Gebrauchte Nutzfahrzeuge vermarkten, das ist ein kerniges Geschäft. Frei nach dem Motto "Ein Mann, ein Wort" werden deutschlandweit täglich sicher unzählige Deals per Handschlag beschlossen. Doch klar ist auch: In der modernen Transportbranche mit ihren knappen Margen sind gute Erlöse bei der Gebrauchtwagenvermarktung Gold wert. Nur wer seinen Altbestand zu guten Konditionen auf dem Markt platziert, kann seine Betriebskosten fundiert kalkulieren und erfolgreich wirtschaften. Dass die Digitalisierung in diesem Feld für echte Chancen steht, das haben Branchenkenner anlässlich des von Dekra und lastauto omnibus ins Leben gerufene und 2019 zum vierten Mal veranstalteten Used Equipment Forums aufgezeigt. In Frankfurt am Main berichteten sie unter anderem über digitalisierte Prozesse in der Bestandsaufnahme und neue Absatzwege im Netz.
Multilingualität ist bei Dekra neu
Den Anfang machte dabei Bernd Grüninger, Bereichsleiter Gutachten sowie Mitglied der Geschäftsleitung bei der Dekra Automobil GmbH. Er schaute zunächst in die Vergangenheit, skizzierte das Geschäftsprozedere zu seinem Start bei Dekra 1994. Damals, vor 25 Jahren, wurden die Prüfberichte und die Typenbögen noch auf klassischem Papier ausgefüllt. Auf 2003 datiert Grüninger die Einführung der vollumfänglichen digitalen Sachverständigen Produktionsanwendung (SVPA) im Unternehmen. "Heute ist rund um die Digitalisierung ein wirklicher Hype entstanden", so der Bereichsleiter Gutachten. Im Gebrauchtwagensegment seien saubere, transparente Prozesse der Schlüssel zur Kontrolle über die Vermarktung. Der Nutzfahrzeugbereich habe hier in den letzten Jahren extrem nachgezogen – überall würden Prozesse verschlankt und verbessert. "Wir verfügen über die Expertise in der Fahrzeugrücknahme auch im Nutzfahrzeugbereich, die Dokumentation zum Zustand der Fahrzeuge ist mit unseren Tools lückenlos", erklärte Grüninger. Neu sei nun die Multilingualität, mit der Dekra die digitalen Systeme ausgestattet habe. Die Tendenz geht laut Grüninger dahin, dass Schäden über Fotos automatisch erkannt und sie so auch automatisiert dokumentiert werden können. Auch die Verarbeitung von Telematikdaten könne in diesen Prozess einfließen. 2017 habe Dekra beispielsweise schon einen Scanner zur Erkennung von Hagelschäden eingesetzt. Die zu prüfenden Fahrzeuge fuhren durch die Anlage durch, zwei Minuten später stand das Protokoll. Der Scanner war mit fünf Kameras ausgestattet, welche die Anzahl und die Größe der Dellen auf den entsprechenden Bauteilen dokumentierten.
Doch da geht noch mehr: Laut Grüninger können Fotoboxen heute schon Schäden an Außenhaut und Unterboden und den Zustand der Bereifung erkennen: "Außerdem erstellen sie Vermarktungsbilder und 360-Grad-Innenraumaufnahmen." Für die Details – beispielsweise den Grad des Verschleißes an den Bremsen – müsse aber der Experte einspringen. Er beziffere auch die Höhe der Minderwerte. 2017 habe der Sachverständige durch den Hagel-Scan je Fahrzeug etwa fünf Minuten eingespart. Der Scan sei aktuell zwar noch zu teuer. Grüninger zeigte sich aber überzeugt davon, dass diese Technik künftig vor allem für den Check-in und Check-out von Miet- und Leasingfahrzeugen interessant sein wird. So könnte der Fahrzeugscan beispielsweise in Flughäfen eingesetzt und die Durchfahrt entsprechend geregelt werden. "Durch das grüne Tor fahren die Fahrzeuge, wenn sie unbeschädigt sind. Wird ein Schaden erkannt, rollen sie dagegen durch ein rotes Tor – und die weitere Schadensaufnahme kann beginnen." Andreas Lahne, Gebrauchtwagenmanagement Nutzfahrzeuge bei der Dekra Automobil GmbH, knüpfte hier an und nutzte die Chance, den aktuellen Stand des mobilen Handheld vorzustellen, das er 2018 im Rahmen des Used Equipment Forums erstmals präsentiert hat. Mithilfe dieses kompakten Geräts lässt sich die Zustandsdokumentation von Leasing-Rückläufern und Mietfahrzeugen einfach und flexibel arrangieren. Über ein selbsterklärendes User-Interface spielte Lahne das Prozedere live durch. Das System erlaubt es, fremde Fahrzeugdaten einzuspielen oder komplett ohne Eingangsdaten Fahrzeuge zu erfassen. Über verschiedene Felder lassen sich die Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt der Protokollierung festhalten, außerdem können Kundendaten, der Standort und das Datum ausgewählt werden.
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