Es ist fünf Uhr morgens, als Claus und Benny den Volvo in das enge Firmengelände der Körschtal-Forellen zirkeln. "Das Wichtigste ist immer, dass die Tiere so schnell wie möglich abgeladen werden", unterstreicht Benny. Natürlich sind auch Fische gestresst, im schlimmsten Fall sogar so sehr, dass sie sterben können. Das wollen natürlich weder Lieferanten noch Kunden.
Eine berechtigte Frage ist, warum man überhaupt Fische – heute sind es Regenbogen- und Lachsforellen – in Dänemark züchtet und sie mit einem Spezialtransporter nach Deutschland fährt. Claus ist der Bruder des Geschäftsführers und in den Betrieb hineingeboren. "Bei uns ist das Geschäft mit den Fischen ein Wirtschaftszweig. Es gibt viele Zuchtfarmen, und fast alles geht an unsere Kunden in Deutschland und Österreich. Die Dänen selber essen gar keine Forellen. Wir mögen lieber Dorsch und so, also Salzwasserfische", lacht er. Bereits 1928 begann im Unternehmen der Export von Fischen. Damals per Schiene und in kleinerem Umfang. Anfang der 90er-Jahre litt der Betrieb unter der schlechten Preispolitik für Fisch. "Die Kurse waren total am Boden, und mein Vater musste was unternehmen", erläutert Claus. So fand er einen ersten Abnehmer in Hamburg, und schnell sprach sich die gute Qualität herum. Heute hat das Unternehmen rund 70 Großkunden. Er und Benny teilen sich die Fahrt. "Es ist wirklich stressig. Wir haben eben lebende Tiere geladen, und eine Tour darf in der Regel maximal 21 Stunden dauern", erzählen die beiden.

Benny ist seit 1987 im Betrieb als Fahrer tätig. "Davor habe ich Kuhfutter gefahren." Dass der Fahrerjob wenig beliebt ist, können beide verstehen. Der Zeitdruck sei hoch, und junge Leute möchten lieber zu Hause bleiben. Dennoch mögen die beiden ihre Arbeit und könnten sich schlecht eine andere vorstellen. Nach zwei Tagen auf dem Bock bleibt wenig Zeit für Erholung. "Wenn wir zurückkommen, müssen die Behälter gereinigt und desinfiziert werden. Und dann wird neu geladen. Das macht dann mein Bruder, und wir haben Pause", erklärt Claus. Im Gegensatz zu "normaler" Ware reicht hier eine Fahrt ins Depot natürlich nicht aus. Die Fische haben Wachstumsphasen und die Kunden Wünsche: zum Beispiel bezüglich der Rasse, Größe und Qualität. "Wir müssen uns also mit den ganzen Zuchtfarmen absprechen und teilweise verschiedene Händler anfahren, damit jeder Kunde das bekommt, was er möchte." Teils werden die Tiere vor Ort gekäschert oder mit einer Pumpe in die Behältnisse gesaugt.
Fuhre mit 40 Tonnen
Sechs dieser Bassins passen auf den Motorwagen, weitere sechs auf den Anhänger. Bei beengten Verhältnissen, so wie heute, muss erst abgekuppelt werden. Sonst wäre das Anfahren und Abladen gar nicht möglich. Losgefahren sind die beiden mit fünf Tonnen Fisch, insgesamt etwa 15.000 Stück. Der Rest ist Wasser und bringt die Fuhre auf 40 Tonnen. Acht Ladungen gingen nach Braunschweig und Karlsruhe, die letzten vier Einheiten nach Denkendorf bei Stuttgart. Das Entladen geht wahnsinnig schnell. Innerhalb von 15 Minuten schwimmen Regenbogen- und Lachsforellen in den neuen Teichen. Das gelingt über eimerdicke Schläuche und eine Pumpe. Claus und Benny sind froh, dass alle Fische einen fitten Eindruck machen. "Wir müssen natürlich auch während der Fahrt den Sauerstoffgehalt im Auge behalten. Ganz besonders im Sommer, wenn es sehr warm ist. Für Notfälle haben wir Sauerstoff für zwei Tage geladen", sagt Claus.
Im Anschluss an unser Interview geht es in die Lenkzeitpause. Und wer schläft oben? "Ich! Immer ich schlafe oben!", lacht Benny. Für die Rast an einem Autohof reicht auch heute die Zeit leider nicht. Dabei sind sich beide einig: Das Essen in Deutschland sei super. Benny ergänzt: "Am liebsten mag ich Schnitzel mit Bratkartoffeln und einer leckeren Soße."