Fahrer vor Gericht: Eine gute Vorbereitung ist alles

Fahrer vor Gericht
Eine gute Vorbereitung ist alles

Autobahnanwältin Sofia Karipidou überzeugt vor Gericht durch gute Vorbereitung und eine aufsehenerregende Vernehmungsstrategie. Der zunächst souveräne Zeuge bricht völlig ein.

Polizei,  Geschwindigkeitskontrolle, Radar, Blitzen,  Blitzer, Radarkontrolle EVS Report 2012
Foto: Thomas Küppers

Nico* ist kurz vor dem Ausrasten. Noch einen Verhandlungstermin soll es geben. Das ist dann Nummer drei. Er kann und will es nicht fassen. "Als wäre ich ein Schwerverbrecher. Haben die denn nichts anderes zu tun?" Autobahnanwältin Sofia Karipidou hört sich das alles ganz ruhig und gelassen an. Zum Schluss fragt Nico und sieht sie dabei Hilfe suchend an: "Ist das normal?" – "Nö, natürlich nicht. Aber wahrscheinlich ist auch nicht normal, dass alles genau hinterfragt wird, so wie wir das machen", erklärt Karipidou. "Außerdem: Wenn wir noch einen Termin haben, gibt es eine dritte Chance, aus dieser Angelegenheit punktefrei herauszukommen. Und die müssen wir nutzen! Immerhin gab es kein negatives Urteil am heutigen Tag." – "So kann man es auch sehen", meint Nico. Aber so richtig will er das nicht.

Hintergrund des Verfahrens ist eine angebliche Geschwindigkeitsüberschreitung auf einer kraftfahrstraßenähnlichen Bundesstraße. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit an dieser Stelle soll 70 km/h gewesen sein. 87 km/h werden Nico nach Abzug der Toleranz vorgehalten. Er meint, wenn das wirklich so gewesen sei, habe er das voll verpeilt. Er habe das Schild auf jeden Fall nicht gesehen. Außerdem sieht man auf dem Messfoto für die Gegenspur ein Kraftfahrstraßenschild.

Eigentümer des Messgeräts ist Privatfirma

Sofia hat des Weiteren ausgeführt, dass der Eichschein deutlich belege, dass Eigentümer des Messgeräts eine Privatfirma sei. Und darüber hinaus hat sie gerügt, dass man aus den Schulungsdokumenten nicht erkennen könne, dass der Beamte auch zur Auswertung der Daten geschult worden sei. Den Protokollen ist aber zu entnehmen, dass genau der Beamte die Daten ausgewertet hat. Habe der das wirklich gekonnt, hat Sofia eingewandt. Durfte der das wirklich? Erschwerend wirkt sich in dem Verfahren aus, dass Nico schon zwei Voreintragungen hat. Das ist eben üblicherweise der Mist. Hast du schon Eintragungen im Register, dann hast du einen Stempel, und die Verteidigung ist verdammt schwierig. Sofia will im dritten Termin endlich mal den Messbeamten hören. Darum hatte sie schon im ersten und im zweiten Termin gebeten. Jetzt muss es sein.

Die Richterin, die eigentlich ganz freundlich ist, will dem ein wenig aus dem Weg gehen. Sie ruft bei der Staatsanwaltschaft an und fragt, ob man die Geldbuße auf 55 Euro reduzieren könne. Da beißt sie auf Granit. Das ist eben so, wenn man Voreintragungen hat. Da ist die Staatsanwaltschaft nicht mehr kompromissbereit. Deswegen ist es ja so wichtig, gegen den allerersten Punkt zu kämpfen, damit man eine weiße Weste hat. Da kann man mit Gericht und Staatsanwaltschaft viel besser reden und verhandeln. Aber Rechtsanwältin Sofia Karipidou bleibt dran. Die Richterin meint nach dem Telefonat mit der Staatsanwaltschaft, dass es doch sinnvoller wäre, die Angelegenheit laufen zu lassen. Sie zeigt aber auch Verständnis für den Kampfgeist von Sofia.

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