Zu viele Sentimentalitäten will sich Volker Bott nicht leisten. Als Chef der mittelständischen Spedition Kubo Transport GmbH & Co. KG im hessischen Breitscheid hat der 64-Jährige schließlich 80 Sattelzugmaschinen, 180 Trailer und 135 Mitarbeiter durch das raue Fahrwasser des Speditionsalltags zu steuern. Im 100. Jahr des Bestehens des Transport- und Logistikunternehmens darf der Kubo-Geschäftsführer kurz innehalten und einen Blick zurück auf die Anfänge werfen. "Karl Kuhlmann hat 1918 mit zwei Pferden und einem Leiterwagen angefangen, Kohlen aus dem Bergwerk zur nahe gelegenen Hütte zu schaffen", erzählt Bott. Pferd und Wagen habe der Firmengründer beim Kartenspiel von Soldaten gewonnen, die von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs in die Heimat zurückströmten. Die Feldgrauen kamen mit sechs Haflingern an und mussten mit nur vier weiterziehen.

1998 kam der erste DAF 95 XF mit 430 PS auf den Hof
Spielschulden waren Ehrenschulden. Zu der Zeit liefen die Transportgeschäfte gut. Neben Kohle gehörten auch Holz, Pflastersteine und Schotter für den Eisenbahnbau zur Ladung. Schnell kamen weitere Gespanne hinzu. In den 30er-Jahren kaufte Kuhlmann die erste Deutz-Arbeitsmaschine und zwei Opel Blitz mit handbetriebenem Kippaufbau. Lange währte die Freude nicht. Mit Kriegsbeginn zog die Wehrmacht nicht nur die beiden Söhne, sondern auch einen Opel Blitz und vier Pferde zum Kriegsdienst ein. Jetzt schlug die Stunde von Tochter Maria: Zusammen mit ihrem Vater schmiss sie fortan den Laden. Der zweite Blitz blieb den Kuhlmanns erhalten und sammelte Milch bei den Bauern für die Molkerei in Herborn ein. 1945 fiel er einem Fliegerangriff zum Opfer. Nach Kriegsende kehrten die beiden Kuhlmann-Söhne lädiert zurück, der eine mit nur einem Arm, der andere mit Erfrierungen. Gemeinsam wagte die Familie den Neuanfang mit zwei Pferden, einem defekten Deutz und einem kleinen Traktor. Ersatzteile und fahrbares Material mussten her. Beides besorgte man sich mit viel Geschick über die Kreisbehörde und aus Restbeständen der Wehrmacht. Maria Kuhlmann heiratete 1946 Gerhard Bott, den Vater des heutigen Firmenlenkers. Damit war der Grundstein für das gemeinsame Speditionsunternehmen Kubo (steht für Kuhlmann und Bott) gelegt, das aber erst 1970 als Kubo Transport KG aus der Taufe gehoben wurde und seit 1998 als GmbH firmiert. Im gleichen Jahr wurden die Bande zum BFS Bremsen- und Fahrzeug-Service in Siegen enger.
Der erste DAF 95 XF mit 430 PS kam auf den Hof und hatte sich auf Anhieb bewährt. Zuverlässig und wartungsarm verrichtete die Sattelzugmaschine ihren Dienst und hatte zum Schluss 1,6 Millionen Kilometer abgespult. Solch betagte Veteranen sind bei Kubo die Ausnahme. In der Regel sind die Zugmaschinen kaum älter als fünf Jahre, manche mit Wartungsvertrag über eine Million Kilometer auch sieben Jahre. Inzwischen ist die DAF-Flotte bei Kubo auf 44 Sattelzugmaschinen angewachsen und macht mehr als die Hälfte der ziehenden Einheiten aus. Auf den Siegener DAF-Partner lässt Volker Bott nichts kommen. Als im Krisenjahr 2008 neue Lkw angeschafft werden mussten, aber die Banken den Hahn zudrehten, sprang BFS-Geschäftsführer Johannes Hoof in die Bresche. BFS kaufte selbst zehn DAF und vermietete die XF an Kubo, bis finanziell die komplette Übernahme möglich war. Das Risiko für BFS war überschaubar, schließlich war und ist KUBO breit aufgestellt. Wichtigster Auftraggeber ist die Friedhelm-Loh-Gruppe in Haiger. Für deren Systemanbietersparte Rittal fährt Kubo im nationalen und internationalen Fernverkehr regelmäßig Schaltschränke sowie Stromverteilungs- und Klimatisierungsanlagen in die norddeutschen Vertriebs- und Logistikzentren, ins Ruhrgebiet sowie nach Belgien und in die Niederlande. Rückladung ist häufig Stahl, der für die Tochterfirma Stahlo in die Rittal-Werke transportiert werden muss. Daher ist ein Großteil der Lastzüge für den Coiltransport präpariert und mit Schwerlastgenehmigung bis 45 Tonnen ausgestattet.
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