Take it easy, altes Haus – der Klassiker von Truck Stop, den die Band am Samstagabend in der großen Festhalle spielte, scheint diesmal auch das Motto des Festivals zu sein: Entspannte Atmosphäre, kein Gedränge, keine Hitze, kein Dauerregen, und das gewohnt breite Angebot von Musik, Speis und Trank über Lkw-Modelle und Country-Accessoires bis zu Hüpfburg und Kinderschminken. So lässt es sich gediegen im Kreis der Kollegen oder mit der ganzen Familie feiern.
So ein Festival ist keine Selbstverständlichkeit
Alles keine Selbstverständlichkeit mehr, findet Markus Röder vom Trucker Club Brombachsee e.V. Daher hatten sich die Clubmitglieder in Schale bzw. die neuen Vereinsjacken geworfen und vor dem Henglein-Truck versammelt, der von Clubkamerad Klaus gesteuert wird. Dort bekamen Ruth Strohofer und Rita Schiffler, die das Festival seit vielen Jahren managen, jeweils einen großen Blumenstrauß überreicht zum Dank für die gute Zusammenarbeit.
Dem Lob für die Organisatorinnen konnte sich auch Ramon von der Rauter Spedition aus Homberg anschließen: „Die Orga hier, Stellplatzbuchung, Einweisung usw., ist super!“ Nur die Beschilderung auf dem riesigen Autohofareal könnte für die Ortsunkundigen noch etwas verbessert werden.
Nicht zu übersehen sind jedenfalls der FERNFAHRER-Partnertruck von Justen Transporte und der FERNFAHRER-Roadshowtruck von BFS und Kögel, die hinter der Eventhalle die Freibühne flankieren. Hier gibt’s neben dem FERNFAHRER-Shop und der Marktschreier-Show von Didi, Merlin und Leo auch täglich „Diesel-Dieters“ berühmten Bonbonregen für die Kleinen. Unterstützt wird er dabei einmal mehr von den Sonax-Markenbotschaftern Jessy, Tinka, Ines und Tschumbbl sowie von Kögel-Werkstattleiter Markus Wolf.
Showtrucks und Raritäten
Felbermayr-Fahrer Dominik Michael war als kleiner Bub schon auf dem Truckerfestival und ist nach vielen Jahren Pause nun mit Kumpel Ronny Weinert zurückgekehrt. „Es ist ein wenig kleiner geworden, aber der Zusammenhalt nach wie vor gut“, lautet sein Eindruck. „Mir ist wichtig, dass man sich gut unterhalten kann – egal, welches Auto man fährt.“ In seinem Fall ist das eine brachiale Schwerlastzugmaschine vom Typ Scania 770 S 8x4. Im Schwertransport hat er schon mit Anfang 20 sein Glück gefunden. Dominik: „Ich bereue keinen einzigen Tag, diesen Beruf erlernt zu haben. Und ich bin auch stolz, in jungen Jahren schon sowas fahren zu dürfen.“
„Wahnsinn, was ihr immer mitbringt an Lkw“, gab Ruth Strohofer den Dank an den Club und ans Publikum insgesamt zurück. Und da gibt es wirklich viel zu sehen: liebevoll gepflegte Lkw aller Marken, Arbeitstiere, Showtrucks und hier und da eine Rarität wie Mercedes SK, Scania 112M, MAN F90 Unterflur, US-Hauber oder Magirus-D-Frontlenker.
Geiselwind-Premiere mit Magirus und SK
Hier sticht zum Beispiel der Baggerbetrieb Ulrich Wiedemann aus Hohenreichen hervor, der mit fünf Fahrern und fünf Lkw am Start ist. Darunter sind ein kleiner Magirus-Kipper mit Viererclub-Fahrerhaus, eine dreiachsige frühere Bundeswehr-Sattelzugmaschine vom Typ Magirus 320D22 6x4, die Mathias Wiedemann von einem Schrottplatz in Schleswig gerettet, restauriert und mit einem zweiachsigen, ebenfalls olivgrünen Blumhardt-Auflieger kombiniert hat, sowie ein Vierachskipper der ersten Actros-Generation und ein Mercedes-Benz 2534 Dreiachskipper, Baujahr 1996.
Letzterer ist noch täglich im Einsatz. „Der Senior fährt nichts anderes als den SK, weil der noch Doppel-H-Schaltung hat“, erzählt Mathias. In Geiselwind ist die Wiedemann-Truppe zum ersten Mal. Mit dem Bundeswehr-Sattelzug waren sie schon öfter auf Militärfahrzeugtreffen. Auf einem solchen fiel dann die Entscheidung, sich noch kurzfristig für Geiselwind anzumelden.
DocStop ist für alle da
Ihre Geiselwind-Premiere haben auch Andrea Möller und Andreas Föllen, die extra aus dem Norden angereist sind: Die Polizeihauptkommissarin und der langjährige Fehrenkötter-Fahrer sind ehrenamtlich hier, um über DocStop zu informieren. Um die Unterstützung von DocStop in Anspruch nehmen zu können, müsse man kein Vereinsmitglied sein, es gebe keine versteckten Kosten, betonte Andrea beim Podiumsgespräch auf der FERNFAHRER-Bühne. Ihr Vereinskollege Andreas weiß aus eigener leidvoller Erfahrung mit mehreren Bandscheibenvorfällen zu berichten, wie wichtig es ist, nötige Arztbesuche auch auf Tour nicht zu lange vor sich her zu schieben. „Unsere Hotline hilft auch in anderen Sprachen, je nach Mobilfunkanbieter wird man direkt in der jeweiligen Landessprache angesprochen!“
Kenworth K100 mit viel Patina
Apropos Doc: In den Niederlanden gibt es eine kleine, feine Adresse für US-Truck-Enthusiasten – den Chopper Dokter von Familie de Wit. Dort hatte Volkmar aus Balingen 2013 einen US-Frontlenker vom Typ Kenworth K100, Baujahr 1978, mit Flachdach und 400 PS starkem CAT-Motor entdeckt. Bevor er sich zum Kauf entscheiden konnte, die Schwaben überlegen eine Investition bekanntlich gründlich, schnappte sich ein anderer Interessent den Cabover. Enttäuscht suchte Volkmar weiter und kaufte schließlich einen W900, während der K100 nach der Insolvenz des Besitzers für sechs lange Jahre abgestellt wurde und vor sich hingammelte. Bis Volkmar darauf aufmerksam wurde und ihn doch noch kaufen konnte.
Ende gut, alles gut. Jetzt stehen der K100, Volkmar, Frau Nadja und Hund Löwi am Autohof Strohofer und lassen inmitten der blinkenden und blitzenden Youngsters den rustikalen Charme ihres Oldtimers wirken. Bald steht ein Besuch beim Chopper Dokter Dave de Wit an, um den K100 etwas auf Vordermann zu bringen. Aber jetzt gilt erstmal: Take it easy in Geiselwind!












