Der Ablauf ist perfekt eingespielt. Am frühen Nachmittag kommt Vanessa Czipanski mit ihrem Sattelzug auf das Gelände der Dachser-Niederlassung in Dortmund, einem der 70 deutschen Standorte des Logistikunternehmens mit der Zentrale im bayrischen Kempten. Sie bringt schnell die Frachtpapiere ins Büro, dann steuert sie schon das ihr zugewiesene Tor des Umschlaglagers auf der anderen Seite an. Kein Motorgeräusch ist zu hören. Denn seit der Abholung des MAN eTGX 450, einem Vorserienmodell als Ultralowliner, am 21. Februar bei MAN in München, fährt sie stromgetrieben. "Es macht so einen Mega-Spaß damit unterwegs zu sein", lacht sie, "man merkt eigentlich gar nicht, dass man einen Lkw fährt."
Um sechs Uhr in der Frühe ist sie nach der Abfahrtkontrolle mit dem in der Nacht vorgeladenen Doppelstockauflieger mit einer maximalen Ladekapazität von 67 Paletten los-gefahren. Diesmal zwei Kunden in Bönen und Hamm für die Auslieferung, zwei Kunden in Hamm und Soest zur Abholung. Jeweils Stückgut auf Paletten. "Ich fahre jeden Tag in ein anderes Gebiet im Radius von einhundert bis einhundertfünfzig Kilometern. Und fast überall, wo ich mit meinem eTGX hinkomme, gibt es andere Fahrer, die sich dafür interessieren, ob ich damit überhaupt hinkomme. Klar, sage ich dann. Auf meinen Tagestouren ist da immer noch reichlich Reichweite."
Denn nachdem Vanessa den Auflieger abgekoppelt hat, fährt sie zum Feierabend noch schnell zur eigens für sie reservierten Ladesäule vom Typ ABB A 400 mit zwei langen Anschlusskabeln zum seitlichen Ladepunkt des eTGX. In rund 30 Minuten sind 130 kWh nachgeladen. "Für uns Fahrerinnen und Fahrer bei Dachser ist diese Ladezeit Pause", sagt Vanessa, "denn wir können in dieser Zeit überall hin, auch in unsere eigene Kantine." Sie lässt den Lkw aber gleich dort stehen. Denn bald darauf wird ihr Kollege Vasko Panov, dessen Namenschild auf der Beifahrerseite hinter der Windschutzscheibe steckt, den quasi doppelt vorgeladenen Sattelzug übernehmen. "Vasko fährt in unserem Netzwerk eine der nächtlichen Begegnungsverkehre und hat eine Reichweite von etwa 530 Kilometern. Das machen wir fünf Tage die Woche, bei etwa 700 Kilometern am Tag ist unser MAN also bereits rund 100.000 Kilometer gelaufen. Ohne jegliche Probleme."
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