Wen Han: Nein, bis jetzt noch nicht. Wir haben unsere Optionen allerdings auf drei Schritte eingegrenzt. Im ersten Schritt geht es darum, dass wir die Lkw nach Europa importieren. Das können wir von unserer Heimatbasis in Belgien in Antwerpen machen, wo es einen großen Hafen gibt. Der zweite Schritt besteht darin, den Lkw hier zu montieren. Das heißt: Wir importieren die Komponenten aus China und bauen sie hier zusammen. Der dritte und letzte Schritt schließlich ist dann die Fertigung weiterer Komponenten wie z.B. die einzelnen Kabinenteile, Teile des Fahrgestells und auch das Batteriepaket. Unser Plan folgt also einem dreistufigen Ansatz. Und obwohl wir für die meisten Leute sehr schnell operieren, gehen wir bei unserer eigentlichen Arbeit sehr sorgfältig vor. Der erste Schritt wird also von Belgien aus erfolgen, die beiden anderen wahrscheinlich von Belgien oder Frankreich aus. Für den letzten Schritt gibt es allerdings noch einige Länder, die ebenfalls infrage kommen könnten.
Ja genau. Die Lkw werden in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres an die Kunden ausgeliefert. Wir haben bereits mit der Produktion dieser Lkw in China begonnen. In einem früheren Interview hatte ich bereits angekündigt, dass wir die Lkw in China ab dem vierten Quartal 2024 auf den Markt bringen werden. Das vierte Quartal ist nun angebrochen, weshalb wir offiziell mit der Montage unserer Lkw bei unserem Vertragshersteller in China begonnen haben. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres werden wir allerdings zunächst mit der Auslieferung in den Vereinigten Staaten beginnen. Gegen Ende des nächsten Jahres werden wir dann mit der Auslieferung an unsere Kunden in Europa durchstarten. Dazu haben wir bereits eine Reihe von Tests durchgeführt. Wir waren zum Beispiel vor kurzem in Dänemark, wo wir den ersten Doppel-Trailer gezogen haben. Zwei Trailer, 34 Meter lang, 64 Tonnen Gesamtgewicht, 34 Tonnen Nutzlast. Insgesamt haben wir dabei 580 Kilometer zurückgelegt – mit einer Ladung.
Es war verkehrstechnisch sicherlich kein guter Tag, da auf den Straßen einiges los war. Auf der Strecke sorgte zudem ein Unfall für Stau. Für unseren Fahrer war es darüber hinaus die erste Fahrt mit einem Doppelanhänger und er musste erst einmal lernen, wie er das schwere Gewicht am besten zieht. Getestet wurde mit der 6x4-Variante. Ergänzend dazu haben wir in China haben auch einige Tests zusammen mit Retal durchgeführt. Die Gesamtdistanz lag dabei bei 850 Kilometern.
Beim 6x4 Lkw haben wir eine Spitzenleistung von 1.400 PS. Das Drehmoment ist jedoch bei elektrischen Lkw manchmal etwas irreführend, da es anders als bei den konventionellen Motoren funktioniert. Wenn Sie also nur die Newtonmeter berechnen, ergibt die Zahl wenig Sinn, da das Getriebe schlichtweg anders arbeitet. Deshalb geben wir in der Regel eher die Leistung an.

Gründer und CEO von Windrose Technology: Wen Han.
Einer unserer Lieferanten heißt Hande, ein weltweit führender Anbieter von E-Achsen für Busse und Nutzfahrzeuge. Hande produziert rund 1,5 Millionen Einheiten pro Jahr.
Wir haben in den USA angekündigt, dass unser Richtpreis bei 250 000 US-Dollar liegt. An diesem Preis wollen wir uns weltweit orientieren. Es wird zudem weitere Konfigurationen geben. Einerseits die Wahl, ob der Kunde die 6x4- oder 4x2-Variante möchte sowie verschiedene Größen von Batterien, da nicht jeder Kunde 670 Kilometer Reichweite mit einer Zuladung von 49 Tonnen benötigt. Wir bieten also auch kleinere Batterien an. Es gibt die Batterien im Vierer- oder Sechserpackdesign. Außerdem gibt es sie sowohl als Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) als auch als Nickel-Mangan-Cobalt-Akkus (NCM). Damit bieten wir verschiedene Optionen in Bezug auf die Zusammensetzung und Größe der Batterie.
Derzeit haben wir mehrere Anbieter. Einer davon ist CALB. Das Unternehmen ist in China als drittgrößter Lieferant von Batteriezellen bekannt und sogar weltweit in den Top Ten. Derzeit eröffnet CALB eine Fabrik in Portugal. Wir sind dabei die Eigentümer des Musters für das Batteriepaket. Das heißt wir entwerfen das Paket selbst und die Software für das Batteriemanagement gehört uns.
Die Antwort lautet natürlich nein. Wir entwickeln zum Beispiel bereits ein eigenes Lenksystem für das autonome Fahren. Zudem hoffen wir, dass die Branche gemeinsam auf die nächste Generation von batteriebetriebenen Lkw zusteuert. In Zukunft wird es daher wichtig sein, mit Partnern weltweit zusammenzuarbeiten. Ich glaube auch, dass die Zukunft für uns alle im autonomen Fahren liegt.