Die betriebseigene Werkstatt der Spedition Wiedmann & Winz sorgt für einen mobilen Fuhrpark. Auch Drittkunden nehmen den markenübergreifenden "Power-Service" gerne in Anspruch.
Als Dr. Micha Lege im Mai 2012 die Autobahnabfahrt 20 Kilometer vor Geislingen an der Steige verließ, sah er eine riesige schwarze Rauchsäule. Nicht im Traum hätte der Geschäftsführer der Spedition Wiedmann & Winz und Präsident des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) damals gedacht, dass es sich dabei um einen Großbrand auf dem eigenen Betriebshof handelt. „Wir hatten damals riesiges Glück, dass die hiesige Feuerwehr unter Einsatz von 120 Mann ein Übergreifen des Feuers auf Lager und Betriebsgebäude verhindern konnte“, berichtet Lege rückblickend. Doch die betriebseigene Werkstatt, die der Spedition seit 1974 gute Dienste leistete, lag am Ende des Tages in Schutt und Asche.
Wiederaufbau der betriebseigenen Werkstatt als Herkules-Aufgage
Entscheidung zum Neubau fiel schnell. Lege besuchte damals viele Werkstätten. Lief auf der Automechanika 2012 von Stand zu Stand, um sich mit dem aktuellen Stand der Technik vertraut zu machen. "Eine Herkules-Aufgabe", erinnert sich der Geschäftsmann, "denn schnell kamen bei der Planung noch eine Waschanlage und eine Tankstelle mit einem 100.000-Liter-Tank hinzu". Denn von Anfang an sei klar gewesen, dass man mit Drittkunden aus der Region Geschäfte machen wollte, damit sich der 2014 eröffnete Neubau auch rechnet. Heute ist das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfahrzeugen etwa 50 zu 50. Spediteurskollegen, ein Betonwerk, Stahlhändler und Handwerker lasten den Sieben-Personen-Betrieb voll aus.
Wiedmann & Winz: Den Fuhrpark im Griff
"Irgendwann haben wir einfach aufgehört, für unsere Werkstatt Werbung zu machen", sagt der Geschäftsführer. Der eigene Fuhrpark von Wiedmann & Winz besteht laut Lege aus rund 100 eigenen Zugmaschinen und 18-Tonnern aus dem Hause Mercedes-Benz. Zweimal täglich werden hierfür Original-Ersatzteile angeliefert. Dazu kommen 130 Auflieger. Bei den vornehmlich eingesetzten Curtainsidern setzt die schwäbische Spedition vorwiegend auf Krone. Entsprechend ist der Betrieb auch als Krone-Service-Point zertifiziert. Weitere Ersatzteile bezieht die Werkstatt von Teilelieferanten wie Europart, Winkler und Würth. Als Fleetboard-Kunde gehört für den hauseigenen Truckservice die vorausschauende Instandsetzung zum Tagesgeschäft. Damit arbeitet die Werkstatt nach Angaben des Geschäftsführers weitgehend autark – abgesehen von Garantie relevanten Reparaturen. Ältere Fahrzeuge werden bei Wiedmann & Winz zeitwertgerecht instandgesetzt – auch wenn die Werkstatt hauptsächlich Originalteile verbaut. Das liegt nach Angaben von Lege daran, dass die Fahrzeuge meist nach einer Laufleistung von 600.000 bis 700.000 Kilometer wieder verkauft werden. Die Vermarktung übernimmt Wiedmann und Winz dabei selbst.
E-Lkw fern der Realität
Auf alternative Antriebe ist die Werkstatt von Wiedmann & Winz derzeit noch nicht eingestellt. Grund: Im Fuhrpark der schwäbischen Spedition mit deutschlandweit neun Dependancen finden diese kaum statt – abgesehen von vier LNG-Zugmaschinen. Denn ein Freund von Insellösungen ist Lege nicht, das gilt auch für die Elektromobilität. Das liege zum einen daran, dass es derzeit keine Zugmaschinen gebe, die für den speziellen Einsatz bei Wiedmann & Winz infrage kommen. Zum anderen fehle es an der Kostenparität zu Dieselfahrzeugen und an der Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur. "Ich habe persönlich mit unserem Netzbetreiber aus der Region gesprochen, mit der abschließenden Erkenntnis, dass die erforderliche Ladeleistung hier am Stammsitz in Geislingen eine echte Illusion ist", berichtet Lege ernüchtert. Dabei ist er überzeugt, dass sich in Zukunft neue Antriebstechnologien wie H2- oder batteriebetriebene Lkw durchsetzen. "Ich bin selbst schon E-Lkw in Wörth gefahren und bin begeistern davon, welche Kraftreserven man bei der Autobahnauffahrt zur Verfügung hat, auch im vollbeladenen Zustand", erklärt der Branchenprofi.
E-Fuels und HVO-100-Diesel um Flottenemissionen zu senken
Bis die dafür notwendige Infrastruktur geschaffen ist, sei der schnellste Weg zu CO2-Einsparungen im Verkehr allerdings ein ambitionierter Markthochlauf erneuerbarer Kraftstoffe wie E-Fuels und HVO 100. Damit ließe sich bereits in der aktuellen Flotte massiv CO2 einsparen, ohne dass neue Lkw, rohstoffintensive Batterien oder eine neue Netzinfrastruktur aufgebaut werden müsste. "Ohne die Mitnahme der Altfahrzeuge wird Europa an den selbst gesteckten Klimazielen scheitern", attestiert Verbandspräsident und Geschäftsführer Lege, denn es seien noch Millionen von Diesel-Lkw auf der Straße und diese werden seiner Meinung nach auch noch die nächsten 10 bis 15 Jahre das Straßenbild dominieren. "Wir sind alle für den Klimaschutz, doch die neuen Antriebstechnologien müssen in der Praxis funktionieren. Wenn wir schlussendlich nicht nur dekarbonisiert, sondern auch deindustrialisiert sind, ist am Ende des Tages niemandem geholfen."
Foto: mail@dieterrebmann.de
Die Werkstatt von Wiedmann & Winz in Zahlen
Name: Wiedmann & Winz Truckservice
Anschrift: Neuwiesenstraße 15 u. 18, D 73312 Geislingen/Steige
Telefon: +49–7331-2000-0
Email: mail@wiedmann-winz.de
Mitarbeiter: ein Meister, drei Monteure, ein Azubi, eine Hilfskraft, eine Halbtagskraft zuständig für das Büro
Werkstattausstattung (Auswahl): Hebeanlage für bis zu zwei Auflieger, beheizte Grube für bis zwei Lkw, Prüfhalle mit Grube und Bremsenprüfstand, Deckenkran für den Getriebeausbau
Leistungen (Auswahl): turnusgemäße Prüfungen, alle gesetzlichen Untersuchungen und Wartungen, markenübergreifende Reparaturen, Getriebeinstandsetzung, Trailer-Instandsetzung (Krone Trailer Point), Unfallinstandsetzungen, Bremsendienst, Abschleppdienst, Klimaservice, Reifenservice
Besonderheiten: Waschanlage, Abschlepp- und Servicefahrzeug, Staplerservice inklusive Servicemobil, Fußbodenheizung in der Werkstatthalle, Trucker-Lounge
