Das perfekte Rezept für zwei ausgelassene Tage im Kreise echter Nutzfahrzeug-Fans? Wer das haben will, der fragt im besten Fall die Frauen und Männer hinter der Roadstars-Community von Mercedes-Benz Trucks. Spannende Einblicke hinter die Kulissen bei Deutschlands größtem Lkw-Bauer, schicke Lkw für ausgiebige Testfahrten und ein freies Areal, um sich mal richtig auszuprobieren am Steuer – das sind für sie nämlich nur die Grundzutaten. Die Geheimformel, die das Fünf-Roadstars-Menü abrundet und so einfach nicht zu kopieren ist, besteht nämlich aus zwei weiteren Elementen: Wertschätzung und Spaß im Umgang mit den Fahrern. Oder mit anderen Worten: Jörg Beuttenmüller.
Der Hintergrund: Jörg ist bei Mercedes-Benz Trucks bereits seit Jahren Teil des Teams, das die 2014 ins Leben gerufene Roadstars-Community managt – und das mit Herzblut. "Mitglied werden bei Roadstars kann man einfach übers Internet. Gebühren gibt‘s keine und man muss auch nicht Fahrer eines Mercedes sein", erklärt er. Trotzdem starten Jörg und seine Kollegen immer wieder Mitmachaktionen, verlosen Messetickets oder laden ein zu exklusiven Events wie der eActros 600 Experience, die 2025 dreimal stattfindet und Mitglieder aus ganz Europa willkommen heißen wird vor den Toren des Werks von Daimler Truck in Wörth am Rhein.
"Das ist auch für uns total spannend", sagt Jörg. "Die Diskussionen sind immer wieder aufs Neue kritisch und damit wertvoll für uns als Hersteller." Konkret kommen die Teilnehmer der 2025er Roadstars-Events nach der Besichtigung der Produktion mit den Entwicklern aus der Fahrzeugsicherheit ins Gespräch – und damit auch mit den Machern der Assistenzsysteme, mit denen jeder Fahrer fast alltäglich eigene Erfahrungen macht, die von wirklicher Relevanz sein können für die Arbeit an neuen Ausbaustufen der Technik.
Volle Kanone im EVZ
Jörg hat sichtlich Spaß am Austausch mit seiner Gruppe und freut sich, den Roadstars-Gewinnern an Tag zwei dann auch ein echtes Schmankerl bieten zu können: ein Sicherheitstraining auf dem Gelände des Entwicklungs- und Versuchszentrums (EVZ), eine Premiere. Verschiedene eActros und Actros stehen für einen straffen Slalom-Parcours und zwei Übungen mit voller Bremskraft parat. Erst erklären die Instruktoren vor diesen Testfahrzeugen die Aufgaben in der Theorie. Dann geht es schon ans Steuer und aufs Gas.
Im Slalom werden Motorwagen und Solo-Zugmaschinen durch die Gasse gezirkelt, mit vollem Einsatz am Lenkrad und Stück für Stück näher am Grenzbereich. Auf der Geraden dagegen gilt es, die Zügel stramm zu halten und schnurstracks auf Geschwindigkeit zu kommen, bevor es möglichst mit voller Kraft in die Eisen geht. Einmal geradeaus, einmal mit zusätzlichem Ausweichmanöver.
So manchem Teilnehmer wird bei diesem Programm schnell schwummrig. Kein Wunder: Die Hütte verneigt sich unter vollem Einsatz vor dem Asphalt, die Gummis qualmen und zum Stillstand gibt‘s noch einen fröhlichen Nachschwinger. Irre, was da für eine Dynamik in die Masse kommt! Und immer wieder erstaunlich, wie kräftig die Kolben die 40-Tonner zum Stehen bringen, wenn der Mann oder die Frau hinter dem Steuer schnell genug reagiert. Man hat es förmlich in den eigenen Händen, das ist vielleicht die wichtigste Botschaft, die aus dem Sicherheitstraining für die Praxis bleibt. Und, frei nach dem Motto junger Eltern beim Anlernen neuer Fahrradfahrer: Schau dahin, wo du hinfahren willst. Oder du landest genau da, wo du nicht sein wolltest – was auf dem Gelände des EVZ mit blauweißen Gummi-Pylonen als Hindernis zum Glück ein ums andere Mal ohne schmerzhafte Konsequenzen bleibt.
eActros 600 "leider geil"
Ganz ohne Herzschmerz geht so manches Roadstars-Mitglied von der 2025er Event-Reihe aber doch nicht nach Hause, so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein. Mit welchen Gesichtsausdrücken die Teilnehmer die abschließenden Testfahrten in Actros L und eActros 600 nämlich beginnen und mit welchen sie am Ende aussteigen, das spricht Bände. Wenn man doch überzeugt ist vom Diesel und dann fährt der Elektro-Truck so gut, das ist bitter! Wir fühlen mit euch, Jungs. Ohne Quatsch.
Mit Sebastian Sandmann zum Beispiel, Fahrer bei Hoyer und mit seinen 34 Jahren schon zwölf Jahre im Besitz des Lkw-Scheins. Er ist aktuell noch mit einem Antos mit Anhänger unterwegs und darf schon bald einen neuen Actros steuern. "Wie der eActros 600 fährt, das ist top. Eine super Leistung", sagt er. "Im Verteilerverkehr, beispielsweise beim Ausfahren von Heizöl zu Kunden in der Stadt, ist die Elektromobilität genau das Richtige. Aber wir sollten den Diesel auch nicht totreden. Meiner Meinung nach sollte der Kunde für sich frei entscheiden können. Wenn jemand europaweit im Fernverkehr unterwegs ist und deswegen einen Diesel braucht, muss das auch okay sein."
Timo Götzendörfer, der Holzpellets ausfährt mit einem Actros L, zeigt sich ebenfalls beeindruckt vom Antritt des eActros 600: "Die Leistung ist immer da, immer konstant. Die 40 Tonnen sind fast gar nicht zu spüren beim Beschleunigen, obwohl ich nur im Eco-Modus gefahren bin." Auch Uwe Smorra, selbständiger Transportunternehmer mit sieben Fahrzeugen, pflichtet ihm bei. "Vom Fahren her ist das kein Vergleich zum Diesel. Der eActros 600 fährt ruhiger, spritziger und leistungsstärker. Wenn man offen für den E-Antrieb ist, ist er dem Diesel vom Fahrgefühl her immer vorzuziehen. Und was die Bedienung angeht, habe ich mich auch sofort zurechtgefunden."
Für Uwe, der jeden Tag selbst am Steuer eines seiner Nutzfahrzeuge sitzt, ist der batterieelektrische Actros wie gemacht für Werkverkehre und Einsatzszenarien, in denen immer die gleichen Strecken gefahren werden. Außerdem lobt er die Hightech-Temposteuerung PPC, die auch für Kreisverkehre vorab ohne Zutun des Fahrers die passende Geschwindigkeit parat hat. "Für mich macht das den Eindruck, als würde die Technik mit dir mitarbeiten wollen und dich nicht bevormunden. Ganz toll", sagt er.
Optik? Geschmackssache.
Was das umstrittene Design der neuen ProCabin angeht, sind sich alle Teilnehmer wiederum einig, sich nicht einig zu sein. Für Uwe ist sie ein "schönes Ei", für Sebastian "gewöhnungsbedürftig, aber nicht hässlich." Es brauche eine passende Farbe, schicke Anbauteile, ein wenig Liebe zum Detail. Mit anderen Worten: das passende Rezept.