"Die MAN muss auf Räder gestellt werden." So lautet die feste Überzeugung des Generaldirektors Anton von Rieppel, der die Geschicke des Unternehmens zur Zeit des Ersten Weltkriegs lenkt – und Taten den Worten folgen lässt. Er hat dabei Rücken- und Gegenwind zugleich. Einerseits wird glatt ein Drittel der Arbeiter und Angestellten des Unternehmens zum Kriegsdienst eingezogen. Andererseits gieren die Militärs nach Lkw.
Um die Produktion sofort starten zu können, richtet von Rieppel den Blick in die neutrale Schweiz. Dort sitzt in Gestalt von Saurer am Südufer des Bodensees ein vielversprechender Kandidat. Saurer aus Arbon ist zusammen mit Büssing und Daimler einer der drei führenden Lkw-Hersteller dieser Zeit. Das Unternehmen liefert Lkw allerdings auch an die Franzosen und muss sich in Deutschland deswegen etwas vorsehen. Der Vertrag mit Saurer ist nach ersten Sondierungen im Frühjahr 1915 schnell geschlossen: Am 12. Juli des gleichen Jahres beginnt bei MAN offiziell der Bau von Nutzfahrzeugen. Doch endet die Kooperation schon 1918.
M.A.N. Lastwagenwerke
Umgetauft in "M.A.N. Lastwagenwerke" richtet sich der Ehrgeiz des Unternehmens bald auch auf ein echtes Novum: Ein Dieselmotor soll her, und zwar als Direkteinspritzer. Noch ist der Selbstzünder viel zu ungeschlacht und klobig, als dass er Verwendung im Fahrzeug finden könnte. Erste Früchte tragen die Versuche von MAN in Gestalt eines 70 PS starken Schiffsdiesels von 1923. Schon ein Jahr danach präsentiert MAN den ersten direkteinspritzenden Fahrzeug-Dieselmotor der Welt, der neben dem Vorkammermotor von Benz und dem Lufteinblase-Dieselaggregat von Daimler im Jahr 1924 auf der Automobilausstellung in Berlin Furore macht. Auf einen Schlag ist der Fahrzeug-Diesel nun doch da, und das gleich in drei Spielarten.
Erste MAN-Lkw mit Allradantrieb
Weiter prescht MAN im Jahr 1928 mit einem ersten Dreiachser vor, der zum Vorläufer aller darauffolgenden Lastwagen wird. Das Werk entwickelt jetzt auch ein Faible für besonders hohe Leistung: 1932 bekommt der Dreiachser den 140 PS starken Diesel D4086 und zieht damit als seinerzeit stärkster Diesel-Lkw seine Bahn. 1937, als der nächste Weltkrieg vor der Tür steht, kommen auch erste MAN-Lkw mit Allradantrieb. Die Stückzahlen halten sich während der frühen Jahre des Lkw-Baus von MAN aber in Grenzen. Noch 1933 beträgt die monatliche Fertigung rund 250 Einheiten. Technisch hat MAN aber schon immer einiges auf der Pfanne. 1937 glückt mit dem sogenannten G-Verfahren ein Durchbruch in der Motorenkonstruktion, der dem Unternehmen große Reputation und reges internationales Interesse an Lizenzverträgen einbringt. Paul Wiebecke hat dieses Verfahren entwickelt, das den spezifischen Verbrauch des Motors durch die Einführung von Kugelbrennraum und Flachsitzdüse deutlich drückt. Weitere Vorteile dieser Konstruktion: Unempfindlichkeit gegenüber den unterschiedlichsten Kraftstoffen und besseres Kaltstartverhalten.
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