Zugluft ist das Arbeitsmittel von Karlheinz Blankenhorn, und zwar im wortwörtlichen Sinn. Der 47-jährige Lkw-Fahrer bedient als Maschinist einen sogenannten Saugbagger. Das Spezialfahrzeug auf Basis eines MAN TGS 35.480 mit einem Aufbau der RSP GmbH funktioniert wie ein riesiger Staubsauger. Entsprechend sind seine Einsatzmöglichkeiten: Erde, Kies, Sand, Schutt, pulveriges Material, Schlamm, größere Steine und vieles mehr rüsselt er weg. Aktuell geht es um das Freilegen von Rohren und Leitungen in der Reutlinger Innenstadt. Reparaturen stehen an und eine Fernwärmeleitung wird eingezogen. Dazu brauchen die Arbeiter aber erstmal einen Überblick darüber, wo sich was befindet. "Zuerst kann man hier schon mit dem normalen Bagger arbeiten, aber dann muss man mit Schaufel und Eimer ran, um nichts kaputt zu machen – oder man bestellt einfach uns", grinst Karlheinz Blankenhorn.
Etwa zwölf Mal schneller als mittels Handschachtung geht es mit dem Saugbagger voran. Die Baugrube ist schon fast zwei Meter tief und während ein Bauarbeiter unten Sand, Kies, Lehmklumpen und Steine auflockert, dirigiert der Maschinist per Fernbedienung vom Rand aus den Saugarm seines Fahrzeugs behutsam hin und her. Denn auch wenn der Saugbagger "nur" mit einem Luftstrom arbeitet, vorsichtig muss sein Bediener trotzdem sein.
Zusätzliche Fernsteuerung erleichtert die Arbeit enorm
"Der Zug ist ganz ordentlich, ein lose verlegtes Kabel zieht er ein und reißt es notfalls dabei ab", erklärt Steffen Koch, der Besitzer des Fahrzeugs, "natürlich kommt die Saugleistung immer auf das Material und die Distanz an, über die es geht – bis zu 100 Meter sind möglich – aber so direkt wie hier, flutscht auch ein Pflasterstein locker weg. Den hört man dann nur noch drinnen rumrumpeln." Etwa 42.000 Kubikmeter Luft pro Stunde wälzen die großen Turbinen im Inneren des Aufbaus geräuschvoll um. Drei Saugstufen sind möglich, je nachdem, wie zäh das Material reagiert und wie weit gezogen wird. Angetrieben werden die Turbinen direkt vom Fahrmotor des MAN, der dabei im Stand ähnlich hart arbeitet, als wäre der Lkw mit 80 auf der Autobahn unterwegs. Aber ohne die Kühlung durch den Fahrtwind. Die Temperatur muss der Maschinist deshalb immer grob im Blick haben, genauso wie die Tankanzeige. Nach etwa zehn Stunden Volllast steht die fast auf null. Doch da die acht Kubikmeter Inhalt des Sammelbehälters heute schon nach kurzer Zeit voll sind, ist jetzt erstmal "Abladen" angesagt.
Karlheinz Blankenhorn baut das Rohrstück am Saugarm ab und verstaut es in einer Halterung am Heck. Dann manövriert er den MAN in Schrittgeschwindigkeit aus dem engen Baustellenbereich heraus – ohne drinzusitzen! "Dieses zusätzliche Feature der Fernsteuerung kostet extra und das nicht zu knapp. Doch es erleichtert die Arbeit ungemein. Denn sehr oft muss sich das Fahrzeug nur stückchenweise vorwärts bewegen. Wenn der Maschinist dafür immer ein- und aussteigen muss, wird er verrückt", beschreibt Steffen Koch, der den Saugbagger anfangs selbst gefahren und bedient hat. "In das normale Arbeiten mit dem Saugarm fuchst man sich rein und beim Fahren mit der Fernbedienung muss ich eben mitdenken. Dabei stehe ich vor meinem Fahrzeug und muss seitenverkehrt lenken. Alles eine Sache von Konzentration und Übung", meint Karlheinz Blankenhorn. Er arbeitet seit anderthalb Jahren mit dem Saugbagger, war vorher als Rohmilchsammler auf Tour, mit Kipper und Silo im internationalen Fernverkehr unterwegs und hat auch schon als Brechermaschinist im Straßenbau gearbeitet. Das eingesaugte Material kommt zu einem nahe gelegenen Sammelplatz des Kunden Omexom GA Süd GmbH. Dort öffnet der Fahrer den Deckel, beziehungsweise das Dach des Lkw, und kippt den Behälter seitlich ab.
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