Ein goldig-glänzender Vierachser mit farblich passender Mischtrommel, frisch polierten Alufelgen und straffem Anzug von der Ampel weg – das fällt auf. Keine gute Kombination für introvertiertes Fahrpersonal, könnte man meinen. Ja – und nein. Denn im Konvoi mit einem unschuldig weißen Betonmischer-Oldtimer, der dazu noch das aggressionslos-sympathische Gesicht der DAF-Trucks der 60er-Jahre trägt, machst du im modernen XDC trotzdem keinen Stich. Frei nach Max Raabe: Kein Schwein guckt dich an, keine Sau interessiert sich für dich. Die Blicke gelten der historischen halben Portion – und der rüstige Rentner aus dem DAF-Museum in Eindhoven hat sie weiß Gott auch verdient.
Man muss sich seine Geschichte nur mal vor Augen halten: 1968 lief er vom Band, das ist – sorry, Boomer! – 56 Jahre her. Mehr als ein halbes Jahrhundert. Und dieser spezielle A 1902 DS, den Museumsmitarbeiter Peter Oeuer eigens für unsere Ausfahrt aus den heiligen Hallen gerollt hat, hat sich in all dieser Zeit dazu verdammt gut gehalten. Kein Wunder, kann er doch zurückschauen auf ein privilegiertes Leben: Das Nutzfahrzeug war nämlich hauptsächlich als Nutzstehzeug im Einsatz, für stationäre Arbeiten beim Bau eines Piers an der Nordseeküste konkret. Seine Laufleistung zur Aufnahme im Museum: kaum zu glaubende 600 Kilometer.
Der Enkel des A 1902 DS, der XD im Construction-Gewand, hat nach weniger als zwei Jahren bereits ein Vielfaches abgespult. Dafür ist seine Mischtrommel aus dem Hause Liebherr aber jungfräulich, denn er hat als Testpool-Fahrzeug das Arbeiten nicht wirklich erfunden. Schade eigentlich, mit top Ausstattung und modernster Technik würde er sich wacker schlagen. Allein das Handling der Mischtrommel: Mittels einer Kabel-Fernbedienung lässt sich der Aufbau bequem aus dem Fahrerhaus ansteuern. Ist alles passend programmiert, wird die Bedieneinheit in die Halterung geklippt, das Lederlenkrad in Position gezogen und das Getriebe per Drehrad am Lenkradstock in Drive-Stellung gebracht – und schon kann es losgehen.
450 PS als wahre Offenbarung
Nur leise grummelt der moderne Sechszylinder ins Fahrerhaus. Aus 10,8 Litern Hubraum schöpft er 450 PS, dank Multi-Torque steht in den oberen Gängen bereits ab 900 Touren das volle Drehmoment von 2.350 Newtonmetern an. Mit einer leeren Mischtrommel auf dem Rücken hat es die Paccar MX-11-Maschine damit ausgesprochen leicht, das Traxon-Getriebe aus dem Hause ZF schießt die Gänge nur so nach. Aus jedem Kreisverkehr beschleunigen wir dank dieser potenten Kombination mit schwerem Gasfuß und einem breiten Grinsen durch – und Kreisverkehre gibt es bekanntlich viele auf den Landstraßen der Niederlande.
Wohl fühlen wir uns am Steuer des ausgewachsenen Vierachsers aber nicht nur wegen des Leistungsüberschusses. Mindestens ebenso wichtig für die Tour um Eindhoven: die Übersichtlichkeit. Auf den gut ausgebauten Radwegen ist schließlich die Hölle los, da zahlt sich das im XD serienmäßige, zur großen Windschutzscheibe hin nach unten gezogene Vision-Armaturenbrett schnell aus. Ebenso wie die weit nach unten reichenden Seitenfenster und das Corner-View-System.
Die Corner-View-Kamera an der rechten vorderen Fahrzeugkante ersetzt die sonst üblichen Bordstein- und Frontscheibenspiegel nämlich mit Bravour: Nicht nur, dass dank ihr auf dem Bildschirm oben an der A-Säule auf der Beifahrerseite ein größeres Sichtfeld erscheint als die konventionellen Spiegel wiedergeben würden. Auch, dass dieses Bild nicht verzerrt ist durch gebogene Spiegelscheiben, ist ein echter Mehrwert. So muss sich das Fahrerhirn weniger konzentrieren, ein flüchtiger Blick genügt. Unser Testwagen ist zudem mit einem Bordsteinfenster in der Beifahrertür ausgestattet, auf das der hochklappbare Beifahrersitz uneingeschränkte Sicht gewährt. Allein auf Mirrorcams verzichtet der goldige XDC-Mischer, eine Wahl, die so mancher Baustellen-Veteran wohlwollend abnicken dürfte.
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