Der Fahrer des MAN TGX 18.460 der Spedition Brucker aus Aalen hatte keine Chance, Schlimmeres zu verhindern, als er am 29. Februar gegen 7.15 Uhr mit 20 bis 30 km/h vollbeladen unter Höchstbelastung des Motors die Schönegründer Steige der L 350 Richtung Besenfeld hochfuhr. Plötzlich hörte er einen lauten Knall, schrieb er später in den Schadensbericht. Er stieg sofort aus. Er sah Öl und wie bereits die ersten Flammen aus dem Motorraum schlugen. Beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Baiersbronn wenige Minuten danach stand das Fahrerhaus in Vollbrand. Dieser griff bereits auf den Auflieger über. Mit drei C-Rohren wurde der Lkw abgelöscht, besagt der Einsatzbericht. „In so einem Fall heißt es für den Fahrer nur raus und Tür zu“, sagt der Kommandant Martin Frey. „Mit einem mitgeführten Feuerlöscher hat er keine Chance.“
Es war bereits der zweite MAN von rund 15 Fahrzeugen dieser Baureihe in der Flotte der Spedition, der binnen eines guten Jahres in Brand geraten war. Geschäftsführer Arno Brucker hatte sich Anfang März zu dem am 24. Februar auf den bei eurotransport.de veröffentlichten Blogbeitrag „Achtung Brandgefahr!“ gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren erste Recherchen der Online-Meldungen über die Facebookseite „Lkw-Unfälle und Kontrollen“ noch ohne Gewähr auf Vollständigkeit von 25 Vorfällen ausgegangen. Dann brannte zwischen dem 26. Februar und dem 9. März jeden Tag ein MAN TGX ab – viermal auf einer deutschen Autobahn, einmal in den Niederlanden. Grund: ein technischer Defekts im Bereich der Zugmaschine. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren es nunmehr 45 Lkw vom Typ TGX aus den Baujahren 2017 bis 2019, die seit Anfang 2023 in Brand geraten waren.
Erste Hinweise: Wartungsintervalle
Schon zu den ersten Vorfällen hatte die Pressestelle von MAN geantwortet: „Motorschäden, die im seltenen Fall auch zu Brandereignissen führen können, schenkt MAN in der Produktbeobachtung hohe Aufmerksamkeit und analysiert im Falle des Falles mit der Expertise von Sachverständigen und in engem Austausch mit den Kunden die Ursachen. Im Rahmen solcher intensiver Untersuchungen hat MAN verschiedene mögliche Einflussfaktoren für Motorschäden identifiziert. Als Haupttreiber dafür stellten sich nicht fristgerecht durchgeführte Wartungsintervalle heraus.“ MAN selbst kam nach eigenen Angaben auf 35 Brandfälle im Jahr 2023, die aber nicht alle rekonstruiert werden konnten.
Seit der ersten Veröffentlichung des Problems gab es Rückmeldungen von betroffenen Unternehmern. Der Redaktion liegt vertraulich ein Gutachten einer Spedition aus Nordrhein-Westfalen vor, deren Fahrer mit seinem TGX 18.460 aus dem März 2019 im Herbst vergangenen Jahres vollbeladen in einer Baustelle der A 3 auf dem Weg von Köln nach Frankfurt ebenfalls einen lauten Knall vernahm. Er schaffte noch, den Sattelzug nach dem Ende der Baustelle auf dem Standstreifen abzustellen und versuchte vergeblich, den beginnenden Brand unterhalb der Fahrerkabine mit dem Handfeuerlöscher zu bekämpfen. Er brachte sich dann in Sicherheit. Später überreichte ihm ein nachfolgender Kollege das abgerissene Motorpleuel, das auf dem Asphalt lag.
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