NIR-Sensor soll Alkoholtests im Lkw erleichtern

Alkoholmessung im Lkw-Alltag
Neue Sensorik soll Unfälle verhindern

Ein Finger genügt: Ein neuer NIR-Sensor misst Alkohol im Blut direkt im Lkw. Die Technik könnte ein wichtiger Baustein sein, um das Unfallrisiko im Güterverkehr spürbar zu senken.

Blutalkoholmessung per Fingertipp mit Trinamix
Foto: trinamiX/OpenAI

Die Unternehmen Trinamix und Aumovio stellen eine neue, nicht-invasive Technik zur Blutalkoholmessung vor, die laut Hersteller präzise, komfortabel und in Echtzeit funktioniert. Über einen NIR-Spektroskopie-Sensor genügt das Berühren mit der Fingerkuppe, um den Alkoholspiegel im Blut zu messen, ohne dass der Fahrer oder die Fahrerin pusten muss. Die Lösung soll sowohl im Privateinsatz als auch in gewerblichen Fahrzeugen, zum Beispiel Lkw, zum Einsatz kommen.

Während die Hersteller die Lösung zunächst im Rahmen der Messe CES 2026 in Las Vegas präsentieren, kann sie für Logistik, Speditionen und Transportunternehmen eine wichtige Rolle spielen — gerade im Hinblick auf Sicherheitsprobleme im Schwerlastverkehr.

Warum Prävention so wichtig ist: Unfallrisiko bei Lkw hoch

  • Lkw und andere Nutzfahrzeuge sind eine bedeutende Quelle für Verkehrsunfälle mit gravierenden Folgen. Obwohl Lkw weniger als 3 % aller Fahrzeuge in Europa ausmachen, sind sie für rund 15 % der Unfalltoten im Straßenverkehr verantwortlich.
  • Zwischen 2016 und 2020 zeigen Analysen, dass bestimmte Crash-Szenarien bei Lastwagen besonders häufig vorkommen: etwa Auffahrunfälle, Abbiege- oder Rechtsabbiegeunfälle, bei denen andere Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer) besonders gefährdet sind.
  • Auch in Deutschland sind Unfälle mit Lkw nach wie vor ein Sicherheitsrisiko. Studien belegen, dass die Zahl der Schwerverletzten je transportierter Tonne Kilometer über die Jahre nicht vollständig abgenommen hat.

Vor diesem Hintergrund kann eine dauerhaft funktionierende Alkoholmessung im Fahreralltag ein bedeutender Beitrag zur Unfallprävention sein – insbesondere auf langen Touren, in der Nacht oder nach Pausen außerhalb regulärer Ruhezeiten.

So funktioniert die neue NIR-Sensorik

Die Methode setzt auf miniaturisierte Nahinfrarot-Spektroskopie (NIR): Ein unsichtbares Infrarotlicht wird in menschliches Gewebe geleitet und dort vom Alkohol (Ethanol) reflektiert. Ein Sensor misst diese Reflexion, und KI-gestützte Algorithmen errechnen daraus in Echtzeit den Blutalkoholgehalt. Die Vorteile:

  • Nicht-invasiv und einfach: Nutzer müssen nicht pusten, lediglich die Fingerkuppe auflegen.
  • Echtzeitmessung: sofortige Rückmeldung, ideal für Fahrzeuge mit hoher Nutzungsfrequenz oder Schichtbetrieb.
  • Kompakt und flexibel: Sensor kann an verschiedenen Stellen im Fahrzeug integriert werden (z. B. Lenkrad, Armlehne, Fahrertür).
  • Hohe Nutzerakzeptanz: durch Komfort und schnelle Messung leichter in den Alltag integrierbar.

Diese Technik könnte so in Zukunft als feste Sicherheitsvorkehrung für gewerbliche Fahrer etabliert werden, analog zu Sicherheitsgurten oder Abbiegeassistenten.

Einsatz im Speditions- und Flottenalltag

1. Fahreridentifikation & Alkoholscreening beim Dienstbeginn

Direkt beim Einsteigen berührt Fahrer den Sensor — System bestätigt Fahrtüchtigkeit oder sperrt Abfahrt bei zu hohem Wert.

2. Wiederholte Kontrollen während des Arbeitstags

Nach Pausen oder langen Touren erneute Messung — verhindert alkoholbedingte Risiken auch bei Mehrschichtbetrieb.

3. Dokumentation und Compliance

Messwerte (anonymisiert oder mit Fahrer-ID) werden protokolliert als Nachweis für Einhaltung betrieblicher oder gesetzlicher Vorschriften.

4. Integration in Flottenmanagement-Systeme

Verknüpfung mit Dispositionssoftware und Telematik. Wenn nötig, automatische Zuweisung eines neuen Fahrers.

Fazit

Ob und wann die NIR-Sensorik tatsächlich breit im gewerblichen Güterverkehr eingesetzt wird, bleibt abzuwarten. Entscheidend sind regulatorische Rahmenbedingungen, Akzeptanz bei Fahrern und Speditionen sowie technische Zuverlässigkeit in der Alltagspraxis. Doch angesichts der anhaltend hohen Unfallzahlen mit Schwerlastfahrzeugen und der besonderen Verantwortung im Güterverkehr, insbesondere bei grenzüberschreitenden Transporten und langen Touren, könnte die Technologie einen echten Sicherheits- und Präventionssprung darstellen.