Dauerproblem mangelnder Nachwuchs: Der Fahrermangel und seine Folgen

Dauerproblem mangelnder Nachwuchs
Der Fahrermangel und seine Folgen

Die derzeit in allen Medien beklagte demografische Falle im Transportgewerbe ist nicht neu. Sie kocht nur gerade aufgrund der Folgen des Brexits hoch. Und führt zu Verwerfungen auf dem Fahrermarkt.

FF 12/2021 Brennpunkt Fahrermangel Nachwuchs Lkw-Fahrer gesucht
Foto: Hüer Transport

Das Foto zeigt Patrycja und Oliver Hüer. Schon öfter hat FERNFAHRER über die von ihnen 2004 gegründete Hüer Transport und Logistik GmbH aus Münster berichtet. Das auf nationale Baustofflogistik spezialisierte Unternehmen hat heute einen Fuhrpark von 65 Lkw, davon 45 im Fern- und 20 im Nahverkehr. Die Lkw-Marken sind Scania, Mercedes-Benz, DAF und MAN.

Hüer will weiter wachsen, und so schaltet Geschäftsführer Oliver Hüer derzeit vor allem bei Facebook Anzeigen zur Fahrersuche. So wie unzählige andere namhafte Speditionen auch. Sehr persönlich, mit großer Offenheit, denn die Arbeitgeber in der Logistik sind derzeit schwer im Nachteil. Zunächst eher unbemerkt hat sich ein Fahrermarkt entwickelt. Und das sei bedenklich, so Hüer.

Drohende demografische Falle

BKF Azubis Ausbildungszahlen Statistik 2020
ETM
Nachwuchsmangel: Die Zahl der abgeschlossenen Verträge zur dreijährigen Berufskraftfahrerausbildung in Deutschland schwankt laut DIHK seit zehn Jahren wie die Zahl der bestandenen Prüfungen.

Aktuelle Meldungen über den akuten Fahrermangel in Großbritannien, verursacht durch den Brexit zum Jahreswechsel, durch den vor allem osteuropäische Fahrer die Insel verlassen haben, tauchen täglich in den Medien auf. Auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) lässt vornehmlich durch seinen Vorstandssprecher Professor Dirk Engelhardt nicht locker, auf die drohende demografische Falle hinzuweisen. Nach seiner Lesart fehlen derzeit bereits 60.000 bis 80.000 Fahrer. Die Rechnung ist einfach: Ein Drittel der derzeit etwa 571.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fahrer nur im gewerblichen Güterverkehr ist über 55 Jahre alt. Da jedes Jahr ein Teil von ihnen in Rente geht, mangelt es an Nachwuchs – auch, weil die Bundeswehr nicht mehr wie einst Zigtausende meist junge Männer mit Lkw-Führerscheinen versorgt. Die Lücke beläuft sich laut BGL auf jährlich etwa 17.000 Fahrer. Aus der dreijährigen Ausbildung bleiben pro Jahrgang etwa 1.700 bis 1.800 junge Menschen übrig. Die Schnellausbildung zum EU-Berufskraftfahrer, an deren Ende die 95 nach der beschleunigten Grundqualifikation zum Steuern eines Lkw berechtigt, führte zuletzt mehr Absolventen – rund 18.000. Im Coronajahr 2020 waren es nur rund 15.000 gewesen.

Auf diese ständige Lücke hatte das Bundesamt für Güterverkehr bereits 2013 hingewiesen. Damals betrug die Quote der Fahrer aus Osteuropa, die diese Lücke füllten, noch neun Prozent. Mittlerweile sind es 21 Prozent. Der Transportbranche ist das rein statistische Defizit also schon lange bekannt. Doch hinter den nackten Zahlen verbirgt sich ein größeres Problem: der qualitative Mangel.

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