascarenhas auch bereits, was der Fokus von Designwerk ist: die Nische. „Wir verstehen uns als Manufaktur und sind Spezialist für Kleinstserien.“ Beispielsweise liefern die Schweizer auch Elektro-Entsorgungsfahrzeuge, die in der Regel auf dem Mercedes-Benz Econic basieren, oder Elektro-Fahrzeugtransporter mit dem Volvo FH als Basis, die schon bei der Schweizer Spedition Galliker im Einsatz sind – auch das zwei weitere Beispiele für Spezialfahrzeuge.
Damit ergänzen sich die Geschäfte mit denen des Herstellers Volvo Trucks, der 60 Prozent der Designwerk-Anteile hält und mittelschwere sowie schwere Elektro-Lkw schon in Serie fertigt. Der Schwerpunkt bei Volvo liegt auf dem Speditionseinsatz, sobald es einen Maßanzug braucht, kommt Designwerk ins Spiel. Statt FM, FH oder FMX heißen die Fahrzeuge mit dem DW-Logo auf der Front dann aber Mid Cab, High Cab oder Mid Cab X. Apropos High Cab: Diese Fahrzeugreihe bekam erst vor wenigen Wochen Zuwachs – durch einen Lowliner. Die tiefergelegte, elektrisch angetriebene Zugmaschine kann auch Megatrailer befördern. Damit erschließt sich Designwerk das Segment der Automobillogistik, wo diese Volumenauflieger mit einer lichten Innenhöhe von drei Metern fast schon Standard sind.
„Für den Lowliner liegen bereits Bestellungen vor“, berichtet Mascarenhas. „Ein solches Fahrzeug gab es bisher noch nicht elektrisch“, ergänzt er. Insgesamt erkennt er ein deutlich steigendes Interesse an Elektro-Lkw. Das Auftragsbuch bei Designwerk sei voll, sagt er, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Das Werk in Winterthur werde 2022 rund 100 Fahrzeuge fertigen – Tendenz steigend. Rund 150 Elektro-Lkw hat das Unternehmen seit seiner Gründung ausgeliefert. Rund 3,5 Millionen Kilometer legte diese Elektroflotte bereits auf der Straße zurück, eine Million davon allein im vergangenen Jahr.
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