Der eine oder andere Fahrer träumt still und heimlich davon, mit dem eigenen Lkw und den lieben Kollegen in einem richtigen Konvoi übers Land zu fahren. Gleich zweimal wurde dieser Traum für die 19 Fahrer der Spedition Resing in den vergangenen Jahren bereits wahr: 2016 und 2018, jeweils im Frühjahr. Doch die elegante Kolonne der grünen Lastzüge auf ihrer gut 60 Kilometer langen Reise von Gescher durchs platte Münsterland in die Nähe von Salzbergen, die in einem eindrucksvollen Video zu sehen ist, diente am Ziel vor allem einem Zweck: der bestmöglichen praktischen Weiterbildung.
Immer noch ist die verpflichtende Weiterbildung in den sogenannten Modulen, die laut Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz alle fünf Jahre absolviert werden muss, für viele Fahrer eher eine lästige Pflicht. Oft, weil sie staubtrocken und selbst im zweiten, teilweise nun dritten Durchgang seit 2009 ohne weiteren Erkenntnisgewinn in rein theoretischen Kursen stattfindet. Nicht so bei Gregor Resing (49), der nun in dritter Generation das Familienunternehmen leitet: "Meine Fahrer haben keine Lust, sich am Samstag in einen Raum zu setzen und nur zuzuhören. Daher machen wir gemeinsam mit dem Fahrtechnik- und Ausbildungszentrum Schulungen mit einem sehr hohen Praxisanteil." Oder anders gesagt, in Anlehnung an den Werbespruch einer bekannten Tageszeitung: Hinter jedem klugen Fahrer bei Resing steckt das FAZ.
Und so zeigt der schon angesprochene Film, mit welch großer Freude die Fahrer nicht nur, wie sonst üblich, mit der Sattelzugmaschine auf der Gleitfläche eine Vollbremsung hinlegen, sondern mit dem ganzen Gespann, sei es Glieder- oder Sattelzug. Oder mitten in der Kurve bremsen. "Das kostet mich pro Fahrer schon eine Stange Geld", sagt Resing, der auch einen vergleichsweise guten Lohn bezahlt, "aber auf Dauer lohnt sich diese Investition." Nicht nur, weil die Fahrer etwas mehr mitnehmen als Block und Bleistift. Es stärkt auch, wie die Weihnachtsfeier und die jährliche sommerliche "Pettkes-Fahrt" (eine Firmenfahrradtour über rund 30 Kilometer) das Gemeinschaftsgefühl.

Den Feuerlöscher richtig bedienen will gelernt sein
Kein Wunder also, dass bei einem Altersdurchschnitt der Fahrer von 45 Jahren die Liste der Stammbelegschaft Mitarbeiter wie Jörg Blommel ausweist, der seiner ersten Fahrerstelle seit 24 Jahren die Treue hält – und mit seinem heutigen Chef, der seit 2013 alleiniger Gesellschafter ist, noch gemeinsam auf Tour gegangen ist. Jörg fährt ein klassisches Gespann, einen zweiachsigen Actros 1845 mit einem dreiachsigen Anhänger. "Old School", betont er. Jörg unterscheidet sich von den meisten seiner Kollegen auch durch die wöchentliche Einteilung seiner Touren. "Ich bin zwei Tage im Nahverkehr unterwegs, dann auf einer langen Tour im Fernverkehr auf einer festen Runde nach Ostdeutschland. Dieser Rhythmus kommt mir sehr entgegen." Dazu ist er im Betrieb auch noch der anerkannte Experte für den digitalen Tachografen und beantwortet unterwegs Fragen der Kollegen zu den kniffligen Besonderheiten. "Ich gebe das weiter, was ich in Schulungen gelernt und mir durch eigene Kontakte, etwa zu Continental, zusätzlich angeeignet habe. Es gibt heute so viele Feinheiten, die einem in einer üblichen Schulung niemand erklärt."
Probleme mit den Sozialvorschriften gibt es bei Resing keine, was einerseits an der Planung des langjährigen Disponenten Thomas Schüring liegt, der rechten Hand des Chefs, andererseits am unternehmerischen Schwerpunkt. Das Gros der Fahrer arbeitet im Nah- und Regionalverkehr für die im Münsterland traditionelle und, zum Glück für die Spedition, immer noch existierende heimische Textilindustrie.
Montag früh geht es vorgeladen auf Tour, am Nachmittag steht der Lkw wieder auf dem Hof und wird bei Bedarf von Heinz Voss, einem der beiden Fahrer und Mechaniker in Personalunion, gewartet. "In der Regel sind es Garne, Gewebe oder Webketten, die wir zwischen den Herstellern zur weiteren Veredelung oder Färbung transportieren", erzählt Heinz, ein ausgewiesener Volvo-Fan. "Wir haben 50 bis 60 Kunden bis nach Ostwestfalen oder ins Rheinland. Wenn wir also mal Probleme mit Staus oder anderen Verzögerungen haben, können wir jederzeit die Mitarbeiter dort anrufen. Das macht für uns Fahrer vieles einfacher."
Auch André Flinkert, der den einzigen MAN der Flotte fährt und nach der Insolvenz seiner vorherigen Spedition, bei der er 16 Jahre lang gearbeitet hatte, über Mundpropaganda im September 2017 bei Resing anlandete, ist vom Weiterbildungskonzept seines neuen Arbeitgebers begeistert: "Früher war alles graue Theorie, jetzt lernen wir im praktischen Erste-Hilfe-Kurs, wie wir im Notfall tatsächlich helfen können oder wie wir einen Feuerlöscher richtig bedienen. Ansonsten haben mir die Kollegen hier sehr schnell die Abläufe gezeigt. Hätte ich das alles vorher gewusst, ich wäre schon viel länger hier!"
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