Fahrer vor Gericht: Ein schwieriger Fall zieht sich über Monate

Fahrer vor Gericht
Ein schwieriger Fall zieht sich über Monate

Zwei Sätze von zwei eifrigen Gesetzeshütern reichen aus, um Christian* und seiner Familie das Weihnachtsfest komplett zu verhunzen. Ein schwieriger Fall. Genau der richtige Fall für den Gründer der Autobahnkanzlei, Peter Möller.

Autobahnkanzlei FF 7/2022
Foto: Autobahnkanzlei

Es ist Montag, der 20. Dezember 2021. Im Büro wird emsig gearbeitet. Die Woche vor Weihnachten ist wie geschaffen dafür, bei schwierigen Strafrechtsfällen gute Kompromisse mit der Staatsanwaltschaft zu verabreden. Deswegen werden in dieser 51. Kalenderwoche alle Strafrechtsakten herausgezogen und es wird probiert, Kontakt mit den zuständigen Staatsanwälten aufzunehmen. Kurz vor Weihnachten bleiben selbst Juristen von warmherzigen Gefühlen nicht verschont. Es ist mittags um 12 Uhr, als Christian sehr aufgeregt anruft. Er hat einen Unfall gebaut. Die Polizei hat ganze Arbeit geleistet. Sie hat nicht nur gleich die rechtliche Bewertung vorgenommen – Christian sei schuldig – sondern sie hat ihm auch das Gefühl vermittelt, dass er ein Verkehrsrowdy sei, der selbstverständlich die volle Schuld am Unfallgeschehen trage. Ich vereinbare mit Christian, dass wir uns am 21. Dezember morgens um 8 Uhr im hohen Norden treffen und er mir das Unfallgeschehen vor Ort erklärt.

Bei klirrender Kälte treffen wir uns auf dem Parkplatz vor einer Werkstatt. Aus dem Verwaltungsgebäude klingt "Oh du Fröhliche". Nach Weihnachtsstimmung sieht Christian gar nicht aus. Ganz im Gegenteil. Er hat Ringe unter den Augen und wirkt völlig abgekämpft. Wir sitzen in seinem Lkw und er erzählt mir, was geschehen ist. Er hat auf einer großen Kreuzung ein Wendemanöver gemacht, und an der zweiten Einfahrt in den Kreuzungsbereich ist ein Pkw einfach blind in die Kreuzung hineingefahren. Der Pkw-Fahrer meinte, das sei in Ordnung so. Denn seine Ampel sei grün gewesen. Die herbeigerufene Polizei wusste auch sofort, dass der Lkw-Fahrer der Bösewicht ist.

Polizist droht Christian

Zum Abschluss des "Gesprächs" mit Christian sagte der jüngere Polizeibeamte: "Nur damit Sie merken, dass es uns auch um den Menschen geht, geben wir Ihnen einen guten Rat. Suchen Sie sich schon einmal einen anderen Job, denn Ihr Führerschein ist nach Ihrem Verhalten im Straßenverkehr sicherlich für ein Jahr weg."

Dieser Satz löst in Christian völlige Panik aus. Ich sage zuerst gar nichts dazu und will, dass Christian noch einmal genauso fährt, wie er vor dem Unfall gefahren ist. Ralf Grunert wird das filmen, damit wir wissen, wie lange das Wendemanöver andauert. Nachdem wir das alles durchgespielt haben, sitzen wir zu dritt noch einmal im Lkw und rechnen. Der Autofahrer musste den Lkw bereits aus einer Distanz von 70 Metern gesehen haben. Er muss Christians Wendemanöver einige Sekunden lang beobachtet haben – und ist trotzdem einfach in den Kreuzungsbereich eingefahren. Ein rücksichtsloser Kämpfer also für sein Vorfahrtrecht.

Nachdem wir das alles durchgespielt haben, ist die Sache für mich klar. Christian konnte wegen der Beifahrertür den ankommenden Pkw nicht sehen. Der ankommende Pkw-Fahrer konnte aber Christians Lkw sehen. Rücksichtlos war hier keinesfalls Christian. Rücksichtlos war der Pkw-Fahrer. Das steht für mich fest. Ich beruhige Christian und sage ihm, dass der Drops sicher in zwei bis drei Monaten gelutscht ist. Ich will, sobald ich die Akte der Staatsanwaltschaft in den Händen halte, mit dem Staatsanwalt telefonieren.

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